Es gibt Neuigkeiten im Fall "FanCafeTeria": Ende April war bekannt geworden, dass Horst Blum, der Betriebsleiter des Lokals in Cala Millor, nur zwei Wochen nach der groß angekündigten Eröffnung des Auswanderer-Cafés schon wieder aus dem Projekt ausgestiegen war. Die Kurzform seiner geschilderten Gründe lautet: Es habe Unstimmigkeiten mit dem Investor Arno Paffendorf gegeben. Seine Mühen als Betriebsleiter etwa seien oft nicht gewürdigt worden. Zudem hatten Blum und Paffendorf offenbar unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein Saisongeschäft laufen muss. Des Weiteren warf Blum Paffendorf vor, sein Gehalt nicht überwiesen zu haben. So weit der Stand von Ende April und die Version von Horst Blum der Vorfälle.

Was laut Paffendorf schon vor der Eröffnung geschah

Als die MZ den Investor Arno Paffendorf damals kontaktierte, wollte sich der Rentner zunächst nicht zu dem Sachverhalt äußern. Nun aber, da etwas Zeit vergangen ist, möchte auch er der MZ seine Version der Vorfälle schildern:

Wie der 66-Jährige der MZ am Mittwoch (11.5.) schilderte, hatte er eigentlich gar kein Interesse an dem "FanCafeTeria"-Projekt. Nur seinem Bekannten Horst Blum zuliebe habe er sich letztlich doch als Investor daran beteiligt. Um zu verstehen, wie es zu dem Eklat gekommen ist, muss man etwas ausholen:

Kennengelernt hatten sich die beiden vor etwas über drei Jahren durch einen Bekannten in Deutschland. Bei einem Telefonat rund um den Jahreswechsel erzählte Paffendorf Blum, dass er nach einem Ort suche, an dem er künftig als Rentner den Großteil seiner Zeit verbringen kann. Anfang des Jahres haben beide dann auf einen Vorschlag von Blum hin dann gemeinsam einige Tage in Cala Millor verbracht. "Als wir an dem ehemaligen Lokal der "Faneteria" vorbeigelaufen sind, erzählte mir Horst, dass es sein Lebenstraum ist, es zu übernehmen, und dass er alles dafür tun würde", so Paffendorf. Laut Blums Schilderungen hatte er in der Vergangenheit bereits versucht, das Lokal von den Vorbetreibern zu erwerben, das Vorhaben sei jedoch gescheitert, weil ein Investor ihm die 10.000 Euro Summe für den traspaso - also die in Spanien üblichen Übertragungskosten für Ladenlokale - nicht zur Verfügung gestellt hätte.

Verhandlungen mit den vorherigen Pächtern

Paffendorf hatte zu dem Zeitpunkt gerade eine teure Immobilie verkauft, hatte das Geld also locker parat. Laut eigenen Aussagen bot er Blum daraufhin an, die Verhandlungen mit den Vorbetreibern wieder aufzunehmen, und dass Blum ihm die von ihnen geforderten 10.000 Euro als Kredit zurückzahlen könnte. Vorbetreiber waren damals Kim Beeke und Ercan Ayebe, die einst als Franchise-Nehmer von Caro und Andreas Robens das Iron Diner in dem Lokal betrieben. Nachdem die Bodybuilder aus dem Projekt ausgestiegen waren, führten Beeker und Ayebe unter einem anderem Namen alleine weiter.

Das ebenfalls aus "Goodbye Deutschland" bekannte Auswanderer-Paar (Kim Beeker und Ercan Ayebe) habe Blum und Paffendorf später zu Verhandlungen in sein Haus in Cala d'Or eingeladen. Dort habe dann ein regelrechtes Auf und Ab begonnen. "Sie wollten eine traspaso-Summe von 10.000 Euro haben. Ercan hatte uns tagsüber alles zugesagt. Kim konnte sich aber nicht von dem Laden trennen, weil sie emotional an ihm hing, und ohne ihn wohl auch nicht mehr an dem Vox-Format teilnehmen konnte", erzählt Paffendorf. Weil ihn das Hin- und Her zu sehr aufwühlte, habe Paffendorf daraufhin beschlossen, sich nicht an dem Projekt zu beteiligen und wollte zurück nach Deutschland fahren.

Erst einmal Geld auftreiben

Als Ayebe den beiden dann angeboten habe, das Lokal nach einer Anzahlung zu übernehmen, sei Blum direkt zum Geldautomaten aufgebrochen. "Dort hat er dreimal 500 Euro von seinem Konto abgehoben. Zweihundert Euro in bar hatte er wohl noch in seinem Portemonnaie. Er hat es einfach nicht übers Herz gebracht, seinen Lebenstraum ziehen zu lassen", so Paffendorf, den er anschließend um die restliche Summe gebeten hatte, um auf die geforderten 2.000 Euro Anzahlungssumme zu kommen. Doch der verneinte. Am Abend habe Blum Ayede dann die 1.800 Euro übergeben und Paffendorf geschildert, dass er Aktien verkaufen werde, um die restlichen 8.200 Euro aufzutreiben.

Über einen Bekannten von Blum gelang es Paffendorf noch vor seiner Abreise, kurz eine Wohnung in Cala Millor zu besichtigen. Diese Wohnung mietet er später. Anfangs wollte er mit Blum in der Wohnung leben, später sollten auch seine Frau und sein 17 Jahre alter Sohn dort unterkommen. 600 Euro sollten Blum und Paffendorf jeweils für Miete und Nebenkosten zahlen. "Ich habe bis heute keinen Cent von dem Geld gesehen", so Paffendorf. Also sah er sich später gezwungen, Blum das Geld von seinem Gehalt von April abzuziehen.

Weitere Probleme zeichnen sich ab

Noch Wochen, bevor die "FanCafeTeria" am 16. April eröffnet wurde, zeichnete sich bereits ab, dass Blum die 8.200 Euro, um den traspaso zu begleichen, nicht auftreiben würde. Also steuerte Paffendorf das Geld bei. "Dann begann das Dilemma", so der Rentner. Blum offenbarte ihm, dass er mit einem weiteren Geschäft in Deutschland noch eineinhalb Jahre lang in Insolvenz ist. Auch deswegen könne er die für die "FanCafeTeria" nötige S.L. nicht gründen. Mit einem Fachmann, einem Anwalt, Steuerberater und Notar in einem, wie Paffendorf beschreibt, versuchten Blum und er eine Lösung zu finden. Paffendorf selbst wollte die S.L. nicht gründen, da er unter anderem weiter in Deutschland krankenversichert sein wollte, also tat es seine Frau.

Die Idee war, dass Blum, sobald er Paffendorf sein Geld zurückgezahlt hat, zu 50 Prozent einsteigen kann. Paffendorf betreibt in Deutschland nach eigener Aussage selbst acht Gastronomiebetriebe sowie einen Friseursalon mit der Mc Balu GmbH. Aus dieser GmbH wurde dann eine Tochtergesellschaft in Spanien gegründet, die FanCafeTeria S.L. "Horst wurde dann als Betriebsleiter des Lokals eingestellt", so Paffendorf. Um das Lokal letztlich eröffnen zu können, seien dann noch weitere 50.000 Euro notwendig gewesen, etwa für Umbauarbeiten. 40.000 sollte Paffendorf beisteuern, 10.000 Euro Blum. Auch dieses Geld habe Blum nicht aufgetrieben.

Eröffnung trotz Unstimmigkeiten

Obwohl die Anzeichen schon schlecht standen, eröffneten die beiden Geschäftspartner am die "FanCafeTeria". "Am großen Tag ist dann kaum einer der eingeladenen Auswanderer erschienen", erinnert sich Paffendorf. Lediglich Jennifer Matthias, die nebenan selbst die Eröffnung ihrer Boutique feierte, sei kurz dagewesen. Zudem hätten zwei anderer Auswanderer ganz kurz vorbeigeschaut. Dabei hatte Blum die "FanCafeTeria" im Vorfeld groß damit beworben, dass das neue Lokal ein Begegnungsort mit anderen Auswanderern sei.

Darüber hinaus habe es Probleme gegeben mit Exklusivrechten, die Blum einem Medium verkauft haben soll, und auch sonst sei es "drunter und drüber" gegangen. "Die Hotdogs und Pommes, die die Attraktion werden sollten, sind bis heute nicht da", so Paffendorf. Dafür laufe das Kühlhaus über vor lauter Kuchen. "Ich habe gerade eben erst wieder vier verschenkt", so Paffendorf, "weil wir sie nicht verkauft bekommen haben. Es sind nur einige Beispiele für all die Dinge, die Blum als Betriebsleiter einfach nicht auf die Reihe bekommen hat."

Auch die Mitarbeiter hätten schon in den wenigen Tagen seit der Eröffnung mitbekommen, dass im dem Lokal etwas nicht stimmte, und sich um ihr Gehalt gefürchtet. "Auch weil stets sehr wenige Gäste da waren, haben die Angestellten kein Trinkgeld bekommen, dabei lebt das Personal in der Gastronomie doch auch davon", findet Paffendorf.

Als der Zahltag dann bevor stand, soll Blum Panik bekommen haben. "Er hat sich einen freien Tag genommen und ist zu Bekannten gefahren, in der Hoffnung sie würden ihm das nötige Geld geben", so Paffendorf. "Wenig später ist er richtig rund gelaufen, hat seine ganzen Sachen gepackt, ist aus der "FanCafeTeria" gelaufen und danach auch aus der Wohnung ausgezogen." Im Vorbeilaufen soll er der benachbarten Bar95 noch seine Anteile angeboten haben, dabei habe Blum faktisch noch gar keine Anteile, sondern eher Schulden.

Schulden statt Anteile

 "1.800 Euro. Das ist alles, was er in all der Zeit gezahlt hat. Wie viel Geld er mir genau schuldet, weiß ich nicht. Geld ist für mich aber auch nicht wichtig, sondern eher, dass er mich belogen hat", so Paffendorf. Erst die traspaso-Summe, dann die Gründung der S.L., dann die Investitionen für die Umbaumaßnahmen. "Er hat mich in ein Projekt hineingezogen, das ich eigentlich niemals wollte", so Paffendorf. Trotzdem ist er Blum auch dankbar: "Er hat mir gezeigt, wie schön Mallorca ist."

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Und die "FanCafeTeria"? Hatte am Mittwoch (11.5.) ihren dritten "Ruhetag" in Folge, offiziell geschlossen ist das Lokal dennoch noch nicht. Es gebe schon einige Interessenten. Die Mitarbeiter hätten bereits alle hingeworfen. "Die letzten beiden gestern", fügt der gelernte Bauingenieur hinzu. "Es kommt ja auch niemand in das Lokal." So ganz wird er die Erinnerungen als Investor in der "Goodbye-Deutschland-Straße" (Carrer Binicanella) wohl nicht los, denn nur ein paar Meter entfernt hat Paffendorf auch ein weiteres Lokal gekauft, die Casa MaBe. "Ich kaufe oft Lokale, richte sie als Bauingenieur her und vermiete sie dann", so Paffendorf. Immerhin weiß der 66-Jährige trotz all des Dramas, dass er auf Mallorca tatsächlich seine neue Heimat gefunden hat.

Horst Blum bestreitet die Vorwürfe aufs schärfste und will in den kommenden Tagen schriftlich seine Sicht der Dinge darlegen.