Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Unterstützt von Birgit Schrowange: Bei "Telefonherzen" finden einsame Senioren auf Mallorca anonym Anprechpartner

Mit der neuen Telefon-Hotline will die Stiftung Herztat zusammen mit der Evangelischen Gemeinde einsame Residenten anonym betreuen. Die Moderatorin ist Schirmherrin des Projekts

So wirbt Birgit Schrowange für das neue Hilfsangebot. Herztat

Seit 2017 vermittelt die Stiftung Herztat auf Mallorca Kontakte zu Menschen, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, dass alleinstehende deutschsprachige Residenten nicht vereinsamen. „In den sechs Jahren haben wir feststellen müssen, dass sich die Betroffenen nur in maximal zehn Prozent der Fälle selbst bei uns melden. Die Hemmschwelle ist groß. Viele schämen sich, eingestehen zu müssen, dass sie Hilfe brauchen und einsam sind“, sagt Roland Werner, der die Angebote der unter dem Dach des Dekanats der Evangelischen Kirche Worms gegründeten Stiftung mit der evangelischen Pfarrerin Martje Mechels auf der Insel leitet.

Oft seien es Dritte – Bekannte oder Nachbarn der Betroffenen –, die auf die Stiftung zugehen. Also überlegten die Initiatoren, wie sie es schaffen können, die Hemmschwelle so niedrig zu halten, dass sich mehr und mehr Betroffene selbst melden und so von der Arbeit mit den derzeit rund 40 Freiwilligen profitieren können.

Neue Telefon-Zentrale geht an den Start

Seit dem 13. April ist nun ein neues Angebot namens „Herztat Telefonherzen“ am Start. Unter der Nummer +34 634-04 16 68 können sich einsame oder hilfebedürftige Residenten melden, ohne ihr Gesicht zeigen oder einen der Freiwilligen direkt in ihr Zuhause lassen zu müssen. „Wir nehmen dann die Daten auf, Namen und die Telefonnummer, und beauftragen einen unserer Telefonherzen, sich von seinem Telefon aus mit dem Betroffenen in Verbindung zu setzen“, sagt Roland Werner. Dann wird erst einmal „nur“ telefoniert.

So soll den Betroffenen wieder Mut gemacht werden, aus dem Alleinsein herauszufinden, soziale Kontakte zu finden und das Leben wieder mehr zu genießen. Wie oft die oder der Freiwillige mit der betroffenen Person telefoniert, zu welcher Uhrzeit und wie lange das Gespräch dauert, vereinbaren die beiden untereinander. Im besten Fall entsteht irgendwann ein Vertrauensverhältnis und der Betroffene wünscht sich ein persönliches Treffen mit dem oder der Freiwilligen, später ein Café-Treffen oder einen gemeinsamen Ausflug. Ähnlich wie beim bisherigen Projekt der Stiftung.

Räumliche Nähe entscheidend

Vor allem aus diesem Grund wird bei der Zuteilung der Telefonherzen zu den Betroffenen darauf geachtet, dass sie grob in derselben Region auf der Insel leben. „Wenn jemand aus Santa Ponça anruft, werden wir ihm kein Telefonherz aus Artà zuordnen, sondern eher jemanden im Südwesten“, sagt Werner.

Um eine Telefonseelsorge handle es sich bei der neu eingerichteten Hotline nicht. „Das wollen wir bewusst vermeiden, zumal dafür auch eine psychologische Ausbildung nötig wäre“, so Werner. Bei der klassischen Telefonseelsorge, etwa der „Nummer gegen Kummer“ in Deutschland, seien die Ansprechpartner immer andere. „Wir machen es genau andersherum: Der Ansprechpartner ist immer derselbe. Nur so kann auch das besagte Vertrauensverhältnis entstehen“, sagt Werner, der aktuell noch nach weiteren Freiwilligen sucht.

Birgit Schrowange als Schirmherrin

Als Schirmherrin für das neue Projekt haben Werner und Mechels Moderatorin Birgit Schrowange gewinnen können, die auf Mallorca gerade ihren 65. Geburtstag gefeiert hat. Für ihre im Sommer 2022 ausgestrahlte Dokureihe „Unser Mallorca“ hatte Schrowange in Zusammenarbeit mit der Stiftung einsame und notleidende Senioren sowie Obdachlose besucht.

Sie habe die Aktivitäten von Herztat miterlebt, sei „begeistert“ davon gewesen und wollte sich bei Gelegenheit gerne revanchieren, so Werner. „Werbung mit unseren Gesichtern erzeugt nicht so viel Aufmerksamkeit wie solche mit dem eines Prominenten. Da schaut man eher hin und fragt sich ‚Was hat sie denn zu sagen?‘“, sagt Werner. Laut seiner Schätzungen seien 1.000–2.000 deutschsprachige, alleinstehende Residenten von Einsamkeit betroffen. Aktuell begleite und betreue die Stiftung im Durchschnitt circa 40 Personen.

+34 634-04 16 68, herztat.de, mallorca@herztat.de

Artikel teilen

stats