Es ist wohl der Traum eines jeden Kindes, das schon einmal eine Flaschenpost ins Wasser geworfen hat: Dass die Flasche nicht in der nächsten Bucht wieder angespült wird, sondern tatsächlich eine weite Reise zurücklegt und in einem anderen Land gefunden und gelesen wird. Dieses Glück hatte ein 11-jähriger deutscher Junge namens Tillmann, der auf Mallorca lebt. Am 13. November - vermutlich im Jahr 2023, wobei das Datum unleserlich ist - warf er seine Flaschenpost ins Meer. Nun ist sie, drei Monate später, am Strand Miseno der italienischen Gemeinde Bacoli angeschwemmt worden.

Vor allem ein heftiger Sturm, der unlängst die Küsten Kampaniens in Italien heimgesucht hatte, hat den wundersamen Transport wohl möglich gemacht – und somit eine komplett analoge Kommunikation über etliche Kilometer hinweg, ganz ohne soziale Netzwerke und Whatsapp. Ein junger Mann, Dario Grande, hat die Flasche bei einem Spaziergang entdeckt und die Nachricht herausgefischt.

Gewählte Ausdrucksweise im Brief

Der Inhalt des Briefes ist herzallerliebst, denn Tillmann berichtet zwar – altersgerecht – fast ausschließlich von seinen Hobbys und Interessengebieten. Für die recht bodenständigen Fakten wählt er aber teils hochgestochene Formulierungen wie "... auch die Wasserwelt hat meine Aufmerksamkeit" oder "Bisweilen (es müsste eigentlich "bislang" heißen) blieb mir nicht vergönnt, den Wunsch erfüllt zu bekommen, eine Schlange oder Schildkröte außerhalb eines Zoos zu sehen...". Man kann nur vermuten, dass der kluge Junge sich in Sachen sprachliches Niveau auf einen erwachsenen Empfänger einstellen und diesem auf Augenhöhe begegnen wollte.

Hier der vollständige Brief:

Inhalt der Flaschenpost von Tillmann (11).

Inhalt der Flaschenpost von Tillmann (11). Altafulles

Fortsetzung der zufälligen Brieffreundschaft

Von der Flaschenpost entwickelt sich das Ganze nun zur (medialen) Flüsterpost: Als erstes erfuhr der Journalist Gennaro Savio aus Ischia, der für mehrere große Medien arbeitet, von der schönen Geschichte. Nun hat sie auch das katalanische Kulturmagazin "Altafulles" aufgegriffen und darüber berichtet. Demnach wird der Empfänger des Briefes Tillmanns ausdrücklicher Bitte nachgehen und dieselbe Flasche mit einer anderen Botschaft wieder ins Meer werfen – in der Hoffnung, dass das Glück, die Meeresströmungen und die Zeit eine Fortsetzung dieser besonderen Brieffreundschaft möglich machen.

Dario Grande hat in einem Post bei Instagram auch ein Video vom Finden der Flaschenpost geteilt und persönliche Worte an Tillmann gerichtet: "Deine Nachricht ist das Beste, was mir in letzter Zeit passiert ist", schreibt der Italiener und erklärt, viele Interessen des Jungen zu teilen. Auch bekundet er: "Siehst du Tillmann, heute ist alles so unmittelbar und oberflächlich geworden! Wir sehen uns nicht mehr in die Augen und sogar Gefühle werden über die sozialen Medien übertragen. Zu wissen, dass es kleine Träumer wie dich gibt, die auf der Welt aufwachsen, ist eine Hoffnung für die Zukunft."

Suche nach Tillmann auf allen Kanälen

Der Empfänger der Post hat in dem sozialen Netzwerk angekündigt, dass er gern eine Reise nach Mallorca unternehmen und Tillmann persönlich kennenlernen würde. Ob es dazu kommen wird, ist noch ungewiss. Tillmann ist von dem medialen Interesse an dieser Geschichte überwältigt, sein Vater bittet gegenüber der Mallorca Zeitung darum, die weitere Berichterstattung einzustellen. Dieser Bitte kommen wir selbstverständlich nach.

Das könnte Sie interessieren:

Aktualisiert um 16 Uhr mit der Bitte, die weitere Berichterstattung einzustellen.