Mallorca Zeitung

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Anfänger, Fortgeschrittene, Profis: Fünf Tipps für Touren auf Mallorca von einem professionellen Wanderführer

Herbstzeit ist Wanderzeit. Wer sich auskennt, hat mehr Spaß und verpasst ganz sicher keinen auf dem Weg liegenden Aussichtspunkt

Kennt sich nicht nur in den Bergen der Insel gut aus: Mallorca-Resident Hendrik Uhlemann. | FOTO: MALLORCA ACTIVITIES

Ob eine Rundwanderung im Inselinneren (1), eine Küstenwanderung von Bucht zu Bucht (2), eine mittelschwere Wanderung in der Tramuntana (3) oder zwei Anstiege (4 und 5) hoch hinaus für Profis – Wanderführer Hendrik Uhlemann beschreibt für die MZ fünf Touren mit verschiedenen Niveaus, wobei die erste Tour die leichteste, die fünfte die schwierigste ist.

Uhlemanns Karriere als guía begann vor 16 Jahren. Damals hatte der Ingenieur, der seit 2005 auf Mallorca lebt, zunächst Spaß daran gefunden, Freunde durch die Berge zu führen. 2008 gründete er dann die Incoming-Agentur Mallorca Activities. Mit ihr organisiert der gebürtige Dresdener mittlerweile auch für einen der größten Wanderreisen-Veranstalter, ASI-Reisen, geführte Wanderungen.

1. Rundwanderung zum Kamel

Sehen Sie hier ein Kamel (Es Camell)? MALLORCA ACTIVITIES

Diese leichte Rundwanderung nahe dem in Uhlemanns Augen oft fälschlicherweise als Kloster Lluc bezeichneten santuari (Heiligtum) eignet sich gut für Familien. „Es gibt viele Felsen und Steine, auf denen die Kids klettern können“, so der studierte Ingenieur. Zudem geht es an einer skurrilen Steinfigur vorbei, in der mit etwa Fantasie der Umriss eines Kamels zu erkennen ist (Es Camell).

Die Wanderung beginnt am Haupteingang des santuari. Von dort aus biegt man nach links ab, kreuzt einen Fußballplatz und folgt der Ausschilderung „Es Camell“. Es geht zehn Minuten lang und ein paar Stufen nach oben. Dann folgt man dem Schild „Menut“. Es geht wieder leicht bergab. Nun ist ein Steingarten zu bestaunen. In der Baumschule der Finca Pública de Menut lernen Wanderer dann noch etwas über die heimischen Arten. „Der Raum ist immer auf“, so Uhlemann. Im Anschluss geht es etwa 15 Minuten lang bergauf. Dabei muss man einen botador, eine Art Leiter, übersteigen.

Gute Aussicht

Oben angekommen, begibt man sich dann auf den klassischen GR-Weg. Folgt man der Ausschilderung nach Lluc – nicht nach Pollença –, kommt man nach etwa zehn Minuten an einen Aussichtspunkt. Von hier aus kann man ins Tal von Lluc hinabblicken. Auch eine restaurierte Köhlerhütte liegt auf dem Wegstück. Es geht bergab, an der öffentlichen Herberge Son Amer vorbei. Weiter der Ausschilderung nach Lluc folgen! Auch eine ehemalige Wassermühle passieren Spaziergänger noch.

Strecke: 8 Kilometer, Dauer (jeweils reine Gehzeit): 1,5–3 Stunden, Höhenunterschied: circa 150 Meter, Informationsmaterial: an der Rezeption des „santuari“ – unterwegs gibt es zudem Kästen mit Wanderkarten (nicht immer sind aber welche verfügbar).

2. Das Meer immer im Blick

Es geht immer entlang der Küste von Bucht zu Bucht. Mallorca Activities

Diese Wanderung, die sich ebenfalls für Einsteiger sowie auch geübte Familien eignet, ist perfekt für Küstenliebhaber und alle, die den Naturpark Llevant kennenlernen wollen. Nach einer wegen der vielen Schlaglöcher nur mühsam zu befahrenen Straße können Besucher auf der Carretera Camí de Cala Mitjana parken. Von dort aus geht es Richtung Meer, zur Cala Torta. Das letzte Stück ist ein ausgetretener Weg. Nach 15 Gehminuten erreicht man von der Cala Torta aus schon die zweite Bucht, die Cala Mitjana.

Von Bucht zu Bucht

Nach 15 weiteren Minuten auf dem Küstenpfad ist die Minibucht Cala Estreta erreicht. Sie macht ihrem Name – estreta bedeutet „eng“ – alle Ehre. Bis zur nächsten Bucht namens Cala des Matzoc wandert man dann eine gute halbe Stunde weiter durch die raue Küstenlandschaft. Von dort aus erblickt man auch die Torre de Albarca. „Der Turm stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist einer von über 50 Wachtürmen Mallorcas“, so Uhlemann. Und wie auch bei anderen Türmen, lohnt sich der kurze Aufstieg: „Bei gutem Wetter kann man bis nach Menorca schauen“, so der Wanderführer.

Passendes Schuhwerk

Da der Küstenweg zum Teil sehr steinig und felsig ist, besser Wanderschuhe anziehen! Bevor man das Endziel der Wanderung erreicht, s’Arenalet des Verger, kommt man noch an der sandigen Bucht Sa Font Salada vorbei. Hier kann man die Mini-Insel Faralló d’Albarca bewundern. Nicht einmal zehn Minuten später erreicht man das Ziel. „Wenn es regnet oder sehr heiß ist, sollte man diese Wanderung nicht machen. Bis auf ein kurzes Stück durch einen Kiefernwald nach dem Wachturm gibt es keine Unterstellmöglichkeit“, so Uhlemann. Wer ins Wasser springen will, sollte vor allem bei Wind aus Norden und Nordosten vorsichtig sein. „Es kommt womöglich zu gefährlichen Strömungen. Besser nicht zu weit hinaus-schwimmen!“, rät Uhlemann.

Strecke: 12 Kilometer, Dauer: hin und zurück 4 Stunden, Höhenunterschied: 200 Meter, Informationsmaterial: Besucherzentrum Parc Llevant.

3. Historischer Postweg

Wald- und Panoramawege gibt es auf dem alten Postweg. Mallorca Activities

Noch geübter sollten Wanderer dieser Route sein, auf der man sowohl die Tramuntana-Küste sieht als auch in zwei Dörfern mit Einkehrmöglichkeit vorbeikommt. Die Rückfahrt ist mit dem Überlandbus (TIB) möglich. Um auf dem alten Postweg von Esporles nach Estellencs zu wandern, parkt man am besten auf dem Parkplatz von La Granja. Hier folgt man zunächst etwa 100 Meter der Hauptstraße Richtung Banyalbufar. Auf dem bekannten GR 221 geht es dann über den Camí des Correu in Richtung des Ortes weiter.

Der Wanderweg verläuft zwar über feste Wege, der Untergrund ist allerdings oft sehr steinig. Also passendes Schuhwerk anziehen! Circa eine halbe Stunde lang führt der Weg zunächst bergauf. Nach insgesamt einer Dreiviertelstunde vom Parkplatz aus blickt man hinunter aufs Meer. Beim Abstieg nach Banyalbufar kann man dann den beeindruckenden Terrassenanbau bewundern. Im Ort der Straße folgen. Hier wartet die ein oder andere Einkehrmöglichkeit.

Blick auf Sa Dragonera

Nach einer Stärkung geht es am Ortseingang auf dem GR 221 weiter in Richtung Estellencs, zunächst leicht bergauf. Einfach den Schildern folgen! Wanderer können dann einen Blick auf die Spitze der Dracheninsel Sa Dragonera erhaschen. Im Anschluss führt der Weg leicht bergab. Nach einem kurzen Stück auf der Straße erreicht man den Zielort. Von dort aus kommt man direkt per Bus nach Esporles zurück. Wer aber noch weiter wandern will, kann in einer guten halben Stunde bis zur Cala Estellencs hinuntergehen.

Strecke: 12 Kilometer, Dauer (einfache Strecke bis Estellencs): 4,5 Stunden, Höhenunterschied: circa 400 Meter, Informationsmaterial: caminsdepedra.conselldemallorca.cat

4. Auf den dritthöchsten Gipfel der Insel

Der Puig de Massanella ist der dritthöchste Gipfel der Insel. Mallorca Activities

Diese Wanderung zum auf 1.364 Metern über dem Meeresspiegel liegenden Puig de Massanella beginnt an der Repsol-Tankstelle von Lluc. Zunächst geht man etwa 200 Meter auf der Straße entlang in Richtung Caimari (GR 222). An der ersten Weggabelung biegt man rechts ab. Nach zehn Minuten kommt man zum Häuschen der Finca Massanella. Dort zahlen Residenten 4 Euro, Touristen 6 Euro für den Zutritt zum Privatgelände. Dann folgt man zehn Minuten lang dem Weg, biegt später links in den Wald ein. „Ab da ist der Weg nur noch durch Steinmännchen und rote Farbkleckse ausgeschildert“, so Uhlemann.

15 Minuten später gelangen Wanderer auf einen breiten Forstweg. Bitte links halten! Nach einer guten halben Stunde erreicht man den Sattel. Rechter Hand zeigt ein Pfeil auf einem Steinquader den Weg hinauf zum Massanella. Im Zickzack geht es auf einem schmalen Weg eine Dreiviertelstunde lang nach oben. Man gelangt dann erneut an eine Steinsäule, auf der zwei Wege ausgeschildert sind. „Man sollte den rechten nehmen. Er ist einfacher zu begehen“, so Uhlemann. Nach einer Stunde sind auf einem Plateau alte Schneehäuser zu bestaunen – hier wurde früher Eis produziert und ins Tal geschafft.

Ausblick als Belohnung

Von hier aus ist es noch eine gute Dreiviertelstunde bis zum Gipfel. Als Belohnung gibt es jetzt schon einen Blick über die ganze Insel: bis nach Palma und bei gutem Wetter Menorca. „Wer auf dem Weg nach oben Nebel oder Wolken sieht, sollte nicht weitergehen. Die Orientierung fällt so schwer, man sieht die Steinmännchen nicht mehr und riskiert, sich zu verlaufen. Auch bei einer Warnstufe wegen Windes kann die Wanderung schnell gefährlich werden“, warnt Uhlemann. Knöchelhohe Schuhe sind Pflicht. Zudem empfiehlt der Wanderführer wegen des langen steinigen Abstiegs Stöcke.

Strecke: 12 Kilometer, Dauer (insgesamt): 4,5 Stunden, Höhenunterschied: 850 Meter, Informationsmaterial: puigdemassanella.com

5. Trittsicher am Seil entlang

Der Aufstieg zum Puig Tomir eignet sich nur für sehr erfahrene Wanderer. Mallorca Activities

Die Wanderung zum Felskoloss Puig Tomir, der auf 1.103 Metern über dem Meeresspiegel liegt, sollte man an der Berghütte Son Amer beginnen. Ganz in der Nähe gibt es einen eigenen Parkplatz. Von dort aus folgen Wanderer dem GR 221 in Richtung Pollença. Nach etwa eineinhalb Stunden kommen sie an der Quelle von Binifaldó vorbei. Nach dem Überstieg über eine Mauer ist rechts der Puig Tomir ausgeschildert. Man folgt dann etwa zehn Minuten lang einem schmalen Pfad, der durch einen Wald führt.

Hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit

Der Weg wird dann sehr steil, ist also nur für sehr erfahrene Wanderer geeignet. „Sie sollten zudem eine hohe Trittsicherheit haben und schwindelfrei sein. Man kommt an zwei per Seil gesicherten Abschnitten vorbei und muss zudem einige an der Wand befestigte Metallstufen hochsteigen“, so Uhlemann. Wer das nicht gewohnt sei, könne vor allem beim steilen Abstieg schnell an seine Grenzen kommen.

Generell rät der Wanderführer: Wer an irgendeiner Stelle einer Tour ein mulmiges Gefühl hat, sollte mit dem Kopf statt mit dem Herz entscheiden und im Zweifelsfall umdrehen. Zum Vorgipfel ist der Anstieg dann noch relativ flach. Man hat von dort eine atemberaubende Aussicht bis nach Menorca. Linker Hand sieht man dann schon das Ziel, den Gipfel des Puig Tomir. Man erreicht ihn nach circa einer weiteren Dreiviertelstunde. Die hier stehende Steinsäule ist nicht umsonst ein beliebtes Fotomotiv. Auch für diese Wanderung rät Uhlemann wegen des Gerölls zu knöchelhohen Schuhen sowie Stöcken.

Strecke: 16 Kilometer, Dauer: 5 Stunden, Höhenunterschied: 690 Meter, Informationsmaterial: Besucherzentrum Ca s’Amitger

Diese Tipps vom Profi beachten: Um zu wissen, welche Wanderungen sich Einsteiger zutrauen können, ist etwa entscheidend, wie lange sie schon Sport betreiben. Im Zweifelsfall sollten sie sich von einem einfachen

Schwierigkeitsgrad zu höheren durchhangeln. „Ist eine Wanderung abgeschlossen, kann man die Daten (Höhenmeter und Co.) mit weiteren anvisierten Routen vergleichen“, rät der 45-Jährige. Informieren sollte man sich stets auf mehreren, am besten offiziellen Portalen. Im Herbst gilt es zudem, die frühe Dunkel heit mit einzuberechnen und die

Wettervorhersage zu checken. Immer jemandem Bescheid geben, wohin es geht – auch bei einfachen Wanderungen allein.

Geführt über die Insel: Hendrik Uhlemann, Tel.: 637-72 48 05, info@mallorca-activities.com, mallorca-activities.com

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