Mallorca Zeitung

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Sa Torre Cega: Ein Schmuckstück in Cala Ratjada ist wieder zu besichtigen

Die Stiftung March öffnet nach langer Corona-Pause wieder das Anwesen sowie auch den Stadtpalast in Palma

Zu dem Anwesen von sa Torre Cega führt eine Freitreppe. Hier finden auch die sommerlichen Konzerte statt. | FOTO: FRANK FELDMEIER

Wer nach dem Ende der Corona-Krise die ehemalige Sommerresidenz der Familie March in Cala Ratjada besuchen wollte, stieß auf verschlossene Türen – auch nach Lockerung der Restriktionen öffnete das traumhafte Anwesen sa Torre Cega mit seinem Landschafts- und Skulpturengarten nicht wieder für die Öffentlichkeit. Die Informationen auf der Website führten in eine Sackgasse, und auch bei der Touristen-Info der Gemeinde Capdepera konnte man nicht helfen: Das Gelände sei nun einmal im Besitz der privaten Stiftung March.

Seit vergangener Woche – fast zeitgleich mit dem offiziellen Ende der weltweiten Pandemie – sind nun wieder Besuche möglich, die Lücke im Sightseeing-Angebot Mallorcas ist geschlossen. Die Stiftung Bartolomé March Servera lässt auf die frühere Sommerresidenz der Familie wieder Besucher vor, genauso wie in den herrschaftlichen Palau March in Palmas Altstadt, wo früher die Bankiersfamilie residierte. Man habe abgewartet, bis das Thema Corona ganz abgeschlossen gewesen sei, erklärt Esmeralda van der Pol, Koordinatorin des Besuchsprogramms in Sa Torre Cega. Die Führungen durch die Anlage seien unverändert wieder aufgenommen worden. Runderneuert wurde jedoch die Website der Stiftung, auf der die Touren, die auch auf Deutsch stattfinden, vorab reserviert werden müssen.

Pracht in Cala Ratjada

Die Finca ist historisch, botanisch und künstlerisch gleichermaßen interessant. „Die Kunst geht mit dem Garten eine harmonische Verbindung ein“, schwärmt van der Pol. Hinzu kommt die Höhenlage mit bester Aussicht direkt am Meer. Früher stand hier mal der dem Anwesen seinen Namen gebende „blinde Turm“. Er hieß so, weil er von anderen Wachtürmen an der Küste aus nicht sichtbar war und damit nur Cala Ratjada beschützte. Dann, im Jahr 1915, erwarb Mallorcas legendärer Selfmademan Juan March das Grundstück und beauftragte den Architekten Guillem Reynés Font. Das Ergebnis war ein dreistöckiges Gebäude mit seitlichem Turm.

Das Anwesen wandelte mehrfach sein Aussehen, insbesondere nachdem es der jüngste Sohn Bartolomé March Servera geerbt hatte. Zum einen beauftragte er den berühmten britischen Gartenarchitekten Russell Page mit der Neugestaltung der Außenanlagen. Zum anderen erwarb er auf seinen Reisen Skulpturen weltbekannter Künstler und ließ sie in die Gartenlandschaft integrieren.

Blick in den Eingangsbereich von sa Torre Cega. Fundación March

An Blütenpracht, lauschigen Lauben und Lilienteichen vorbei führt eine Freitreppe hinauf zum Anwesen, von wo aus Besucher hinab auf den Hafen von Cala Ratjada schauen. Neben Seerosen, Orangenbäumen oder Bananenstauden gibt es auf dem rund 60.000 Quadratmeter großen Gelände auch ein Kräuterbeet, auf dem aromatische Pflanzen des Mittelmeerraums gedeihen. Zum Gesamtkunstwerk wird sa Torre Cega durch die Innengestaltung des Gebäudes. Besichtigt wird die lichtdurchflutete Eingangshalle, die bis zum Dach reicht, mit ihrem Bodenmosaik in Blau und Weiß sowie illusionistischen Wandmalereien. Die Familie March sei nur noch selten vor Ort und verbringe ihre Sommerfrische stattdessen woanders, so van der Pol.

Vor Corona musste sa Torre Cega schon einmal länger schließen. Im Jahr 2001 war ein Tornado quer durch die Anlage gefahren und hatte mehrere Hundert Kiefern entwurzelt. Die Skulpturen wurden glücklicherweise weitgehend verschont, die aufwendige Restaurierung der Anlage dauerte aber rund zehn Jahre. Erst im Frühjahr 2012 konnte das Besuchsprogramm wieder aufgenommen werden.

Im Vordergrund der Palau March in Palma mit seiner Galerie, dahinter die Kathedrale und rechts der Almudaina-Palast. | FOTOS: FUNDACIÓN MARCH

Prunk in Palma

Während die Sommerresidenz in Cala Ratjada etwas außerhalb liegt, steuern Palma-Besucher quasi direkt auf den zwischen Kathedrale, Almudaina-Palast und Balearen-Parlament liegenden Palau March zu. Bei dem Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Komplex mit eleganter Galerie und Terrasse griff Architekt Luis Gutiérrez Soto vor allem auf Stilrichtungen des Barock zurück, besonders zu erkennen ist der Einfluss mallorquinischer oder italienischer Altstadtpaläste.

Das Museum im Palau March beherbergt zeitgenössische Skulpturen, Lithografien von Dalí, Werke mallorquinischer Kartografen sowie Wandgemälde von Josep Sert. Auch Szenen einer neapolitanische Krippe aus dem 18. Jahrhundert, die insgesamt 2.000 Teile umfasst, sind nun wieder zu bestaunen.

Praktische Info

Palau March (Palma) 

  • Carrer del Palau Reial, 18
  • 10 Euro, Kinder (7–12 Jahre) und Senioren 6 Euro, Rabatt für Residenten
  • Mo/Fr 10–17 Uhr, Di–Do, 15–17 Uhr, Sa 10–14 Uhr 

Sa Torre Cega (Cala Ratjada)

  • Carrer Juan March, 2,
  • Reservierung unter fundacionbmarch.es/de/cala-ratjada
  • 12 Euro, Kinder (7–12 Jahre) und Senioren 8 Euro (für Residentenrabatt den Code RESIDENTE eingeben) 

Konzerte im Sommer

Wer den Besuch von sa Torre Cega mit einem Konzert verbinden will, kann sich bereits jetzt die Termine für die 24. Ausgabe des Festivals Serenates d’Estiu in Cala Ratjada vormerken:

  • 6.7.: Kambrass Quintet
  • 13.7.: Álvaro Toscana (klassische Gitarre)
  • 21.7.: The Best of Tosca
  • 28.7.: Víctor Carrasco Jazz Quartet (bit.ly/serenates-estiu).

Der Palau March in Palma wiederum wird im Rahmen des Musikfestivals Deià zur Konzertbühne. Am 23. Juni steht Filmmusik auf dem Programm, am 30. Juni Latin-Jazz mit Chuchito Valdés, am 7. Juli dann Folk- und Gipsy-Musik (dimfentradas.com). 

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