Die Rettungsschwimmer von Palma de Mallorca haben ab Sonntag (21.5.) einen unbefristeten Streik angekündigt. Die MZ hat mit Julian Delgado, Sprecher der Gewerkschaft der socorristas, über die Hintergründe gesprochen.

Warum streiken Sie erneut?

Die Verbesserungen, die wir uns mit dem Streik im vergangenen Jahr erkämpft haben, sind nicht umgesetzt worden. Das Rathaus Palma hat sich nicht an die Absprachen gehalten und die Ausschreibung der Konzessionärsstelle unnötig hinausgezögert. Das Rathaus hält sich zudem nicht an manche Gesetze.

In welchem Punkt beispielsweise?

Im Oktober 2021 hat die Zentralregierung in Madrid ein Gesetz erlassen, das besagt, dass in der Badesaison der Strandzugang für Menschen mit Behinderung gewährleistet sein muss. Daran hält sich das Rathaus Palma nicht. Es gibt keine Rampen zum Meer für die Rollstuhlfahrer. Auch an Behinderten-WCs mangelt es. Seit sechs Jahren arbeite ich als Rettungsschwimmer. Ich kenne die Rollstuhlfahrer. Das sind mittlerweile meine Freunde. Denen bleibt nichts anderes übrig, als sich das Meer von der Promenade aus anzuschauen. Das ist Diskriminierung.

Im vergangenen Jahr wurde der Streik in letzter Sekunde abgesagt. Wird das diesmal wieder der Fall sein?

Damals hatten wir vor, einen Mindestdienst zu machen, um die Sicherheit der Strandbesucher zu gewährleisten. Das wird diesmal nicht passieren. Wir versammeln uns am Stadtstrand Can Pere Antoni für eine Demonstration. An allen Stränden Palmas wird es keinen Rettungsschwimmer geben. Wenn es Badetote gibt, ist das nicht unsere Schuld, sondern die des Rathauses. Dem Rathaus wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als mit Polizisten den Zugang zu den Stränden zu schließen. Der Streik ist unbefristet. Solange sich die Lage nicht bessert, werden wir nicht arbeiten. Wenn sich das Rathaus endlich an die Abmachungen vom Vorjahr hält, könnten wir den Streik auch wieder absagen.

Ist das aus moralischer Sicht nicht verwerflich?

Möglicherweise. Allerdings sind wir die Lebensretter der Inselbevölkerung und werden mit 1.000 Euro nach Hause geschickt. Wenn wir so wichtig sind, dann müssen wir entsprechend behandelt werden. Viele meiner Kollegen haben hingeschmissen und sich für das doppelte Gehalt einen Job als Kellner gesucht. Das will ich nicht. Ich sehe es als meine Berufung. Im Sommer passen wir an den Stränden Mallorcas auf, im Winter in Argentinien, Brasilien und Australien. Es ist kein Wochenendjob, sondern mein Leben. Ehe ich zum Kellner umschule, veranstalte ich lieber ein Erdbeben, um diese alten Strukturen aufzubrechen. Dabei geht es uns nicht nur ums Geld, sondern vor allem, dass wir bessere Arbeitsbedingungen haben.

Besteht das Problem nur an Palmas Stränden?

Es ist ein inselweites Problem, ich kann aber nur für Palma sprechen. Manchmal sind wir alleine für einen anderthalb Kilometer langen Strandabschnitt zuständig. Die Hochstände sind in einem miserablen Zustand. Eigentlich sollten wir schon Anfang April anfangen zu arbeiten, durften es aber nicht vor Mai.