Mallorca Zeitung

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Hier finden Veganer auf Mallorca Fleischersatz-Produkte

Die Supermärkte auf der Insel bauen ihr veganes Angebot teils deutlich aus. Fleischlose Produkte werden immer praktischer, sind aber nicht unbedingt gesünder

Die spanische Supermarktkette Eroski reagiert mit ihrer Marke „Veggie“ auf den fleischfreien Geschmack der Kunden. Eroski

In Deutschland schießen Fleischersatzprodukte wie Pilze aus dem Boden. Im Jahr 2022 wurden rund 104.000 Tonnen davon produziert, 77 Prozent mehr als noch 2019. Im Gegenzug wird statistisch immer weniger Fleisch verzehrt. Mit der Initiative „Veganuary“, veganer Januar, hat sich in Europa ein Trend etabliert, bei dem viele Konsumenten zumindest im Monat Januar auf Tierprodukte verzichten. Ob aus ethischen Gründen oder im Sinne des Klimaschutzes: Mehr und mehr Lebensmittelanbieter passen sich den veränderten Essgewohnheiten der Bevölkerung an. Wie steht es um die Supermärkte auf Mallorca? Urlauber und Zugezogene haben womöglich andere Geschmäcker – auch wenn Jamón, Sobrassada und Manchego-Käse zum „tierisch leckeren“ Kulturgut Spaniens gehören.

Zahl der Veganer gestiegen

Laut einer Studies des spanischen Statistikinstituts INE hat die Zahl der Veganer in Spanien im Jahr 2021 um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Darauf haben auch die spanischen Supermärkte reagiert. Eroski hat seit 2023 ein Sortiment veganer Eigenmarkenprodukte. Mit der Marke „Eroski Veggie“ geht man in den 126 Filialen auf der Insel auf die vegane, vegetarische und flexitarische Ernährung ein.

Eigenmarke bei Eroski

Allerdings ist der Umfang der veganen Produkte noch übersichtlich: Das „Veggie“-Sortiment besteht nur aus 24 Lebensmitteln und Frischeprodukten. Dazu gehören unter anderem eine Fertigversion der Tortilla ohne Ei sowie Hackfleischbällchen, albóndigas, mit Tofu.

2024 sollen bei Eroski noch weitere Produkte hinzukommen. „Die Nachfrage nach veganen Produkten nimmt sowohl international als auch national deutlich zu“, sagt Alejandro Martínez Berriochoa, Direktor für Gesundheit und Nachhaltigkeit bei Eroski. „44 Prozent der spanischen Verbraucher kaufen vegetarische Produkte und 7,8 Prozent der in Spanien lebenden Bevölkerung über 18 Jahre sind Veganer.“

Siegel bei Carrefour

Die Veggie-Eigenmarke der Kette trägt das V-Label, das international für die Kennzeichnung von veganen und vegetarischen Produkten anerkannt ist. Mehr als 50.000 Produkte von mehr als 4.000 Unternehmen weltweit tragen das Siegel, das von der Europäischen Vegetarier Union herausgegeben wurde.

Auch Produkte des französischen Mitbewerbers Carrefour sind damit ausgezeichnet. In seinen fünf Hauptmärkten und 23 kleineren Express-Märkten auf Mallorca bietet Carrefour mehr als 2.200 Artikel, die in die Kategorie biologisch, vegan und vegetarisch fallen. 20 Prozent der Carrefour-Kunden kauften laut Unternehmensangaben bereits aus dieser Produktpalette. Sie reicht von Eis-Alternativen auf Kokosnuss- statt Milchbasis bis zu Fertiggerichten und Burgern, die statt Schwein oder Rind Alternativen wie Quinoa, Bulgur oder Gemüse enthalten.

2022 organisierte Carrefour sogar einen Wettbewerb, bei dem innovative Ansätze von Start-ups belohnt wurden, die zur Umstellung auf pflanzliche Ernährung beitragen. Die Gewinner konnten ihre Produkte in den Carrefour-Märkten testen lassen. 250 Projekte aus mehr als 50 Ländern nahmen teil. Aus Deutschland gewann Vly, Hersteller von Milchersatzprodukten auf Erbsenbasis.

Viel Auswahl bei Lidl und Dldi

Auch beim deutschen Discounter Lidl bewegt sich in dem Segment einiges. Man verzeichne eine verstärkte Nachfrage nach veganen Produkten in Spanien, sagt ein Unternehmenssprecher gegenüber der MZ. Die Produktpalette in den 25 Märkten der Insel werde ähnlich wie in Deutschland mehr und mehr ausgebaut.

Lidl hat ein breites veganes Sortiment. Lidl

Wer einen der Lidl-Märkte auf Mallorca besucht, sieht die leuchtend grünen Kühlregale der veganen Eigenmarke Vemondo meistens direkt im Eingangsbereich. Von täuschend echten Wurstscheiben-Imitaten und Burger-Bratlingen aus Soja übermilchfreie Brotaufstriche bis Pizzen mit Käsealternativen deckt der Discounter viele Komponenten der veganen Ernährung ab. Lidl vermarktet das Thema modern an die bisher vorwiegend junge Zielgruppe.

In Youtube-Videos und mit Online-Rezepten geben eine Ernährungsberaterin und eine Köchin Tipps für eine ausgewogene vegane Ernährung mit Hinblick auf die Ernährungspyramide und verarbeiten dabei Lidls Vemondo-Produkte.

Aldi: seit 2015 auch Veganes im Sortiment

Aldi Nord nähert sich in seinen zwölf Insel-Filialen auf Mallorca dem Thema ähnlich serviceorientiert. Auf der Website untersucht das Essener Unternehmen den Wert veganer Ernährung mit Tofu, Seitan oder Tempeh und präsentiert Rezeptvorschläge. Fleischlose „Imitate“ gibt es hier etwa vorgebraten und verzehrfertig in Form von Gyros, mariniertem Hähnchen oder Hackfleisch. Seit 2015 bietet der Discounter ebenfalls Produkte mit dem V-Label an. Sie kennzeichnen vegetarische, aber nicht zwingend vegane Lebensmittel.

Auf Nährwert achten

Beim Thema Nährwert tun Verbraucher gut daran, kritisch zu sein: Vegan heißt nicht automatisch gesund, wenn die Nachahmer-Produkte nur wenig Nährstoffe enthalten. Im Januar 2024 veröffentlichte die spendenfinanzierte Verbraucherschutzorganisation Foodwatch einen Test, bei dem etliche Ersatzprodukte beim Nutri-Score durchfielen, weil zu viel Salz oder zu viele gesättigte Fettsäuren als Geschmacksträger hinzugefügt wurden.

Besser: Sich so natürlich wie möglich auf Basis von unverarbeitetem Obst, Gemüse und gesunden Ballaststoffen ernähren.

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