Mallorca Zeitung

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Moderne italienische Küche auf Mallorca: Im Brutus an der Plaça Gomila isst die Architektur mit

Das Restaurant an der neu gestalteten Plaça in Palma und seine moderne italienische Küche

Brutus Nele Bendgens

Wissen Sie, was der Brutalismus ist? Das Wort hat nichts mit Brutalität zu tun, sondern bezeichnet einen Baustil, der in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts viele Gebäude prägte. Merkmale sind Minimalismus, die Verwendung von viel Sichtbeton und klare geometrische Formen. Im Restaurant Brutus an der Plaça Gomila in Palma sind die Decke, ein Teil der Wände und andere Details des Lokals im Brutalismus-Stil gehalten.

„Als ich das Lokal vor der Fertigstellung betrat, quasi noch im Zuge der Bauarbeiten, sah ich die Decke und wollte, dass sie genau so blieb – einfach weil sie mir gefiel“, erzählt Perico Cortés, Besitzer des dort ansässigen Restaurants Brutus, eröffnet im November 2022. Wer nun denkt, dass Sichtbeton in Würfelform nicht wirklich zu einer ansprechenden Inneneinrichtung gehört, irrt. In der Kombination mit warmem Holz wirkt es zwar modern, aber auch irgendwie gemütlich.

Kräuter- Focaccia. Bendgens / Brutus

Das neue "Gomila Center"

Das Lokal samt weitläufiger Terrasse befindet sich im Erdgeschoss des sogenannten weißen „Gomila Center“. Das ist einer von sieben, in verschiedenen Farben gehaltenen Gebäudekomplexen an der Plaça Gomila, gestaltet von dem niederländischen Architekturbüro MVRDV und dem mallorquinischen Studio GRAS.

Auftraggeber war die Unternehmensgruppe hinter der bekannten Schuhmarke Camper, die der Familie Fluxá gehört. Das einst angesagte Ausgehviertel war ab den 80er-Jahren zunehmend heruntergekommen und erfährt nun durch die coolen Neu- und Umbauten eine Niveau- und Wertsteigerung.

Risotto mit Kaisergranat. Bendgens / Brutus

Genau dies spiegelt sich nun auch in der Gastronomie wider. „Wobei wir, ebenso wenig wie die Bauherren, aus diesem Teil des Terreno-Viertels und speziell unseren Lokalen ein Luxusareal machen wollen“, sagt der Betreiber Perico Cortés. „Wir wollen ein gutes Restaurant sein, aber kein Schickimicki-Lokal.“ Mit typisch italienischer, aber individuell variierter und kreativer Küche.

Tiramisu. Bendgens / Brutus

Ein waschechter Römer

Perico Cortés war vor über zehn Jahren einer der Mitgründer und ist bis heute Mitbesitzer des bekannten Restaurants Patrón Lunares, zudem betreibt er die Café-Bar Bellver schräg gegenüber des Brutus und berät andere Gastronomiebetriebe – wie etwa das schöne Restaurant O96 bei Alcúdia (MZ berichtete kürzlich). In der Küche steht als Chefkoch Davide De Falchi, waschechter Römer, jung, aber mit hohem Anspruch an Qualität, Frische und etwas andere Gerichte. Er hat in seiner Heimat eine Kochschule absolviert und zog bald darauf nach Barcelona, „weil es dort damals die beste Küche und die besten Köche gab“, wie er sagt.

De Falchis Thunfisch-Carpaccio kommt als Dreieck auf den Teller. „Ein großes Thunfischfilet hat auch eine Dreiecksform, die wollen wir damit imitieren“, erklärt er. Überzogen sind die vielen dünnen und wie ein Puzzle zusammengelegten Thunfischstücke mit einem Sojasaucen-Olivenöl-Mix, dazu Zitronenabrieb, ein paar Kapern und eine Soja-Mayonnaisen-Sauce zum Dippen.

Die geschmorte Aubergine ist mit enthäuteten Divino-Kirschtomaten, Salbei, Pesto und Olivenbröseln belegt. Die Pappardelle sind hausgemacht und kommen mit einem langsam bei kleiner Temperatur zart geschmortem Ochsenschwanzragout auf den Teller. Aufregend ist auch das „Elefantenohr“ – orecchio di elefante. Dahinter verbirgt sich ein riesiges paniertes dünnes Kalbsschnitzel mit Knochen, obenauf mit einem pochierten Ei, Tomaten und Parmesan-Streifen.

Das dreieckige Thunfisch-Carpaccio. Bendgens / Brutus

Zudem gibt es verschiedene Antipasti und Salate, Tagliolini mit Pistazienpesto, Zitrone und Rucola oder Linguini mit Wodka-Zitronensauce und rohem Thunfisch, Risotto mit Kaisergranat und Adlerfisch aus dem Ofen mit Gremolatasauce sowie einige Pizzen, deren Teig mindestens 24 Stunden fermentiert hat.

„Wir haben zwar einen Pizzaofen, aber nur wenige Pizza-Angebote auf der Karte, denn wir nutzen den Ofen auch für viele andere Gerichte und wollen uns nicht den Pizzeria-Stempel aufdrücken lassen“, stellt Perico Cortés klar. Das äußerst lecker gewürzte Pizzabrot, also das Kräuter-Focaccia, sollte man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen. Als süßen Abschluss empfiehlt sich der Orangen-Mandelkuchen oder – ganz klassisch – das Tiramisu (Vorspeisen 8–21 Euro, Pizzen 13–19 Euro, Pasta 15–22 Euro, Hauptspeisen 18–48 Euro, Desserts 5–7 Euro).

Gourmet-Beton: Brutus, geöffnet täglich 13–16 Uhr, 19.30–23 Uhr (insgesamt 12.30–24 Uhr). C/. Robert Graves, 2, Palma. Tel.: 971-17 82 20, brutusrestaurante.com

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