Klappt es jetzt doch endlich mit dem Kürzer-Treten? Yvette und Georg Nowak, die auf Mallorca hauptsächlich das Biohotel Can Sull in Cas Concos betreiben, verkaufen ihr am 1. Februar in Felanitx eröffnetes Restaurant "Estragon". Der neue Besitzer ist Felix Passow. "Am 1. November ist Übergabe. Felix ist seit Mittwoch (25.10.) fest auf der Insel", erzählt Yvette Nowak der MZ. In einem Artikel der Mallorca Zeitung über die "ungeplante Restaurant-Eröffnung" der Nowaks hatte Passow zuvor gelesen, dass Yvette Nowak eigentlich kürzertreten und künftig weniger arbeiten wollte. Daraufhin meldete er sich bei den Auswanderern.

Der ursprüngliche Plan der Nowaks war, dass Bekannte das Restaurant führen. Doch diese waren kurzfristig abgesprungen. Also kümmerten sich die Nowaks kurzerhand doch selbst um das Lokal – neben dem Betrieb in ihrem Biohotel. Nach der Eröffnung im Februar organisierten sie im April etwa eine Ausstellung des renommierten Galeristen Stefan Lundgren. Der Restaurant-Betrieb sei sehr gut angelaufen, das neue Angebot in dem Ort gut angenommen worden, so Nowak kürzlich. Aufgrund der hohen Nachfrage habe es anfangs Probleme im Service gegeben. "Mittlerweile haben wir aber super Personal."

Letzte TV-Folge im August

Die Zuschauer von "Goodbye Deutschland" sahen in der letzten Folge mit den Nowaks im August, wie diese noch (vor der Eröffnung) mit den Umbauarbeiten in dem Lokal des "Estragon" zu Gange waren. Doch nach dem aufregenden Umbau ging es wild weiter.

"Nachdem wir bisher ein wahnsinnig anstrengendes Jahr hatten – morgens Hotel, abends Restaurant, und das sieben Tage die Woche – dachte ich: 'Felix schickt der Himmel'", erzählt Nowak der MZ. Dem Paar war der Betrieb beider Lokale schnell zu viel.

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Kunden ist persönlicher Kontakt zu Inhabern wichtig

Eigentlich wollte das Paar in seinem "Estragon" einen Restaurant-Manager einstellen, der ihnen Arbeit abnehmen sollte. Doch das habe nicht funktioniert. "Du musst wirklich selbst im Restaurant stehen. Die Leute wollten auch wissen, wer der Inhaber ist." Da dem Paar die Kraft und die Energie fehlte, konnte es im Restaurant nicht aktiv mitarbeiten.

Im September trafen sich die Nowaks dann mit Passow und seiner Partnerin Vivien Passow-Rost. "Vivien ist noch bis Anfang des neuen Jahres in Deutschland, er nun schon auf der Insel", so Nowak. Die Firma der Passows sei gegründet, das Konto eröffnet, die Wohnung für das Paar angemietet. "Er ist mit fünf Koffern ausgewandert."

Die Nowaks werden trotz Übergabe weiterhin im Restaurant sein, um Passow zu unterstützen. Der komme aus der Automobil-Luxusbranche. "Er hat einen Sinn für Qualität und hohe Ansprüche. Ich glaube, dass er genau der Richtige für das Lokal ist. Er hat frische, kraftvolle Energie und freut sich sehr, jetzt auf der Insel zu sein und einen seiner größten Träume verwirklichen zu können", so Yvette.

Vivien Passow-Rost und Felix Passow. Privat

Auswanderer-Traum wird wahr

"Den Wunsch, auszuwandern, habe ich schon seit knapp drei Jahren", so Passow zur MZ. Er habe immer wieder einmal geschaut, in den vergangenen sechs Monaten intensiv, wer auf der Insel ein Lokal abzugeben hat. "Zwei Tage nach der Kontaktaufnahme mit den Nowaks saßen wir zusammen im Hotel", so Passow. Auf Anhieb hätten sich die vier gut verstanden. Genau nach so einer Gelegenheit, die das "Estragon" bietet, habe er gesucht und sich schnell dafür entschieden.

"Georg und Yvette werden noch sehr oft im Restaurant sein, wenn auch nicht mehr auf dem Papier als Inhaber – eher als Gäste, die mit Freunden dort viel Zeit verbringen", so Passow. Der 35-Jährige sei dankbar für die Hilfe der TV-Auswanderer, insbesondere in der Anfangszeit. "Ich kann die beiden immer anrufen und sie helfen mir, etwa bei Bankterminen." Auch die Neu-Auswanderer wohnen wie die Nowaks in Felanitx, sodass man sich auch außerhalb der Arbeit über den Weg laufen wird.

Haben erst vor Kurzem geheiratet: Vivien Passow-Rost und Felix Passow. Privat

Konzept bleibt größtenteils bestehen

Das bisherige Konzept des Restaurant "Estragon" solle weiterhin größtenteils bestehen bleiben. "Es wird ein nahtloser Übergang, um die Angestellten und Kunden nicht zu verschrecken. Kleine Änderungen wird es sicher geben, aber ganz langsam und nichts Grundlegendes", so Passow. Das aktuelle Konzept fasst er wie folgt zusammen: "Wir setzen lieber auf eine etwas kleinere Karte, bieten dafür aber extrem hohe Qualität. Wir haben ausschließlich frische Ware und machen alles selbst. Daher ändert sich die Karte auch regelmäßig. Wir schauen morgens, welcher Fisch frisch gefangen wurde. Den bieten wir dann abends im Restaurant an." Derzeit gebe es zudem wenige ausgewählte Cocktails. "Wir haben noch keinen richtigen top ausgebildeten Barmann, beschränken uns eher auf kleinere Dinge, einen Espresso-Martini, Gin Tonic... Auch viele Naturweine kann man bei uns trinken."

Die Bar im "Estragon". Nowak

Vorfreude bei den Nowaks

Die Nowaks indes freuen sich schon auf November. "Wenn die Übergabe über die Bühne gegangen ist, sind wir wieder etwas freier", so Yvette Nowak. Parallel schauen die beiden derzeit auch schon nach einem Käufer oder Pächter ihres Hotels Can Sull in Cas Concos. Der Kaufpreis des 2019 sanierten, großzügigen Stadthauses mit sechs Schlafzimmern und sieben Bädern liegt bei knapp 3,5 Millionen Euro. "Wir sind müde vom vielen Arbeiten und hoffen, dass wir irgendwann in unserem Leben ganz frei sind."

Yvette und Georg Nowak. Goodbye Deutschland

Yvette und Georg Nowak sind Ende 2018 auf die Insel ausgewandert. Dass das Paar fest auf Mallorca leben würde, war ursprünglich gar nicht geplant. "Mein Mann ist quasi auf Mallorca groß geworden, hat hier schon seinen ersten Geburtstag gefeiert. Seine Eltern hatten über 20 Jahre lang ein Haus in Cala d'Or. Eigentlich hatten wir uns das Hotel, in dem jetzt das Can Sull ist, gekauft, um eine Ferienwohnung für uns zu haben, die wir vermieten wollten, wenn wir einmal nicht da sind", so Yvette Nowak.

Erst nach dem Kauf des Gebäudes habe das Paar erfahren, dass die Balearen-Regierung keine weiteren Lizenzen mehr zur Ferienvermietung für derartige Immobilien vergeben würde. Ihr Ingenieur machte sie darauf aufmerksam, dass sie aufgrund der Grundstückgröße aber ein Hotel daraus machen könnten. Damit hatte das Paar auch einen Grund, auszuwandern. Anfangs lebten beide einige Monate lang mitten auf einer Baustelle. Seit Mai 2019 ist das Can Sull in Cas Concos offiziell für Besucher geöffnet. Das Restaurant Estragon in Felanitx haben die Auswanderer am 1. Feburar offiziell eröffnet.