Kaum engagierte sich Jeanine Charpentier als Freiwillige der Stiftung „Herztat“, bekam sie es mit einem besonders dramatischen Fall zu tun: einem Mann, der seit 15 Jahren im Wald und auf der Straße lebt. Nicht nur waren seine Papiere abgelaufen, auch sein Ausweis war ihm gestohlen worden. Da der Obdachlose zudem kein Handy und keinen Computer besitzt, konnte er online keinen Termin beim deutschen Konsulat für die Ausstellung eines neuen Ausweises beantragen, wie Charpentier berichtet.

Die PR-Beraterin kontaktierte das Konsulat, begleitete den Obdachlosen beim Behördengang und besorgte ihm über viele Umwege alle notwendigen Dokumente. „Inzwischen hat er einen vorläufigen Pass und ist auch beim Rathaus angemeldet, kann sich also eine Gesundheitskarte ausstellen lassen.“

Die 59-Jährige arbeitet seit inzwischen sechs Wochen ehrenamtlich für die 2017 unter dem Dach des Dekanats der Evangelischen Kirche Worms ins Leben gerufene Stiftung. „Herztat“ wurde ursprünglich gegründet, um mithilfe von Paten dafür zu sorgen, dass alleinstehende deutschsprachige Residenten nicht vereinsamen.

Doch dann seien immer mehr Menschen gekommen, die sich in extremer Not befinden, berichtet Roland Werner, Leiter der Stiftung auf Mallorca. Deswegen sei inzwischen auch die Betreuungsarbeit durch die Paten viel komplexer. „Man ist sowohl Psychologin als auch Übersetzerin wie auch Bindeglied zwischen verschiedenen Stellen“, erklärt Charpentier. Der obdachlose Mann etwa sei in eine Erstaufnahmeeinrichtung gekommen. Da er aber, wie auch andere Betroffene, weder Spanisch noch Englisch könne, seien die spanischen Sozialarbeiter in solchen Fällen total aufgeschmissen.

Rund 20 Paten arbeiten derzeit für „Herztat“. Das seien zu wenige, so Werner, man brauche dringend mehr Helfer, in erster Linie auch solche mit besonderen Qualifikationen für die Notfälle. Interessierte Helfer sollten gut Spanisch sprechen und auch bei schwierigen Fällen keine Berührungsängste haben, so Werner.

Das könnte Sie interessieren:

Jeanine Charpentier verweist zudem auf die Notwendigkeit, sich von der erlebten Not abzugrenzen. Das gelinge ihr bislang noch nicht immer. „Erst letztens, als ich hier in größerer Runde von einem Fall erzählt habe, musste ich echt schlucken“, so Charpentier. Die Helfer sind aber nicht allein. Alle zwei Monate treffen sich die Paten und besprechen ihre Fälle. Und im Oktober soll ein professioneller Supervisor aus Deutschland kommen.

herztat.de, Telefonnummer: 634-04 16 68, E-Mail: mallorca@herztat.de