Mallorca Zeitung

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Zehn Gebote für Mallorca-Urlauber - Was wir uns von Besuchern wünschen

Der Massentourismus ist für die Insel Segen und Fluch zugleich. Es ist der wichtigste Wirtschaftszweig, hat aber ökologisch und sozial seinen Preis. Mit diesen Tipps lassen sich die Nebenwirkungen der schönsten Zeit des Jahres ein wenig begrenzen - ohne dass Freude an Mallorca und Urlaub darunter leiden

Mallorca lässt sich vielerorts auch ohne Auto genießen – mit Bahn, Bus sowie auf kurzen Strecken auf dem Fahrrad. | FOTO: CLARA MARGAIS/DPA

Als Urlauber kann man ziemlich viel falsch machen, vor allem in Zeiten von Overtourism, Klimawandel und Flugscham. Eine Reise nach Mallorca kann nicht so nachhaltig sein wie eine Woche auf dem Zeltplatz im Nachbarort, aber es liegt es in der Hand eines jeden Einzelnen, mit seinem Verhalten vor Ort seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Und auch, wenn es in der Hochsaison auf der Insel mancherorts wieder eng wird, muss die eigene Mallorca-Reise nicht den Unmut derer auf der Insel befördern, die immer lauter den Massentourismus in seine Schranken weisen wollen. Das Motto lautet: Verantwortungsvoll Urlaub machen, ohne dass Spaß, Genuss und Entspannung zu kurz kommen.

1. Lieber einmal länger als öfter kurz

Wer für den Urlaub ins Flugzeug steigt, hat von vorneherein eine schlechtere Ökobilanz als Auto-, Bus- oder Bahnreisende. Während bei der Reise im Bus im Schnitt nur 36 Gramm Kohlendioxidemissionen pro Personenkilometer anfallen, im Zug 50 bis 86 Gramm und im Pkw 152 Gramm, kommt ein Flugreisender auf 284 Gramm pro Kilometer, wie das Umweltbundesamt ausgerechnet hat. Aber immerhin: Der Mallorca-Trip ist in jedem Fall nachhaltiger als ein Langstreckenflug nach Indonesien.

Die Ökobilanz lässt sich deutlich verbessern, wenn statt mehrmaliger Mallorca-Kurztrips im Jahr, die nur ein paar Tage oder gar nur das Wochenende dauern, stattdessen ein längerer Aufenthalt geplant wird. Entspannen und abschalten statt schnell mal Party und Shoppen, könnte das Motto lauten. Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit zur Kompensation: Urlauber zahlen Initiativen wie Atmosfair oder Klima-Kollekte einen Ausgleichsbetrag, der dann in Klimaschutzprojekte investiert wird. Das CO2 und weitere klimaschädliche Faktoren des Fliegens werden somit andernorts teilweise ausgeglichen.

2. Absteigen nur in legalen Unterkünften

Den Schaden, den Airbnb und Co. auf dem heimischen Mietmarkt anrichten, lässt sich schwer beziffern, schon allein deshalb, weil viele Wohnungen ohne Lizenz und schwarz an Urlauber vermietet werden. Klar ist aber: Wenn Eigentümer lieber an Urlauber vermieten, weil das rentabler ist, stehen auf dem Markt der Langzeitmiete weniger Objekte zur Verfügung. Die Wohnungsnot ist derzeit eines der größten sozialen Probleme auf den Balearen. Dass die Behörden dafür sorgen, illegale Anbieter abzustrafen, darauf dürfen Gäste nicht vertrauen. Als zu schwierig und aufwendig erweist sich in der Praxis die Kontrolle, zumal Airbnb sich nicht in der Verpflichtung sieht, die Anbieter auf dem eigenen Portal zu überprüfen.

Die Lösung: Ob eine Ferienwohnung legal ist oder nicht, lässt sich über die Registernummer erkennen, die das Tourismusministerium vergibt. Vor Ort ist sie auf der Plakette am Eingang der Unterkunft eingetragen. Die Nummer lässt sich auch online checken. Seit 2018 gibt es eine eigene App dafür. Nutzer können per Registernummer, Name der Unterkunft, Adresse oder auch Standort suchen. In diesem Fall werden dann die legalen Angebote auf einer Karte angezeigt. Die App (Verificador alquiler turístico, auf Deutsch: Ferienvermietungscheck Mallorca) ist verfügbar für Android sowie iOS.

Fahrgäste, die darauf warten, in einen TIB-Bus einsteigen zu können. J. Mora

3. Bus, Bahn und Fahrrad statt Blechlawine

Ganz klar, beim öffentlichen Nahverkehr auf Mallorca ist noch Luft nach oben, gerade beim Schienenverkehr. Die Straßenbahn zum Airport ist Zukunftsmusik. Aber es hat sich viel getan. Das gilt für Palmas Stadtbusse (emtpalma.cat), aber auch für die Überlandbusse (tib.org). Netz und Flotte wurden erneuert, Erdgas-, Elektro-, gar Wasserstoffbusse sind im Einsatz. Das Fahren mit der Kreditkarte als Ticket ist denkbar einfach. Sie wird beim Ein- und Aussteigen eingelesen. Wer keine Lust auf das Konsultieren von Fahrplänen oder Apps hat, lässt sich die Route von Google Maps und der dortigen Option für den ÖPNV anzeigen. Mit dem Aerotib gibt es zudem Direktverbindungen vom Flughafen in die wichtigsten Touristenorte.

Wer auf den Mietwagen nicht verzichten will, hat immer öfter die Option auf ein Elektrofahrzeug. Dazu muss man wissen: Die balearische Landesregierung hat den Verleihfirmen Quoten vorgeschrieben, die sie beim Ankauf neuer Fahrzeuge erfüllen müssen und die jährlich steigen. Gerade auch Hotels investieren verstärkt in eigene Ladestationen. Das Netz muss noch weiter ausgebaut und kundenfreundlicher werden, klar ist aber: Wer umsteigt, spart nicht nur CO2-Emissionen, sondern zum Beispiel auch möglichen Ärger mit der Tankfüllung bei der Abgabe des Fahrzeugs.

Gerade in Palma ist ein Pkw selten die beste Option: Die Zufahrtsstraßen sind vor allem durch den Pendlerverkehr überlastet, bei bewölktem Himmel auch durch die Mietwagen der Urlauber, die lieber zum Einkaufen als an den Strand fahren. Das Radwegenetz in Palmas Innenstadt ist inzwischen passabel und die gesamte Küstenpromenade bikefreundlich. Das modernisierte sowie erweiterte Verleihsystem Bicipalma (bicipalma.com) ist bislang den Bewohnern vorbehalten, soll aber in Zukunft auch von Urlaubern benutzt werden können. Zudem gibt es viele Radverleiher.

4. Wasser sparen im Mallorca-Sommer

Just, wenn die meisten Urlauber auf die Insel kommen, ist es besonders trocken: Während der heißen Sommermonate zehrt Mallorca von den Wasserreserven, die sich hoffentlich genügend während des Winterhalbjahres angesammelt haben. In diesem Jahr ist die Lage bislang vergleichsweise gut, im Gegensatz zur Dürre in vielen Gegenden auf dem spanischen Festland.

Seit einigen Jahren ruft die balearische Landesregierung neben der Bevölkerung auch speziell die Urlauber zum Wassersparen auf. Laut einer Statistik von Palmas Stadtwerken Emaya kommt ein Einwohner im Schnitt auf 119 Liter am Tag, ein Urlauber auf bis zu 278 Liter – mehr als das Doppelte. Viele Dinge liegen in der Verantwortung der Hoteliers – Stichwort Poolumwälzung – doch auch Urlauber stehen in der Verantwortung. Die Tipps sind genauso simpel wie effizient: Nicht unbedingt drei Mal am Tag duschen, den Wasserhahn beim Zähneputzen oder Rasieren schließen und vor allem die Handtücher nicht nur ein einziges Mal benutzen.

5. Instagram ohne Geo-Tags

Eine ganze Reihe von Orten auf Mallorca ist Opfer der sozialen Netzwerke geworden. Idyllische Fotos auf Instagram locken noch mehr Besucher an, die ebenfalls ihr Foto posten, die noch mehr Besucher anlocken, und so weiter. Nicht nur die Anwohner der „Instagram-Bucht“ Caló des Moro in der Gemeinde Santanyí verzweifeln angesichts der „Invasion von Menschen und Fahrzeugen“. Die Lösung: Schöne Fotos lassen sich auch ohne Geo-Tag oder einem allgemeinen Mallorca-Tag posten. Und mancher Ort kann auch mal still genossen werden.

Gelbe Linien und Poller sollen das Parkchaos rund um die Buchten s'Almunia und Caló des Moro abmildern. DM

6. In traditionellen Geschäften einkaufen

Zu einer nachhaltigen Destination gehört auch, dass die Einnahmen des Massentourismus nicht nur bei großen Handelsketten und internationalen Konzernen ankommen, sondern auch bei lokalen Anbietern. In Palmas Zentrum sowie in vielen weiteren Orten hält sich noch eine beträchtliche Zahl von Traditionsläden über Wasser – hat es aber gegen Einkaufszentren und Online-Handel von Tag zu Tag schwerer. Die Läden sind darauf angewiesen, dass Urlauber nicht nur zum Eisschlecken und Souvenirkaufen in die Innenstadt kommen. Und Gäste wiederum dürften es zu schätzen wissen, wenn Palmas Innenstadt statt austauschbaren Marken einen eigenen Charakter zu bieten hat. Lohnenswerte Läden sind nach Standorten sortiert auf der Website emblematicsbalears.es zusammengestellt. Körbe, Perlen, Zungenstoffe, Keramik – wie wäre es mit auf der Insel produzierten Mitbringseln statt Souvenirs made in China? Und auch in der Gastronomie gibt es natürlich mehr zu entdecken als die allgegenwärtigen Burger- und Pizza-Ketten.

7. Lokal und saisonal konsumieren

Wer im Hotel isst, hat wenig Einfluss darauf, woher die Lebensmittel stammen. Immerhin ist inzwischen eine kleine Quote von Balearen-Produkten vorgeschrieben – es lohnt sich also ein genauerer Blick beim Gang ans Buffet. Eigenversorger kaufen lokales und saisonales Obst und Gemüse am besten in den Markthallen oder auf Wochenmärkten. Auch beim Fisch sollte die Herkunft genauer geprüft werden – sie ist stets vermerkt. Hilfreich: Die meisten Landwirte von der Insel haben sich unter der Marke „Som Pagesos“ zusammengeschlossen, zu erkennen am Logo mit der Bäuerin.

8. Müll vermeiden – und einsammeln

Dass man am Strand und in der Natur eigenen Müll wieder mitnimmt, ist selbstverständlich. Sicher ist in Rucksack, Beutel oder Tüte aber auch noch Platz, um weiteren Abfall mitzunehmen und den Ort ein wenig sauberer zurückzulassen, als man ihn vorgefunden hat. Ansonsten gilt auch hier: Vermeiden Sie unnötige Verpackungen und trennen Sie, wo immer möglich, den Müll. Sicher, die Abfallwirtschaft der Insel muss noch ein paar Hausaufgaben erledigen – Stichworte Pfandsystem und Biomüll –, aber die sommerliche Mülllawine macht die Sache nicht einfacher und erfordert eine überdimensionierte Müllverbrennungsanlage.

Nele Bendgens

9. Die Strände schützen

Wie sehr gerade Naturstrände bedroht sind, zeigt das Beispiel Es Trenc. Mallorcas bekannteste Playa ist inzwischen Naturschutzgebiet, kann sich aber nur erholen, wenn die Besucher sich an die Regeln halten. Die Dünen sind tabu für das Badetuch, Absperrseile haben ihren Sinn. Noch vergleichsweise wenig Bewusstsein gibt es für die schädlichen Folgen von Sonnencreme im Ökosystem Meer. Dort reichern sich die chemischen Inhaltsstoffe mit der Zeit an. Der Tipp lautet: Möglichst erst nach dem Baden auftragen, richtig dosieren und einziehen lassen. Die intensivsten Sonnenstunden sollten ohnehin vermieden werden.

10. Den Knigge beachten

Dass Exzesse von Urlaubern nicht deren Ansehen steigern, liegt auf der Hand. Die Selbstverständlichkeiten sind in den „Benimmregeln“ auch gesetzlich verankert. Erinnert sei an den verpönten Alkoholkonsum auf offener Straße oder die Vorgabe, nicht in Bikini oder Badehose einzukaufen oder einzukehren. Und dort, wo die einen Urlaub machen und die anderen wohnen, ist die Frage der Nachtruhe ein Konflikt, der sich durchaus vermeiden lässt.

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