Mallorca Zeitung

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Dürre, steigende Preise und sinkende Absatzzahlen: Wie geht es mit dem Olivenöl aus Spanien weiter?

Die Branche geht neue Wege – und setzt insbesondere auf die deutschen Käufer von Olivenöl

Die Ernte – hier ein Helfer bei García de la Cruz in Madridejos, in Kastilien-La Mancha – ist eine logistische Herausforderung. | FOTO: IVÁN MARTÍNEZ

Auf dem Landgut von García de la Cruz ist man früh dran mit der Ernte. Schon Ende November holt ein Team die kostbare Frucht von den Bäumen im weitläufigen Olivenhain bei Madridejos, in der Region Kastilien-La Mancha. Ein Traktor mit einer vorgespannten großen Zange rüttelt den Stamm, während Helfer mit langen Stangen auf die Äste einschlagen, sodass die Oliven auf einer ausgebreiteten Plane landen und sofort eingesammelt werden. „Wir ernten früh. So hat der Baum mehr Zeit, um sich bis zur Blütezeit zu erholen“, erklärt Rubén Gómez, der Leiter des Teams. „Die Erntezeit geht von Ende Oktober bis Februar, manchmal sogar bis März.“

Fertiges Öl in der Cooperativa San Sebastián in Madridejos. Martínez

Manche Ölbäume tragen bis zu hundert Kilo Frucht, einige sind schon rund 400 Jahre alt. In diesem Hain wird cornicabra angepflanzt, die vorherrschende, einheimische Variante in La Mancha. Die Ernte ist eine logistische Herausforderung. Die Oliven müssen unmittelbar zur Verarbeitung in die Mühle, die almazara, gebracht werden. „Alles wird am selben Tag verarbeitet.

Man kann Oliven nicht lagern, weil sie sonst fermentieren“, sagt Almudena Ávila, Leiterin für Qualitätskontrolle und Umwelt bei García de la Cruz, dem Familienbetrieb mit Sitz in Madridejos. Die Eile bei der Verarbeitung ist besonders wichtig für die Luxusklasse, das Native Olivenöl Extra (Aceite de Oliva Virgen Extra, AOVE). „Das ist reiner Olivensaft, ohne chemische Prozesse wie bei anderen Ölen“, kommentiert die Expertin.

Schlechte Ernte

Spanien ist mit einem Marktanteil von fast 30 Prozent der größte Produzent der Welt. Weit hinter der Hochburg Andalusien kann sich Kastilien-La Mancha als weltweit zweitgrößte Anbauregion bezeichnen. Doch wie in anderen Ländern auch leidet die Branche unter den Folgen des Klimawandels. Die diesjährige Ernte beträgt nach Schätzungen des spanischen Landwirtschaftsministeriums nur 766.000 Tonnen. Das sind zwar 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, aber deutlich weniger als in den vergangenen vier Jahren mit einem Durchschnitt von 1,2 Millionen Tonnen.

Schuld ist vor allem der fehlende Regen, der Dürren in weiten Teilen Spaniens zur Folge hat. Dabei ist der Olivenbaum eine der widerstandsfähigsten Anbaupflanzen. Auch zunehmende Klimaextreme bereiten Probleme. „Die Olivenbäume blühen im Mai, es war fürchterlich heiß, das schadet der Frucht“, so José María Tarjuelo, Wasserwirtschaftsexperte an der Universidad de Castilla-La Mancha.

Mit dem Rückgang der Produktion sind die Preise für Olivenöl in die Höhe geschossen. Das AOVE ist nach jüngsten Zahlen des Ministeriums in einem Jahr um 65 Prozent teurer geworden. Auch andere Produzenten wie Italien oder Griechenland haben die Preise angehoben. Spanien gibt als Big Player am Markt den Weg vor. Die Landwirte können also dank höherer Preise den Verlust aus der geringeren Produktion abfedern. Aber in der Branche macht man sich Sorgen um die Folgen der Preiserhöhung für die Verbraucher, die wegen der hohen Inflation ohnehin höhere Ausgaben haben.

Speicher bei García de la Cruz Martínez

In Spanien gehen viele Haushalte mittlerweile viel sparsamer mit dem Produkt um, vor allem dem teuren Nativen Olivenöl Extra. Der Absatz sank vergangenes Jahr um fast 50 Prozent, stärker als die Exporte. Dennoch blickt man besorgt auf die internationalen Märkte. „Der Konsument in Spanien ist recht treu, denn das Olivenöl ist in der Kultur verankert. Aber wie werden die Verbraucher im Ausland auf die Preiserhöhung reagieren?“, fragt sich Teresa Pérez von der Branchenorganisation Aceite de Oliva Español. Zwei Drittel der Produktion in Spanien werden exportiert. Der Hauptabnehmer ist Italien, das selbst Öl herstellt und wiederum wichtigster Lieferant des deutschen Marktes ist. In vielen Flaschen mit vermeintlich italienischem olio steckt in der Wahrheit spanisches aceite.

Nachtisch mit Olivenöl

Daher wirbt Aceites de Oliva de España mit EU-Geldern bei Verbrauchern in Deutschland für das spanische AOVE. In diesem Rahmen wurden Journalisten nach Madridejos eingeladen, darunter auch die Mallorca Zeitung. Die Werbung wird jedoch durch eine neue Richtlinie aus Brüssel erschwert, es darf nicht mehr pauschal auf die vielen Vorteile des reinen Olivenöls für die Gesundheit verwiesen werden. Daher preist die Vereinigung die vielseitige Verwendung des AOVE an, das nicht nur auf den Salat getröpfelt, sondern zur Zubereitung vieler Gerichte bis hin zu Süßspeisen verwendet werden kann. Während in Spanien im Durchschnitt pro Kopf elf Liter Öl im Jahr fließen, ist es in Deutschland nur ein Liter.

Einen Weg, um das Native Olivenöl zu höheren Preisen zu verkaufen, zeigt das wachsende Umweltbewusstsein auf. Bei García de la Cruz wurde mit dem Einsatz von Sensoren der Wasserverbrauch in den Hainen um 20 Prozent gesenkt. Die Firma nimmt auch Teil an Life Olivares Vivos, einem Projekt zur Förderung des ökologischen Anbaus. Denn die beeindruckenden weiten Olivenhaine, die sich in Andalusien und La Mancha bis zum Horizont erstrecken, verdecken den Blick auf die Probleme der Monokultur. Außer Olivenbäumen wächst auf den Kalkböden kaum etwas.

Anlieferung der geernteten Oliven. Martínez

Das staatlich geförderte Projekt Olivares Vivos soll die Landwirte dafür gewinnen, auf Pestizide zu verzichten. Die Erfahrung zeigt, dass in kurzer Zeit in den Hainen wie dem in Madridejos wieder Gräser und Sträucher wachsen. Diese ziehen Insekten an, diese wiederum Vögel und letztlich Raubtiere. Die Biodiversität nimmt wieder zu. Der Vorteil für die Produzenten liegt auf der Hand: Sie erhalten ein hochwertigeres Produkt, das sich mit dem Ökostempel teurer verkaufen lässt, und sie sparen beim Einsatz von Chemikalien. „Viele Landwirte wollten etwas für die Umwelt tun, aber ihnen hat die Beratung gefehlt, die wir nun bieten. Andere wollen dagegen gar nichts verändern“, berichtet Carlos Ruiz von Life Olivares Vivos. „Aber mit dem Generationenwechsel wird es Stück für Stück besser.“

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