Nördlich von Alcúdia beginnt gleich die Bucht von Pollença. Sie ist an diesem Abschnitt ein beliebtes Revier für Wind- und Kitesurfer. Auch Christian Coll ist dort oft anzutreffen, das Surfen ist eine große Leidenschaft des Mallorquiners. Die andere ist das Kochen. Wie praktisch, dass seine neue Arbeitsstelle als Chefkoch im Mitte Mai eröffneten Restaurant O96 sich direkt dort, an der am Meer entlang führenden Straße Ma-2220, befindet. „Ich bin morgens der Erste und abends der Letzte, der das Restaurant verlässt, aber dazwischen gibt es auch eine Pause, die ich fürs Surfen nutze“, sagt Christian Coll.Beim Starkoch in der Lehre
Wobei an dieser Stelle eher die kochenden Fähigkeiten des 39-Jährigen interessieren – und die überzeugen. Gelernt hat Coll an der Koch-Fachschule Juníper Serra. In seiner Vita tauchen Chefkoch-Positionen in Son Net oder im El Txoko von Martín Berasategui auf. Für den baskischen Starkoch war er auch einige Jahre in dessen Lasarte in Barcelona tätig. Coll ist „vorbelastet“, seine Familie hat Hotels und Restaurants, und auch seine französische Oma war bereits Köchin.
Verzögerungen wegen der Pandemie
Beim Projekt O96 war er so früh mit dabei, dass er seine Wünsche bezüglich der Küchengestaltung äußern konnte. Es sei denn auch eine Küche nach Maß geworden, sagt Coll. César Soto, der Geschäftsführer, hat den Bau für die Eigner, ein US-amerikanisch-spanisches Paar, beaufsichtigt – wegen der Pandemie-Einschränkungen war das ein langwieriges, dreijähriges Unterfangen. Auch Soto kann auf eine lange Karriere in der Gastronomie blicken. So war er im Tristán tätig, aber auch im Tantris in München, im St. Regis Mardavall, Castillo Son Vida, Assaona sowie in einem Fünf-Sterne-Ressort auf Menorca. Zudem hat Soto auch eigene Lokale betrieben.
Die lange Bauzeit hat sich gelohnt, herausgekommen ist ein wunderschönes Restaurant auf zwei Ebenen mit mehreren Terrassen, Meerblick und einem idyllischen Garten. Das Ganze ist optisch im modernen südkalifornisch-mexikanischen Stil gehalten. Keine harten Ecken und Kanten, sondern runde Formen, Weiß, Meerblau und bunte Farben sorgen für Wohlfühlatmosphäre und legeren Schick. Verantwortlich für die Gestaltung ist ein schon 80-jähriger bekannter Innenarchitekt aus Madrid namens Thomas Urquijo. Chapeau!
Das gibt es im 096 zu essen
Zu essen gibt es kreative Gerichte des sogenannten Bajamed-Stils (Mix aus südkalifornischer, mexikanischer und mediterraner Küche). Beispiele der abwechslungsreichen Karte sind ein sehr erfrischendes Tomaten-Kirsch-Gazpacho mit eingelegtem Rote-Bete-Tatar und obenauf ein Gurken-Sorbet. Oder eine Neuinterpretation der berühmten patatas bravas, bei der hauchdünne Kartoffel-Scheiben übereinandergestapelt und in Rechtecken gebacken werden. Dazu Aioli und eine scharfe Sauce. Delikat auch die Tacos, belegt mit Thunfisch-Tatar, Forellenkaviar und Chipotle-Sauce oder die dunklen Tacos mit Avocado-Creme und frittiertem Softshell-Krebs, auch Butterkrebs genannt.
Hinzu kommen etwa frische gebratene Fische mit Knoblauch-Ingwer-Sauce oder Entrecôte mit Foie-Trüffel-Sauce. Paella-Fans kommen ebenfalls auf ihre Kosten mit einer Meeresfrüchte- und einer vegetarischen Version sowie für Fleischliebhaber der Variante mit Secreto Ibérico, Huhn und Blutwurst (Vorspeisen 7,50–17 Euro, Hauptspeisen 17–24 Euro, Desserts 5–7 Euro). Müßig zu erwähnen, dass man auch aus einer Vielzahl von Cocktails wählen kann.
Apropos: Wer auf Meerblick und Garten verzichten kann und von Palma aus auch nicht so weit fahren will, der kann die gleiche Speisekarte auch im Partnerlokal Mestís (Carrer d’Anníbal, 12, Website: mestis.es) in Palmas Santa-Catalina-Viertel probieren, wobei dort zusätzlich auch Frühstück angeboten wird.
Restaurant O96, geöffnet Di.–So. 13–22.30 Uhr, C/. Francisco Goya, 8, Alcúdia. Tel.: 871-00 96 25, o96.es
