Die Schlange ist an die 20 Meter lang, anstehen muss man eine gute Stunde. Nichts für Kunden mit großem Hunger. Immer wieder halten am Donnerstagmittag (23.11.) neugierige Passanten an und schauen, was es hier, ganz in der Nähe des Mercat de l’Olivar in Palma, Neues gibt.
Der Berliner Kilian Gildenberg hat gemeinsam mit seiner Frau Sarah gleich ums Eck der Einkaufsstraße Carrer Sant Miquel seinen Dönerladen Döliner eröffnet. Hier, wirbt der Neu-Auswanderer, gibt es Kebab nach traditioneller Berliner Art. Darauf spielt auch der Name an, eine Mischung aus den Worten „Döner“ und „Berliner“.
Klassenausflug zum Dönerladen
Yasmin Guzmán und Ziao Chen gehen in das nahe gelegene Colegio Sant Felip Neri. Schon vor Wochen haben sie über dem Lokal das Werbebanner mit dem Eröffnungsangebot (Kebab für einen Euro) gesehen. Fast die ganze Schulklasse der beiden Jugendlichen steht in der Schlange. „Der Döner ist superlecker. Auch das Brot ist besonders knusprig. Im Gegensatz zu dem vieler andere Lokale ist es dreieckig“, bemerken die beiden Teenager, als sie ihr Mittagessen endlich in den Händen halten und auch reingebissen haben. „Wir kommen sicher wieder, wenn auch nicht täglich“, versichern sie. Beim nächsten Mal müssen sie für die Döner dann den regulären Preis, um die 6 Euro zahlen, und hoffentlich nicht so lange auf ihr Mittagessen warten wie am Eröffnungstag.
Einst bei RB Leipzig
Um dem Ansturm am Eröffnungstag gerecht zu werden, hat Kilian Gildenberg Verstärkung von Freunden bekommen. Mit dem Dönerladen auf Mallorca hat sich der einstige Fußballprofi (RB Leipzig U 19) einen Traum erfüllt. „Ich komme aus Berlin-Wedding. Dort ist jedes fünfte Lokal ein Dönerladen. Auch ein Großteil meiner Freunde hat einen. Zudem esse ich dreimal pro Woche Döner und finde, der Berliner Döner ist eine Weltmarke. Unser Konzept habe ich vor allem im Zentrum von Palma noch nicht gesehen“, erzählt er im MZ-Interview.
Statt wie viele Konkurrenten Pita verwendet Gildenberg original türkisches Fladenbrot. Auch eine Vollkorn-Variante ist dabei – wobei die Kunden am Donnerstag (23.11.) mit Bestellungen des dunklen Brotes noch etwas zaghaft sind. Zudem stammen das Fleisch („100 Prozent Kalb“), die Saucen sowie der Feta- und Halloumi-Käse aus Berlin. Beim MZ-Besuch schwärmt Gildenberg von den Saucen. Zur genauen Rezeptur darf er nichts sagen. „Ich habe dafür einen eigenen Vertrag unterschrieben“, betont der Vater zweier Kinder.
Kleine Karte
Die Karte von Döliner sei bewusst klein gehalten. Pizza etwa suche man bei Döliner vergebens. Wer will, bekommt aber Pommes als „Extra“ dazu. Und auch Vegetarier stehen nicht umsonst an: Es gibt eine Döner- oder Salat-Variante mit Feta oder Halloumi für sie.
Nicht alle Zutaten kommen aus der deutschen Hauptstadt: Frischware wie Tomaten, Zwiebeln, Rotkohl und Salat kauft der 31-Jährige in der nahe gelegenen Markthalle. Auch beim Anblick des Getränkekühlschranks können Kunden schnell Heimweh bekommen: Neben Spezi stehen dort Fritz-Kola, Karamalz und deutsche Biersorten. Natürlich darf auch Ayran nicht fehlen. Kilian Gildenberg bezieht viele der Getränke für seinen Dönerladen vom deutschen Supermarkt an der Playa de Palma.
Im zweiten Anlauf
Um die Döner für zwischen 5,90 (Döliner Kebab) und 9,90 Euro (Döliner Teller) und die Durstlöscher an den Mann zu bringen, fährt der Familienvater fast jeden Tag von Cala Millor nach Palma. Seit einem Monat leben die Gildenbergs fest an der Ostküste. Zuvor kamen sie rund sechs Mal pro Jahr zum Urlauben. „Wir wollten immer auf die Insel ziehen, brauchten aber noch eine gute Geschäftsidee“, so Kilian Gildenberg, der nach dem Abitur und seiner Fußballkarriere noch elf Jahre lang den Club L 1 in Leipzig geleitet hatte. Nachdem sich das Paar erst im Nordosten und Osten nach Lokalen umgesehen, dort aber kein passendes gefunden hatte, rückte Palma in den Fokus. „Wir haben in fünf Jahren 150 Objekte angeschaut“, sagt Kilian Gildenberg. Bei dem jetzigen reizte die Auswanderer insbesondere die zentrale Lage.
Im zweiten Anlauf
Der Familienvater wollte das Lokal eigentlich schon vor über einem halben Jahr anmieten. Damals hatte er eine Anzeige im Internet gesehen und den Besitzer angeschrieben. Obwohl es laut dem Eigentümer schon ernsthaft interessierte Konkurrenten gab, flog Gildenberg extra auf die Insel. Auch Sarah war begeistert von Lage und Größe des Lokals. Doch einer der Konkurrenten bekam zunächst den Zuschlag und eröffnete ein Pizza-Bistro darin. Durch einen Zufall sah Gildenberg sein Traumlokal ein halbes Jahr später wieder im Internet inseriert. Dieses Mal klappte es, und er bekam den Pachtvertrag für fünf plus fünf Jahre überschrieben. Für seinen Imbiss hat Gildenberg einen Mitarbeiter eingestellt, der die Kunden auf Spanisch bedienen kann. Er selbst hat zumindest schon die Eigenschaften der Saucen auf Spanisch drauf: „picante“ (scharf), „de ajo“ (Knoblauch) …
Per Lieferdienst bestellen
Wer den Döliner probieren, aber nicht extra dafür in die Innenstadt fahren will, kann ihn sich für einen Aufpreis über drei Lieferdienste bestellen: Just Eat, Glovo und A Taula. Und Expansionspläne gibt es auch schon: Auch in Cala Millor soll man die Döliner in Zukunft probieren können. Ein Lokal hätten die Gildenbergs zumindest schon in Aussicht. „Wir lassen nun aber erst einmal das Geschäft in Palma anlaufen“, sagt Kilian Gildenberg.
„The traditional Kebab de Berlin“: Carrer de Josep Tous i Ferrer, 2, Palma, Mo.–Sa. 12–16 Uhr, 19–22 Uhr, FB: Doeliner Berliner Original Palma de Mallorca, IG: doeliner_palma_mallorca
Döner-Imbisse gibt es auf Mallorca schon seit Jahren. Von der MZ für gut befunden ist etwa auch das Bella Istambul im Carrer Uetam, 7, in Palma. Betreiber Selim Ildirim bezieht sein Kalb- und Hähnchen-Fleisch ebenfalls aus Berlin, wo er 16 Jahre lang gelebt und acht Jahre lang ein eigenes Geschäft hatte. Geöffnet ist täglich außer Mo. von 11.30 bis 17 Uhr und 19 bis 0.30 Uhr. Preise: 4,30 Euro (Döner), 5 Euro (Dürüm).
