Mallorca Zeitung

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So lernen Ausländer auf Mallorca spielerisch (und kostenlos) Katalanisch

Katalanisch kann Spaß machen – auch denjenigen, die es erst neu erlernen. Ein Theaterangebot nimmt den Zugezogenen ihre Scheu vor der Sprache der Insel

In dem Projekt "Lengua Divertida" lernen Nicht-Muttersprachler durch Theaterübungen Katalanisch Privat

Man will etwas sagen, formuliert es im Kopf bereits aus – und schweigt dann doch. Aus Angst, Fehler zu machen. Jeder, der eine Fremdsprache erlernt hat, kennt diese Hemmschwelle. Auch Iván Martín. Sechs Jahre war der gebürtige Madrilene alt, als er nach Mallorca zog. Nach Artà, wo in den 90er-Jahren das Mallorquinische noch allgegenwärtig war.

„Verstanden habe ich die Sprache schnell, aber wirklich zu sprechen, begann ich erst mit etwa elf Jahren“, erinnert sich der heute 43-Jährige. Dass sich Mitschüler anfangs über seine Aussprache lustig machten, war keine große Hilfe.

Doch an dem Punkt, an dem viele andere kapitulierten, blieb er dran, überwand die Scheu, begann, die Sprache immer mehr in seinen Alltag zu integrieren. Heute ist Katalanisch für ihn nicht nur wie eine zweite Muttersprache – der gelernte Grundschullehrer und Theaterprofi hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, sie möglichst vielen anderen Zugezogenen schmackhaft zu machen. Ganz ohne Leistungsdruck und Perfektionsstreben.

Fehler erlaubt

Spaß und Hemmungsabbau bei "Llengua Divertida" Aula Teatral

„Ich will, dass die Menschen reden, dass es ihnen nicht peinlich ist, dass sie sich trauen“, sagt Martín. Und kein anderer Weg scheint ihm dafür besser geeignet, als über theaterpädagogische Übungen. „Llengua Divertida“ (in etwa: „Unterhaltsame Sprache“) heißt das Programm, das der selbstständige Theaterpädagoge im Sommer 2021 entwickelt hat und mittlerweile auf ganz Mallorca und auch Menorca anbietet.

Es geht nicht darum, alles korrekt zu machen. Fehler sind erlaubt, auch an der Aussprache darf es hapern“, sagt Iván Martín. „Wichtig ist, dass die Teilnehmer reden, dass sie Spaß daran haben und merken, dass das Katalanische durchaus unterhaltsam und bereichernd sein kann.“

Es geht auch ohne Katalanisch, aber....

Als junger Erwachsener war er mehrere Jahre von der Insel fort – und vermisste die Sprache schnell. „Als ich zurückkehrte, fiel mir auf, dass das Mallorquinische immer weniger genutzt wird“, sagt er. Egal ob in Restaurants, in Supermärkten oder auf der Straße. „Wenn man ehrlich ist, braucht ja niemand das Katalanische, um auf Mallorca zu überleben. Mit Spanisch kommt man immer durch, meist sogar auch mit Deutsch und Englisch.“

Genau deshalb gehe die Zahl derer, die Katalanisch sprechen, auch zurück – kaum eine Alltagssituation mache es erforderlich, die Hemmschwelle zu überwinden. „Dabei ist es nicht nur um die Sprache als Kulturgut schade, wenn sie weniger genutzt wird. Auch die Menschen verpassen etwas, wenn sie sie nicht lernen“, sagt Iván Martín. Dabei könne man doch auch klein anfangen. „Jeder ist doch in der Lage, ein Gespräch mit ‚Bon dia‘ zu beginnen und mit ‚Adéu‘ zu beenden, wenn er nur will.“

Iván Martín leitet die Kurse.

Iván Martín leitet die Kurse. Aula Teatral

Lachen erwünscht

Mit seinem „Llengua Divertida“-Projekt rannte er bei den Behörden offene Türen ein. „Ich war selbst überrascht, wie positiven Anklang die Idee fand“, so Martín. Sowohl die Landesregierung als auch viele Rathäuser subventionieren die Angebote, sodass sie in der Regel für alle Teilnehmer kostenlos sind.

Mitmachen kann jeder ab 16 Jahren, der Spaß daran hat, Katalanisch zu lernen – unabhängig davon, wie gut seine Vorkenntnisse bereits sind. „Ich arbeite gern mit Gruppen gemischten Niveaus, die Teilnehmer helfen sich gegenseitig, und meine Aufgabe ist es natürlich, auch die zum Reden zu bringen, die noch fast gar nichts können.“

So, wie die Andalusierin, die in einem seiner Kurse mitmachte und das Spanische und Katalanische ungewollt immer und immer wieder vermischte. Konservative Verfechter der Sprache hätten vielleicht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. „Aber das war nicht schlimm. Wir haben viel gelacht“, sagt Martín. Mit der Frau, nicht über sie, versteht sich. Neben Festlandspaniern hätten sich in den vergangenen Kursen auch viele Zugezogene aus Südamerika angemeldet, ebenso wie Menschen aus dem europäischen Ausland.

Kurse in Cala Ratjada und Manacor

Eine neue Ausgabe von „Llengua Divertida“ findet an den Donnerstagen im März (2., 9., 16., 23. und 30.3.) von je 17 bis 20 Uhr in Cala Ratjada (Kulturzentrum Capvermell) statt. Anmeldungen unter sal@ajcapdepera.net.

Zudem steht im Molí d’en Beió in Manacor ein neuer Kurs an fünf Samstagen (4., 11., 18. und 25. März sowie 1. April) an, je von 10 bis 13 Uhr. Anmeldung unter cat@manacor.org. Mehr Infos auf www.aulateatral.com

Fünf Treffen à drei Stunden sieht Martín in seinem Programm vor – wobei er mittlerweile auch einmalige Veranstaltungen von je zwei Stunden anbietet. Jede Sitzung hat einen anderen thematischen Schwerpunkt, der möglichst alltagsnah ist – von der Vorstellung der eigenen Person über einen Arztbesuch oder die Arbeitssuche beispielsweise. Das passende Vokabular, das er den Teilnehmern an die Hand gibt, hat Martín von einer Designerin anschaulich illustrieren lassen.

„Zunächst üben wir Dialoge und kleine Szenen, und am Ende präsentieren wir sie, aber immer nur vor der Gruppe, nie vor Außenstehenden“, so der Wahlmallorquiner. Dabei lässt er sich von dynamischen Prozessen leiten, die vor Ort entstehen. Von der Idee, ein ganzes Theaterstück auf die Beine zu stellen, kam er schnell ab. „Es soll nicht um das Endprodukt gehen, sondern darum, was die Menschen aus dem Moment mitnehmen.“ Und darum, dass sie sich im Idealfall auch trauen, im wirklichen Leben vom Katalanischen Gebrauch zu machen.

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