In diesem Restaurant geht es einmal nicht, wie so häufig, um lokal produzierte Zutaten. Ganz im Gegenteil. Für ihn gebe es nur „top, top, top“, sagt Giuseppe Di Paolo und meint damit die hohe Qualität seiner Produkte. Sein Sohn Edoardo, der als Chefkoch fungiert, und er probierten sich durch die Angebote vieler verschiedener Firmen und Lieferanten. Wenn für gut befunden, gebe es dann auch für die Gäste intensiv schmeckendes Mikro-Gemüse, Fleisch von galicischen und uruguayischen Kühen, Kabeljau aus Island oder Lachs aus Norwegen. Und natürlich sind auch die verwendeten italienischen Produkte von höchster Qualität.
Was sich auch in den Preisen des mitten in der Pandemie im Juni 2020 eröffnet Restaurants Nisì by Giuseppe in Port d’Alcúdia widerspiegelt. „Aber Qualität ist nie zu teuer“, sagt Giuseppe Di Paolo. Womit er durchaus recht hat, wenn man bedenkt, dass die Marge zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis bei ihm weitaus kleiner ist als in durchschnittlichen Restaurants. „Bei uns füllt man nicht einfach den Magen, sondern genießt sein Essen“ – noch so ein Giuseppe-Di-Paolo-Diktum.
Das etwas andere Brotkörbchen
Gleich zu Beginn zeigt sich die Wertigkeit mit dem etwas anderen Brotkörbchen, das normale Grissini, aber auch ungewöhnliche und delikate Grissini aus Venere-Reis, Vollkornbrot, dünnes knuspriges Carasau-Brot aus Sardinien sowie rundes kleines Brotgebäck, den andalusischen picos nicht unähnlich, enthält. Zum Dippen gibt es eine hausgemachte Aioli oder/und eine Oliven-Trüffel-Paste.
Besonders lecker auch die in Panko-Teig gehüllten und ausfrittierten Garnelen mit einer zitronisierten Knoblauchsauce zum Dippen. Oder auch die mit zart geschmorten Rinderbäckchen und Foie gefüllten Cannelloni und das Filet mit Tagliatelle, Champignons und Pilz-Weißweinsauce. Der Chef hobelt darüber noch Trüffelscheiben. Und natürlich bietet das Nisì auch etliche Pastagerichte mit hausgemachten Nudeln. Etwa die mit Gorgonzola und Birne gefüllten Ravioli mit Feigen, Pekannüssen und Portweinsauce – auch optisch ein Highlight. Raffiniert angerichtet auch die Spaghetti mit Hummer, Garnelen und Bouillabaisse-Sauce.
Besonders stolz aber ist Di Paolo auf seine verschiedenen Wagyu-Gerichte mit Fleisch einer Wagyu-Farm vom Festland. Ob Carpaccio, Paccheri (Röhrennudeln) mit Wagyu-Ragout, Wagyu-Hamburger mit geräuchertem Bauchspeck, Scamorza-Käse, karamellisierten Zwiebeln und Mayonnaise mit Rindermark, Ossobuco mit Pilzrisotto, Entrecôte, Filet oder Steak mit Kartoffelgratin.
Von der Mutter gelernt
Di Paolo ist ein alter Hase in der Gastronomie. „Ich habe auch das Kochen gelernt, allerdings nicht in einer Kochschule, sondern vor allem von meiner Mutter, einer professionellen Köchin in meiner Heimat, den Abruzzen.“ Mittlerweile lebt er schon seit 30 Jahren auf Mallorca und hat in dieser Zeit zehn Lokale betrieben. Neben seinem Sohn in der Küche und seiner Ehefrau Lobda im Service hilft auch seine Mutter mit, vor allem bei der Pasta.
„Mein Sohn und ich besprechen die Karte, wobei ich eher für die klassische Küche bin und er die modernen Varianten favorisiert. Oft wird es, wie etwa das Ossobucco zeigt, ein Mix aus beidem. Das Schmoren ist die klassische Zubereitung, aber wir kochen es sehr langsam bei kleiner Temperatur – das ist das Modernere daran“, sagt der Wirt mit den auffälligen Brillen und der etwas anderen Fingernagelkunst. Die Motive darauf ähneln denen von Geschirr und Dekoration. Farbenfrohe Muster und surreale Gesichter zieren teils fischförmige Teller, Becher und Vasen. „Meine Idee und mein Design – ein Künstler hat das dann umgesetzt“, sagt Di Paolo. Frische Blumen und natürlich Tischwäsche komplettieren das stilvolle und einladende Arrangement, das auch von Vorbeigehenden in dieser autofreien Gasse oft fotografiert wird.
Überdachter Patio
Zur weitläufigen Terrasse, die auch die Terrasse der Zahnarztpraxis gegenüber inkludiert, kommt noch ein überdachter und mit Pflanzen an Wand und Decke versehener Patio hinzu. 70 Gäste haben insgesamt Platz, und abends ist fast immer alles voll – ebenso wie auch die Weihnachtsabende schon jetzt ausverkauft sind. Ein beliebtes Lokal! (Vorspeisen 12–26 Euro, Hauptspeisen 22–38 Euro plus Wagyu-Gerichte, Desserts 9,50 Euro.)
