Mallorca Zeitung

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Gut essen auf Mallorca: Wie der deutsche Konsul und seine Frau die Insel kulinarisch entdecken

Ein Gespräch mit Konsul Wolfgang Engstler und seiner Frau Elisabeth über die Esskultur Mallorcas im Vergleich zur deutschen Heimat, kulinarische Entdeckungen auf der Insel und ihre Leidenschaft für Cocas, Mallorcas Antwort auf Pizza und Flammkuchen

Wolfang und Elisabeth Engstler mit Estiven Arráez von der Kochschule Eat Vacuum Cooking Nele Bendgens

Diplomat sein bedeutet, alle vier bis fünf Jahre den Standort, das Land zu wechseln. Es bedeutet, andere Lebensformen und Kulturen, unterschiedliche Klimabedingungen und nicht zuletzt andere Esskulturen kennenzulernen. Der seit Mai 2021 auf Mallorca amtierende deutsche Konsul Wolfgang Engstler – Palma ist für ihn der vierte Auslandsposten nach Aufenthalten in Brasilien, Innsbruck und Edinburgh – und seine Frau Elisabeth Engstler, Regisseurin und Dramaturgin, sind Genussmenschen. Das Essen und die Produkte der jeweiligen Länder zu probieren, ist für sie die schönste Art, Land und Leute kennenzulernen, wie sie sagen.

Grund genug zu hinterfragen, was ihnen genau an Mallorca „schmeckt“, wie sie sich mit dieser neuen (Ess-)Kultur beschäftigen und was ihnen aufgefallen ist. Wir trafen die beiden im Restaurant HOM am Rande von Palmas Gewerbegebiet Son Morro zu einem leckeren Mittagsmenü. Der Clou und eine Überraschung für die passionierte Köchin Elisabeth Engstler: Angeschlossen an das Lokal ist eine, wenn nicht gar die beste Kochschule Mallorcas, Eat Vacuum Cooking von Estiven Arráez, mit mehr als 70 Kursangeboten (tallerdecocinapalma.com, restaurantehom.com).

Elisabeth und Wolfgang Engstler. Nele Bendgens

Herr und Frau Engstler, wie nähern Sie sich einem Land kulinarisch an?

Wolfgang Engstler: Mit Offenheit und positiver Neugierde. Wir gehen auf die hiesigen Märkte, um uns Anregungen zu holen, und besuchen möglichst authentische Restaurants.

Elisabeth Engstler: Ich kaufe mir gerne erst mal ein paar Kochbücher vor Ort. Es ist die reinste Freude, die neuen Zutaten und Rezepte in der eigenen Küche auszuprobieren.

Das mögen wir auch an den Tapas. Da kommen die Teller in die Mitte des Tisches, und alles wird geteilt. Ist ein Teller leer, wird nachbestellt.

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Was ist für Sie mallorquinische Esskultur? Wie würden Sie sie einem Fremden beschreiben?

Wolfgang Engstler: Ich denke, hier hat das Essen einen weitaus höheren Stellenwert als etwa in Deutschland. Man schätzt es mehr und nimmt sich viel mehr Zeit dafür. Zudem nutzt man das gemeinsame Essen für ein Miteinander und nicht nur für die schnelle Nahrungsaufnahme. Man kommuniziert, und man teilt vieles miteinander. Das mögen wir auch an den Tapas. Da kommen die Teller in die Mitte des Tisches, und alles wird geteilt. Ist ein Teller leer, wird nachbestellt.

Elisabeth Engstler: Ich liebe das gemeinsame Essen mit Freunden oder der ganzen Familie. Zusammen zu essen, ist Lebensfreude pur. Hier auf der Insel ist Genießen Bestandteil des Alltags und nicht nur eine Ausnahme am Wochenende.

Unseren Fleischkonsum haben wir stark reduziert – das fällt uns auf Mallorca sehr leicht. Schon alleine des Klimas wegen sind leichtere Gerichte und Salate ein willkommener Genuss.

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Welche Produkte mögen Sie besonders?

Elisabeth Engstler: Alles, was vom Feld kommt und saisonal ist. Mallorca bietet zu jeder Jahreszeit so viel! Wir kaufen oft auf dem Biomarkt in Palma (Plaça dels Patins, Anm. d. Red.) ein, und ich lasse mich dann inspirieren.

Wolfgang Engstler: Unseren Fleischkonsum haben wir stark reduziert – das fällt uns auf Mallorca sehr leicht. Schon alleine des Klimas wegen sind leichtere Gerichte und Salate ein willkommener Genuss.

Gab es kulinarische Erlebnisse besonderer Art?

Wolfgang Engstler: An dieser Stelle möchten wir keine konkreten Restaurants benennen, aber das Outdoor-Essen auf den Feldern von Terragust mitten in der Natur und durchweg mit saisonalen Produkten aus eigenem Anbau war bodenständig und besonders zugleich – eine tolle Kombination. Wir kaufen auch in deren Laden und auf der Finca Sa Teulera gerne ein. Und auf der Olivenfarm Treurer bei Algaida haben wir einen informativen Rundgang gemacht, da war ich von diesem ehrlichen Handwerk begeistert.

Blick ins Restaurant HOM. Besuch der Engstlers bei einem Event von Terragust Privat

Elisabeth Engstler: Für uns muss es nicht schick, exklusiv oder sternbekrönt sein, wir lieben es lecker, regional und saisonal. Das ist authentisch, und man weiß, was man auf dem Teller hat. Ein Essen kann nur so gut sein wie seine Zutaten.

Mit dem Einkauf der frischen Produkte auf der Insel fängt der Spaß an, und dann einfach Rezepte ausprobieren. Ohne Perfektionismus, sondern mit Kreativität und Vertrauen in die tollen Lebensmittel.

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Haben Sie auf Mallorca schon mal einen Kochkurs mitgemacht?

Elisabeth Engstler: Ein Kochkurs hier in der Schule reizt mich definitiv, ich habe bislang an einem mit Deborah Piña Zitrone teilgenommen. Sie kombiniert einen Besuch auf dem Mercat de l‘Olivar, wo wir alles Nötige gekauft haben, mit tiefen Einblicken in die mallorquinische Esskultur. Zurück in ihrer Küche haben wir ein mallorquinisches Drei-Gänge-Menü zubereitet. Das war für mich ein neuer spannender Zugang zur Esskultur Mallorcas. Coca, die damalige Vorspeise, gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsessen, die ich wöchentlich in Variationen zubereite.

Was ist Ihr Rat an unsere Leser?

Elisabeth Engstler: Selbst kochen ist die reinste Freude. Mit dem Einkauf der frischen Produkte auf der Insel fängt der Spaß an, und dann einfach Rezepte ausprobieren. Ohne Perfektionismus, sondern mit Kreativität und Vertrauen in die tollen Lebensmittel.

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