Egal, ob jemand einen nahestehenden Verwandten oder sein geliebtes Haustier verloren hat, die Beziehung in die Brüche ging, sie sich gezwungen fühlt, nach Deutschland zurückzuziehen oder weil er nach dem Renteneintritt in ein Loch gefallen ist: Für Trauer gibt es viele Anlässe. Für trauernde Residenten oder Langzeiturlauber hat die deutschsprachige evangelische Gemeinde auf Mallorca zusammen mit der ausgebildeten Trauerbegleiterin Talia Oberbacher nun erstmals eine Trauergruppe ins Leben gerufen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Idee ist, dass sich Interessierte vom 10. Oktober an in der Gruppe alle zwei Wochen jeweils um 19.30 Uhr zu einem rund eineinhalbstündigen Austausch im Gemeindehaus (Bellavista-H, 3, Ses Cadenes/Arenal) treffen. Die Teilnehmer sollen einander zuhören, Trost geben und natürlich auch Wege finden, die verschiedenen Gefühle kennenlernen, die zur Trauer gehören, und die Aspekte der Trauer so insgesamt besser verstehen. Ob durch Gespräche, Übungen, Texte, Musik oder Entspannung: Auf ihrem Weg begleitet die Teilnehmer Talia Oberbacher. Auch Pfarrerin Martje Mechels wird zur Unterstützung bei den Terminen dabei sein.

Trauern als Lösung

Im Gemeinde-Alltag bekomme die Pfarrerin regelmäßig Trauer- oder Abschiedssituationen mit – ob beim Krankenhaus-Besuchsdienst oder über die Stiftung Herztat, die sich um alleinstehende Menschen kümmert. „Neulich rief das Konsulat bei uns an und bat uns, eine Mutter zu begleiten, deren Kind hier durch ein Unglück ums Leben gekommen ist“, erzählt Martje Mechels. Auch einer Jugendlichen habe sie kürzlich zur Seite gestanden, die mit ihrer Oma auf der Insel im Urlaub war. Die Oma war zuvor ins Koma gefallen.

Um an der Trauergruppe teilzunehmen, muss es allerdings nicht zu solchen Extremfällen gekommen sein, betont Martje Mechels. Eingeladen sind Menschen jeglicher Glaubensrichtungen. Vorausgesetzt wird lediglich eine gewisse Offenheit und Bereitschaft, sich in der Gruppe persönlich einzubringen. Denn nur dann geht das Konzept auf und man geht am Ende hoffentlich gestärkt aus den Treffen hervor. „Es ist mir zudem wichtig, Trauer nicht als Problem zu sehen, sondern bewusstes Trauern als Lösung. Auch dafür, dass Trauer eine normale Reaktion auf einen Verlust ist, wollen wir den Blick der Menschen öffnen“, betont Pfarrerin Martje Mechels.