Wer die Schicksale der "Goodbye Deutschland"-Mallorca-Auswanderer mitverfolgt, erinnert sich wohl noch: Wie die MZ berichtet hat, hatte das im Carrer Binicanella in Cala Millor ansässige Auswanderer-Lokal Bar95 der Familie Wienhusen seit Ende Januar definitiv geschlossen. Wenig später war von der vierköpfigen Familie auf der Insel keine Spur mehr. Seit Mitte April hat nun die Kolumbianerin Marly Muñoz das Lokal übernommen, das an die einstige Faneteria, jetzt Unikat, angrenzt.

So sieht die einstige Bar95, nun Bar Jamaica, aktuell aus. Nele Bendgens

Logo von Bar95 am Tresen

Beim MZ-Besuch am Freitag (20.5.) prangte unter dem Tresen noch ein Logo der einstigen Bar95, und der Tresen war teils rot gestrichen, obwohl der Rest des Lokals in Blautönen gehalten ist. "Ich mag Blau. Also habe ich ansonsten alles in dieser Farbe gestrichen", erzählt uns die 38-Jährige. Auch einen anderen Namen, Bar Jamaica, habe die Betreiberin dem Lokal verpasst. Vor der Bar95 soll der Eigentümer des Lokals, Toni Oliver, darin schon einmal eine Bar mit dem Namen betrieben haben. "Ich wollte bewusst nichts mit 'Kolumbien' im Titel haben, damit jede Art von Publikum sich angezogen fühlt", erzählt die nette Kolumbianerin.

Julio César hilft Muñoz in der Bar. Nele Bendgens

Nichts von "Goodbye Deutschland" gewusst

Von der Bekanntheit des Lokals in der Auswanderer-Sendung wusste sie zunächst gar nichts. "Es sind schon viele Passanten vorbeigekommen und haben im Außenbereich Fotos gemacht oder mich nach der Bar95 gefragt", sagt Muñoz.

Das Lokal hat täglich geöffnet. Es gibt kolumbianische Speisen wie Teigtaschen oder gefüllte Kartoffeln mit Saucen nach kolumbianischer Art. Neben Kaffee gibt es verschiedene alkoholische Getränke wie Mojitos, Bier, Wein oder Likör. Das Klientel sei gemischt, es kämen aber auch viele Latinos.

Muñoz, die eigentlich eine Ausbildung im Bereich Unternehmensverwaltung hat, ist dankbar, als Quereinsteigerin in die Gastrobranche gekommen zu sein. Sie gibt aber zu, dass sie am Tag der Eröffnung, dem 15. April, völlig überfordert war, dass auf einmal so viele Gäste etwas bei ihr trinken sollten. "Ich schmeiße den Laden quasi alleine, habe nur eine Aushilfe."

Mit den Nachbarn vom angrenzenden Unikat verstehe sich die Kolumbianerin gut. Im Außenbereich ist auch ein Billard-Tisch, der der Kolumbianerin gehört.

Seit Ende Januar 2023 stand die einstige Bar95 leer. Privat

TV-Auswanderer wohl zurück in Deutschland

Die Auswanderer-Familie um Michi Wienhusen war im Mai 2021 gemeinsam mit Familienvater Frank und den Kindern des Paares aus dem Rheinland nach Mallorca gezogen. In dem bei Deutschen beliebten Urlaubsort übertrug die Familie in der Sportbar unter anderem Fußballspiele. Vor der Saison 2022 hatten die Auswanderer ihr Lokal dann sogar noch aufgehübscht. Die Saison 2023 wäre die dritte für das Paar und die Bar95 gewesen. Zu den Gründen der Schließung der Bar wollte sich Michi Wienhusen damals gegenüber der MZ trotz mehrmaligem Nachfragens in den vergangenen Wochen nicht äußern. Im Raum standen Zahlungsschwierigkeiten.