Im Grunde sind die dimonis nichts anderes als Superhelden. „Der kulturelle Hintergrund ist natürlich ein anderer, aber so werden sie wahrgenommen“, erklärt sich Javi Torrado das Phänomen der mallorquinischen Teufel. Gemeinsam mit zwei Freunden führt er seit zwölf Jahren das Geschäft Melicotó. Es ist eine Art Fanshop für mallorquinische Populärkultur. T-Shirts, Bücher, Keramiken, aber auch Schmuck, Kuscheltiere und Sportzubehör findet man in diesem Laden, der vor zwei Jahren in ein großes Geschäft im Carrer Blanquerna in Palma gezogen ist.
Ein nicht unerheblicher Teil der Produkte, die hier verkauft werden, sind mit Bildern von Teufeln versehen, und manche auch mit dem Abbild des Heiligen Antonius. „In jeder neuen Kollektion, die wir entwerfen, achten wir darauf, dass es mehrere Artikel mit Dimoni-Motiven gibt“, sagt der Familienvater.
Breite Auswahl für Kinder
Die Teufel sind ein Verkaufsschlager. Gerade für Kinder gibt es eine breite Auswahl. „Ich glaube, dass die Schulen eine wesentliche Rolle dabei spielen, dass die Begeisterung für die dimonis in den vergangenen Jahren so gestiegen ist. Und dies wird eben von einer immer größer werdenden Anzahl an Merchandising-Artikeln begleitet. Ich finde das sehr positiv, es stärkt die Identität“, sagt Javi Torrado. Zumal die verschiedenen Produzenten immer kreativer mit der Dimoni-Thematik umgehen Gerade im Bereich der Kinderbücher wächst das Angebot von Jahr zu Jahr.
Ein Laden nur für dimonis
Bei Melicotó werden nicht nur eigene Produkte verkauft – auch Artikel von Drittanbietern finden sich im Sortiment. Auf der anderen Seite der Insel, in Manacor, geht man einen Schritt weiter. Der Laden „Sa botigueta del dimoni“ (Der kleine Laden des Teufels) verkauft ausschließlich Produkte, die selbst designt wurden – und die sich monothematisch mit Sant Antoni und den dimonis auseinandersetzen. „Wir haben den Laden Ende 2019 im Vorfeld von Sant Antoni eröffnet“, erzählt Betreiberin Bàrbara Pont.
Zu dem Zeitpunkt hatte sie mit ihrem Geschäftspartner, mit dem sie eine Grafikwerkstatt betreibt, schon Sant-Antoni-Produkte in anderen Geschäften der Stadt verkauft. Als sich die Gelegenheit bot, einen eigenen Laden zu eröffnen, probierten sie es einfach mal aus. „Es war ein voller Erfolg.“ Der Laden hat das ganze Jahr über geöffnet, die Produktpalette hat sich im Laufe der Jahre immer mehr erweitert: von T-Shirts und Puppen über Taschen und Tassen bis hin zu eigens von einer Näherei auf der Insel hergestellten Teufelskostümen für Kinder.
Welchen dimoni nimmt man nun?
Allerdings gibt es nur Produkte mit den Bildern der dimonis von Manacor zu kaufen. „Wir bekommen immer wieder Anfragen aus den Dörfern, ob wir die Artikel nicht auch mit ihrem Teufel herstellen können. Aber da bräuchten wir eine ganze Lagerhalle, um so ein breites Sortiment aufzubewahren“, erklärt Pont, bei der die Liebe zu den Sant-Antoni-Feierlichkeiten Tradition hat: Schon ihr Opa übernahm in den 50er-Jahren die Rolle des Dimoni Gros, des Großen Teufels von Manacor. Bei Melictó müssen sich die Betreiber ebenfalls immer überlegen, inwiefern sie sich bei den Designs an den dimonis aus einem bestimmten Ort orientieren. „Häufig denken wir uns einen dimoni aus, der Eigenschaften der Teufel aus mehreren Ortschaften aufweist.“ Auch in dem Laden in Palma gebe es immer wieder Anfragen, ob man nicht ortsspezifische Dimoni-Produkte anbieten könne.
Das Interesse der Urlauber
Derweil stoßen die ur-mallorquinischen Merchandise-Produkte auch über die Insel hinaus auf Interesse. Bàrbara Pont erklärt, dass sich ihre Kundschaft längst nicht nur auf Menschen aus Manacor und Umgebung beschränkt. „Es sind auch Mallorquiner, die auf dem Festland leben und eine Erinnerung aus der Heimat mitbringen wollen. Und heute kam eine Kundin rein, die Rasseln für zwei deutsche Kinder gekauft hat, die jedes Jahr mit ihrer Familie extra für Sant Antoni nach Mallorca kommen.“
Auch bei Melicotó schauen immer wieder Urlauber herein. „Bei einem Pulli haben wir gemerkt, dass er besonders gut bei den Ausländern funktioniert. Es zeigt einen dimoni auf einem Rennrad“, sagt Javi Torrado. Über dem Bild steht „Club Ciclista Dimonis Mallorca“ – als ob es ein eigener Fahrradclub auf der Insel wäre.
Angst, dass die Begeisterung für die Teufel dazu führt, dass diese zu einem beliebigen Marketing-Gag werden, hat Javi Torrado nicht. „Ich glaube, dass es nichts bringt, wenn man die Kultur im kleinen Kreis hält. Damit die Traditionen überleben können, müssen sie sich nach außen öffnen.“