Mallorca Zeitung

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"Schlüssel zu den Quellen des Himmels": Eine Gemeinde auf Mallorca betet jetzt bei einer Heiligen für den Regen

In der Wallfahrtskirche Santuari de la Consolació in Santanyí wird wegen der Trockenheit um göttlichen Beistand ersucht – aber nicht beim Regengott, sondern bei Scholastika

Das Santuari de la Consolació, eine Wallfahrtskirche und ehemalige Einsiedelei im Gebiet der Gemeinde Santanyí. DM

Wenn der Regen auf Mallorca nicht auf natürlichem Wege kommt, bleibt nur die Anrufung der göttlichen Mächte. Wie jedes Jahr an den Sonntagen um den 10. Februar, dem Fest der Heiligen Scholastika, passiert genau das in der Wallfahrtskirche Consolació de Santanyí. Hier wird die Figur der Schwester des heiligen Benedikt verehrt, die im 5. und 6. Jahrhundert in Italien lebte, und der von den Katholiken die Fähigkeit zugesprochen wurde, Niederschläge herbeizuführen.

Die Messe, bei der die Heilige um die "Gabe des Regens" gebeten wird, findet an diesem Sonntag (11.2.) ab 11 Uhr statt. In den anderen Ortschaften der Gemeinde wird zeitgleich kein weiterer Gottesdienst stattfinden – Scholastika bekommt also keine Konkurrenz.

"Schlüssel zu den Quellen des Himmels"

Laut dem Pfarrer Bartomeu Villalonga handelt es sich dabei um eine uralte Tradition, der aber in diesem Jahr aufgrund der weit verbreiteten Dürre auf Mallorca besondere Bedeutung zukommt. Der Ursprung des Festes ist nicht genau geklärt, aber er hänge mit dem Volksglauben zusammen, dass Santanyí in der trockensten Gegend der Insel liege und zum geflügelten Wort geworden sei: "a Santanyí poca aigua i gens de vi" ("wenig Wasser und kein Wein in Santanyí"). Villalonga erklärt: "Aus diesem Grund widmeten unsere Vorfahren, die das Heiligtum errichteten, der Heiligen Scholastika eine Kapelle und hatten das Bedürfnis, sie anzurufen, damit sie die Zisternen fülle. Denn diese Gegend Mallorcas hat schon immer unter Durst gelitten."

Diesjährige Ankündigung für die Messe, bei der für den Regen gebetet wird. DM

In der Vergangenheit wurden der Heiligen gewidmete Lieder gesungen, die von Bernat Vidal i Tomàs im Jahr 1949 verfasst wurden. Darin heißt es etwa, die Heilige Scholastika besitze "den Schlüssel zu den Quellen des Himmels" ('té la clau de les fontanes del cel'). Heute sind zwar die Gesänge nicht mehr zu hören, doch gebetet wird noch immer lebhaft. Die Gläubigen hoffen, dass die Gebete die erwartete Wirkung zeigen werden – "wie im Jahr 2023", erinnert sich der Pfarrer von Santanyí: Vierzehn Tage nach der Eucharistiefeier in der Wallfahrtskirche Consolació zog der Sturm Juliette auf und hinterließ in vielen Teilen der Insel, darunter auch in Santanyí, eine dicke Schneedecke. Auch für dieses Wochenende ist Regen vorhergesagt, wenn auch nur leichter.

Kann die Heilige nicht helfen, wird die Jungfrau Maria um Regen gebeten

Den Himmel um Regen zu bitten, und sich dafür notfalls an eine noch höhere Instanz zu wenden, hat auf der Insel Tradition: Villalonga erinnert daran, dass die Einwohner von Santanyí im Jahr 1914 nicht nur Scholastika um den nassen Segen anflehten. "Die Dürre war so groß, dass sie zum Heiligtum von Lluc pilgerten, um die Jungfrau Maria um Regen zu bitten."

Etwa hundert Gläubige aus Santanyí und s'Alqueria nehmen in der Regel jedes Jahr an der Eucharistiefeier von Consolació teil. Einige von ihnen gehen zu Fuß hinauf. Am kommenden Sonntag könnte die Zahl der erwarteten Teilnehmer noch größer sein als sonst: "Die Menschen sind sich mehr denn je bewusst, dass mit dem Wetter etwas Merkwürdiges geschieht", so der Pfarrer. /bro

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