Als Dauerkandidat bei der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" erlangte Menderes Bağcı Kultstatus. Mit seiner Hartnäckigkeit wurde der 38-Jährige ein Star, auch wenn er immer wieder in der Sendung scheiterte. Heute ist der Sänger Stammgast in den diversen Reality-Shows, 2016 wurde er "Dschungelkönig". In der Nacht auf Sonntag (18.6., 0.30 Uhr) tritt Menderes auf Mallorca in der MK Arena auf, am Dienstag (20.6.) folgt eine zweite Show in Krümels Stadl in Peguera. Für Juli und August sind weitere Konzerte geplant.

Sie haben vor Kurzem Ihr erstes Album herausgebracht. Erzählen Sie uns davon!

DSDS existiert seit 20 Jahren. Das nahmen meine Plattenfirma und ich zum Anlass, um die besten Songs der Geschichte der Sendung neu aufzunehmen. Hinzukommen vier eigene Songs von mir. Das Feeback der Leute war durchaus positiv.

Sind das auch die Lieder, die Sie auf Mallorca singen werden?

Ich lasse mich schlecht einem bestimmten Genre zuordnen und habe mich da auch nicht festgelegt. Ich singe auch Partysongs, die durchaus zum Ballermann passen. Den ein oder anderen DSDS-Song werde ich aber auch performen, zum Beispiel "You can get it" von Mark Medlock, "Take me tonight" von Alexander Klaws oder "Mein Herz" von Beatrice Egli. Die Songs gehen ordentlich an der Playa de Palma ab. Das funktioniert gut.

An viele DSDS-Gewinner erinnert man sich heute kaum noch. Sie hingegen haben Kultstatus erreicht. War es im Endeffekt für Sie besser, der Verlierer zu sein?

Ich bin zwar öfter gescheitert, würde mich aber nicht als Verlierer sehen. Aus Niederlagen lernt man. Im Nachhinein gesehen war es wohl besser, dass ich nicht direkt am Anfang erfolgreich war. So konnte ich an mir arbeiten und mich weiterentwickeln. Als DSDS-Sieger wäre ich schnell in der Versenkung verschwunden. So hatte ich die Möglichkeit, Jahr für Jahr wiederzukommen und mich bei den Menschen in Erinnerung zu rufen. Ich habe diese Plattform genutzt, um mich immer anders zu präsentieren - sowohl was die Songs angeht als auch mein äußeres Erscheinungsbild. Das war für die Leute spannend.

Ihre Hartnäckigkeit ist beeindruckend. Es ist bekannt, dass RTL manche Kandidaten einlädt, damit die Zuschauer etwas zu lachen haben. Sie haben bei Ihrem ersten Auftritt ordentlich Spott abbekommen. Was hat Sie angetrieben, weiterzumachen?

Ich bin sehr ehrgeizig, habe einen starken Willen und kann einiges einstecken. Natürlich war ich auch enttäuscht und das ging nicht spurlos an mir vorbei. Ich bin niemand, der austeilt. Ich habe die Kritik angenommen und habe gemerkt, dass ich an meiner Stimme arbeiten muss. Für den Fleiß und das Durchhaltevermögen wurde ich dann belohnt. Das Publikum hat das honoriert und angefangen, mich als Stehaufmännchen zu mögen. Das war wie eine Metamorphose und ich kam in den Recall.

Woher kommt dieser Wunsch, unbedingt Superstar werden zu wollen?

Ich wollte nie ein Superstar sein. Was ist das überhaupt? Zählt ein Vater für seine Kinder da nicht auch dazu? Letztendlich ist es wichtig, Spaß an dem zu haben, was man macht. Ich habe schon immer gerne gesungen. Als Kind habe ich "Knight Rider" gesehen. Dann kam irgendwann der David Hasselhoff-Song "I've been looking for freedom", den ich pausenlos in der Schule gesungen habe. Später kamen die Backstreet Boys hinzu. Damals gab es kaum Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Als dann DSDS anfing, habe ich die Chance ergriffen. Mein Traum war einfach, in die Charts zu kommen. Singen war einfach meine Leidenschaft. Ich hatte gar nicht groß darüber nachgedacht, dass ich damit Geld verdienen kann.

Sie gelten als introvertierter Typ und sagen, dass Sie nicht berühmt sein wollen. Warum ziehen Sie dennoch von einer Reality-Show zur nächsten?

Das stimmt, das klingt etwas zwiegespalten und widersprüchlich. So ist das im Leben aber nunmal. Man hat Selbstzweifel und Angst, überwindet sich dann aber. Ist das einmal geschafft, denkt man sich dann: War doch gar nicht so schlimm! Ich konnte mir zum Beispiel nie vorstellen, auf Deutsch zu singen. Als ich es dann mal ausprobiert habe, dachte ich dann: Klingt doch nicht verkehrt! Auch beim Dschungelcamp hatte ich große Zweifel. Ich bin es gewohnt alleine zu sein. Und dann wollten die mich mit vielen Leuten auf so einem engen Raum einsperren. Wenn man es nicht ausprobiert, weiß man nicht, ob es einem gefällt. Das lässt sich auch auf DSDS ummünzen. Nur weil dort einer sagt, ich kann nicht singen, vertritt das nicht die Meinung von allen.

Menderes Bagci bei einem DSDS-Auftritt. dpa

Merken Sie, dass Sie durch diese Shows extrovertierter geworden sind?

Das hängt davon ab, in welcher Atmosphäre ich mich befinde. In Gegenwart von Personen, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin, blühe ich auf, bin offen und ein anderer Mensch. Wenn ich das Gefühl habe, beobachtet zu werden, kann ich aber auch verschlossen sein. Meist brauche ich eine gewissen Anlaufzeit, um mit neuen Leuten warm zu werden.

In den Medien wird viel über Ihre Rolle als Dauersingle geschrieben. Hängt das damit zusammen?

Über das Thema möchte ich ungern reden. Mein Privatleben interessiert die Leute auch nicht so sonderlich. Das hat seine Gründe, das muss ich aber mit mir selbst ausmachen.

Wie geht es mit Ihnen bei DSDS weiter? Seit 2018 dürfen Sie nicht mehr als Kandidat antreten, da RTL eine Altersgrenze eingeführt hat.

Ich war seitdem Ehrengast und bin außer Konkurrenz aufgetreten. Ich habe unter anderem ein Medley gesungen, ab 2019 durfte ich sogar meine eigenen Lieder präsentieren. 2021 und 2022 hatte ich eine Pause eingelegt, da auch Dieter Bohlen in der Jury fehlte. Als er 2023 zurückkam, habe ich sogar im Finale gesungen.

Ist Ihre Beziehung zu Dieter Bohlen so eng, dass Sie einen Auftritt an seine Person knüpfen?

Das würde ich nicht sagen, aber wir haben ein gutes Verhältnis. Alles im grünen Bereich. Wir schreiben gelegentlich bei Instagram und grüßen uns auf Events, wenn wir uns sehen.

Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass Sie in der Jury sitzen?

Vor einigen Jahren gab es tatsächlich die Überlegung. Damals hat es aber nicht geklappt. Aber vielleicht wird das ja noch. Ich wäre auf jeden Fall der nette Part und sage ehrlich meine Meinung.

Als normaler Kandidat werden Sie aber nicht mehr bei DSDS antreten?

Das wäre nicht mehr glaubwürdig. Ich habe meine eigenen Songs und habe eigentlich schon das Maximum erreicht. Was soll es mir noch bringen? Höchstens wenn ich die Sendung gewinnen würde. Das wäre vielleicht ein guter Schlusspunkt für DSDS. Mit Menderes hat es angefangen und endet es auch.