Mallorca Zeitung

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So erlebte ein Augenzeuge die Ankunft von Migranten auf Mallorcas Nachbarinsel Formentera

Der Mitarbeiter eines Strandliegen-Verleihs kam gerade zur Arbeit, als er eine Gruppe Senegalesen sah. Er kam mit ihnen ins Gespräch

Selfie: Damian Solé (vorne) mit den Migranten am Strand. D.S.

Es ist 6.50 Uhr am Dienstag (1.8.) und Damian Solé kommt wie jeden Morgen an seinem Arbeitsplatz an der Platja des Arenal auf Mallorcas Nachbarinsel Formentera an. Am Strand entdeckte der Mitarbeiter eines Strandliegen-Verleihs eine Gruppe Menschen. Neben ihnen liegt ein Boot im Sand.

Solé geht auf die Leute zu. Es handelte sich um 16 Männer und eine Frau - alle aus dem Senegal. Die Migranten wollen wissen, wo sie sind. Der 41-Jährige erklärt ihnen, dass sie auf Formentera seien. Darauf antworten die Ankömmlinge besorgt: "Nein, nein, wir wollen doch nach Spanien." Sie bitten ihn, nicht die Polizei anzurufen - aus Angst vor Repressalien. Schließlich aber ruft er die Notrufnummer 112. Von dort wird die Ortspolizei verständigt, die wiederum die Guardia Civil kontaktiert.

Hotel spendet Obst und Wasser

Während man gemeinsam auf die Ankunft der Beamten wartet, geht Solé in das nächstgelegene Hotel. Dort gibt man ihm Obst, Wasser, Säfte und Gebäck für die Migranten. "Das war außergewöhnlich nett", erklärt Solé.

Einer der Migranten, Mustafá, spricht ausreichend Englisch, um sich ein wenig mit Solé zu unterhalten. Zwei Tage sei man auf See gewesen, erklärt er. Wo genau die Reise losgegangen war, will er aber nicht sagen. "Sie bekommen vor der Reise eingetrichtert, dass sie nicht zuviele Informationen preisgeben sollen. Wenn sie gefragt werden, sagen sie, dass sie minderjährig sind und bitten um Asyl", sagt Solé.

Es ist nicht das erste Mal, dass der gebürtige Argentinier, der seit 20 Jahren auf den Balearen lebt, die Ankunft von Migranten an einem Strand sieht. Vergangenes Jahr, damals arbeitete er auf Ibiza, geschah dasselbe.

Das Migrantenboot blieb am Strand von Formentera zurück Pilar Martínez

Kleidung durchnässt

Die Urlauber, die nun auf der südlichsten Baleareninsel ankommen, sind erschöpft, aber ansonsten scheint es ihnen soweit gut zu gehen. Die wenige Kleidung, die sie anhaben, ist von der Fahrt durchnässt. Manche haben keine Schuhe. Einer von ihnen, ein Mann mit einem weißen Hemd, wird von den anderen "Kapitän" genannt. Er ist wohl der Bootsführer.

"Diese jungen Leute waren ausgesprochen freundlich, bescheiden und sehr dankbar", erklärt Solé. An Bord des kleinen Bootes mit Außenmotors entdeckt er Schwimmwesten, Essen, Trinken und sieben oder acht Kanister Benzin. Bemerkenswert, so Solé, sei, dass es keinen Alkohol an Bord gibt. Als er die Ankunft des Migrantenbootes auf Ibiza erlebte, sah er unzählige Flaschen Wodka, Gin und andere Spirituosen. "Ich nehme an, sie tranken sich den Mut an, der notwendig ist, um sich auf so eine Reise zu begeben."

Die Polizisten holen die Migranten ab. Am Strand bleibt das sieben Meter lange Boot zurück. Die Urlauber machen Selfies davor. /pss

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