Eine deutsche Mallorca-Residentin, die am Mittwoch in einer Ryanair-Maschine eine Panikattacke erlebte, beschuldigt den Piloten der unterlassenen Hilfeleistung. "Ich erlebte meinen schlimmsten Albtraum", sagt die Frau gegenüber der MZ.

Gemeinsam mit ihrem Mann war die Frau am Mittwoch (22.2.) mit einem Ryanair-Flug von Frankfurt nach Palma geflogen. Wegen des dichten Nebels wurde der Flieger umgeleitet. Der Stress löste bei ihr eine Panikattacke aus. Im Flugzeug sah sich aber niemand gezwungen, einen Arzt zu rufen.

"Seit einem Verkehrsunfall leide ich an Panikattacken, gegen die ich Medikamente nehme und für die ich eine Hyperventilationsmaske habe", sagt die Frau, die in Cala Ratjada lebt. Dank der Medikamente habe sie eigentlich keine Probleme beim Fliegen. Sie leide auch nicht unter Flugangst.

Ryanair-Maschine wurde wegen Nebels von Palma nach Ibiza umgeleitet

Planmäßig hob der Ryanair-Flieger um 7.10 Uhr in Frankfurt Hahn ab und sollte kurz nach 9 Uhr in Palma landen. Doch dort kam es wegen des Nebels zu vielen Verzögerungen. "Wir drehten über dem Flughafen Kreise und sind eine halbe Stunde später nach Ibiza weitergeflogen", sagt die Deutsche.

Nach der Landung dort erhöhte sich das Stresslevel. "Einen konkreten Zeitplan gab es nicht. Der Pilot meinte nur, dass es sich ein paar Stunden hinziehen kann und wir auf den Plätzen bleiben sollen", berichtet ihr Mann. "Die Klimaanlage war aus, und es wurde mit jeder Minute wärmer im Flugzeug. Gefühlt war kaum noch Sauerstoff in der Luft", sagt die Frau. Auf dem Flughafen Ibiza vergingen zwei Stunden.

Flugbegleiterin soll zunächst nicht reagiert haben

Die Nervosität bei den Passagieren stieg, und die Frau erlitt eine Panikattacke. Ihr Mann erzählt: "Ich ging zu einer Flugbegleiterin, um sie auf die Situation aufmerksam zu machen. Sie sagte mir, ich soll zu meinem Platz zurückkehren, sie würde das mit dem Piloten besprechen."

Blick auf Flugzeuge von Easyjet und Ryanair am Flughafen Mallorca Andreas Arnold / dpa

30 Minuten vergingen und nichts geschah. "Die Crew war mehr damit beschäftigt, die Schlange vor dem Klo zu sortieren", sagt der Mann. Also ging der Deutsche mit seiner Frau zum Ausgang, wo mittlerweile die Tür geöffnet war. "Ich habe sie auf den Sitz der Flugbegleiter dort gesetzt, damit sie wenigstens frische Luft schnappen konnte. Eine Flugbegleiterin sah uns und bemerkte endlich, wie schlecht es meiner Frau geht." Aussteigen durften sie aber nicht, auch ein Arzt wurde nicht gerufen.

Wenig später mussten dann alle Passagiere aussteigen und drei weitere Stunden im Terminal warten. Dort wendete sich der Mallorca-Resident an einen Ryanair-Schalter. "Die Dame dort war wesentlich freundlicher und gab uns recht, dass eigentlich ein Arzt hätte gerufen werden müssen." Sie händigte ihm ein Beschwerdeformular aus. Den Namen des Piloten sollten die Deutschen im Flugzeug erfragen.

Wortgefecht mit dem Ryanair-Piloten nach der Landung in Palma de Mallorca

Der Flieger startete schließlich um 15 Uhr auf Ibiza und landete eine halbe Stunde später in Palma. "Als die meisten Passagiere ausgestiegen waren, ging ich zu einer Flugbegleiterin und fragte, ob der Pilot von der Panikattacke erfahren hatte", sagt der Deutsche. Der Kapitän kam just in diesem Moment aus dem Cockpit.

"Er war von Anfang an nervös und unhöflich", beschreibt der Mann den Piloten, der auch Deutsch sprach. "Er meinte: Ich gebe Ihnen eine Minute Zeit, um mit mir zu sprechen." Der Deutsche klagte sein Leid, was auf wenig Verständnis traf. "Der Pilot flüchtete sich in Ausreden und erzählte etwas, dass es auf Langstreckenflügen wesentlich schlimmer zugeht."

Als der Passagier nach seinem Namen fragte, sei der Pilot ausgerastet und habe sein Namensschild verdeckt. "Er fing plötzlich an zu schreien, schickte uns raus und rief nach der Polizei", sagt der Deutsche.

Der erste Gang nach der Ankunft führte zur Polizei - aber keine Anzeige erstattet

Die beiden Mallorca-Deutschen verließen das Flugzeug und gingen zum Bus, der sie zum Terminal brachte. "In Palma haben wir die Polizei aufgesucht. Dort sagte man uns, dass wir lieber am Flugzeug hätten warten sollen, um die Angelegenheit dort zu klären. So steht Aussage gegen Aussage." Auf eine Anzeige verzichteten sie, sie wollen nun aber noch Beschwerde bei Ryanair und dem Flughafenbetreiber Aena einlegen.

"Für mich ist das Fliegen erst einmal gestrichen. Ich fühle mich bei den Anfällen komplett hilflos und habe Angst vor der nächsten Panikattacke", sagt die Deutsche.

Ryanair bestätigt auf MZ-Anfrage, dass ein Passagier sich während des umgeleiteten Flugs krank gefühlt habe. "Da es der Frau aber kurz darauf wieder besser ging, war keine weitere medizinische Behandlung notwendig", so die irische Fluglinie.