KATHRIN BREMER

Die leichte Wanderung beginnt am Ende der Urbanización Cala Pi am alten Wachturm Torre de Cala Pi. Hier befindet sich ein Parkplatz. Von diesem gehen wir auf der Straße Carrer de la Torre wenige Minuten zurück in die Richtung, aus der wir mit dem Auto gekommen sind. An der großen Treppe links steigen wir hinab und folgen somit dem Schild „Playa“. Wir passieren den Club Cala Pi und einige schöne Ausblicke und gelangen nach wenigen Minuten zu dem kleinen Sandstrand von Cala Pi. Wir queren den Strand in Richtung der pittoresken Bootsschuppen und gehen an diesen entlang. Hinter dem letzen Schuppen befinden sich eine Treppe und Felsstufen, die wir steil hochsteigen. Dabei muss man aufpassen, sich nicht den Kopf an den waagerecht wachsenden Kiefern zu stoßen. Kurz darauf wird ein breiterer Weg erreicht, bei dem links abgebogen wird. Unser Weg ist mit Farbklecksen markiert. Oben an der Abbruchkante angekommen, haben wir einen wunderbaren Blick auf den Strand von Cala Pi und auf den Wachturm, von dem aus wir losgegangen sind. Meistens liegen verträumt einige Segelboote in der Bucht. 

 

Der Wachturm von Cala Pi wurde, wie die meisten weiteren Wachtürme auf Mallorca, im 16. Jahrhundert zum Schutz vor Piraten errichtet. Die Türme waren in der Regel mit zwei bis vier Mann besetzt und durften, mit Ausnahme der Nahrungsbeschaffung durch eine Person, nicht verlassen werden. Begehbar waren sie lediglich über eine Strickleiter. Die Wachmänner warnten durch Feuer- oder Rauchzeichen vor einer drohenden Gefahr. Bei Sichtung feindlicher Schiffe erfolgten die Warnungen am Tage per Rauchzeichen und in der Nacht per Feuersignal. Im gesamten Küstenbereich Mallorcas sind die sogenannten torres oder talaias in einem solchen Abstand anzutreffen, dass man die Gefahrenzeichen von einem Turm zum anderen weitergeben konnte, sprich in Sichtweite. Sie sind aus dem hiesigen Marès-Stein errichtet, aus dem beispielsweise auch die Kathedrale erbaut wurde. Ehemals soll es über 80 dieser Wachtürme gegeben haben, 53 davon sind heute noch, mehr oder weniger gut, erhalten. Es gibt im Mallorquinischen eine Redewendung, die auf diese Zeit zurückgeht: Ara que no hi ha moros a la costa (Jetzt, wo keine Mauren vor der Küste liegen), was bedeutet, dass die Luft rein ist.

 

Wir folgen dem Weg in Richtung Ausgang der Bucht. Er biegt nach rechts ab und wir wandern etwas ins Landesinnere. Nach wenigen Minuten haben wir eine Ruine erreicht. Wir orientieren uns im Zweifel an den Steinmännchen und Farbklecksen. Bald schneidet die schmale Cala Beltrán ins Land. Wir umrunden die Bucht und biegen bei einer Mauer auf einen breiteren Weg nach links ab. Auch an einer weiteren Abzweigung halten wir uns links in Richtung Küste. Steinmännchen weisen uns den Weg zum Punta de Capocorb, von wo aus man einen weiten Blick auf die Küste, den Strand von Es Trenc, Colònia de Sant Jordi und auf die vorgelagerte Insel Cabrera hat. Hier wenden wir uns nach rechts und folgen der Küstenlinie über das flache und steinige Gelände. Steinmännchen weisen uns auch hier stetig die richtige Richtung.

 

Noch bis zum Jahr 2000 war fast überall auf Mallorca die Ausschilderung von Wanderwegen nur über Steinmännchen üblich. Seitdem hat sich vor allem in der Serra de Tramuntana, dem Hauptwandergebiet der Insel, viel getan. Wer sich für Hintergründe hierzu interessiert, dem sei der Download der Diplomarbeit der Autorin „Wandertourismus auf Mallorca“ aus dem Jahr 2001 empfohlen. Im Süden der Insel ist jedoch noch die Wegmarkierung durch Steinmännchen die Regel. Die Aufschichtung sollte man dabei allerdings den Mitgliedern des Wanderverbandes GEM überlassen. Im Mai dieses Jahres warnten Experten des Umweltministeriums vor Schäden für die Umwelt durch von Touristen aufgebaute Steinmännchen, da durch die Entnahme am Ursprungsort Lebensraum für Insekten und auch Pflanzen verloren gehe, die an diese Art von Oberfläche angepasst seien.

 

Wir gelangen auf einen steinigen Weg, der bald in eine Schotterstraße mündet. Dieser Piste folgen wir. Nach 200 Metern weist uns ein Steinpfeil auf dem Boden nach links auf einen Pfad, der uns durch die mediterrane Buschlandschaft an den Rand des Steilufers führt. Nach kurzem Weg erreicht man ein Steiniglu, das den Namen Barranca de sa Quintana de Son Vidal trägt. Immer wieder kommt unser Ziel, der Wachturm von Cap Blanc, in Sicht. Scheint er erst noch fern, kommt er bald näher. Wir wandern zunächst geradeaus, dann kurz darauf wieder landeinwärts. Nach rund zehn Minuten nach dem Steiniglu ist eine Hüttenruine erreicht. Von dort führt der steinige Trampelpfad geradeaus weiter. Wir umrunden, immer nahe der Steilklippen, die Bucht Es Carril. Schließlich treffen wir auf eine Mauer mit offenem Holztor. Geradeaus gelangt man kurz darauf zu einer weiteren Mauer. Das ehemalige Militärgelände Zona Militar kann seit ein paar Jahren problemlos durchquert werden. Nun ist unser Ziel erreicht und der Wachturm von Cap Blanc lädt schattenspendend zu einer verdienten Pause ein. Wer möchte, kann auf eigene Gefahr die alte Eisenleiter hochklettern, um in das Innere des Turmes zu schauen und von dort aus den fantastischen Ausblick zu genießen.

 

Der Rückweg erfolgt auf dem gleichen Weg. Badestopps können an den wunderschönen Stränden von Cala Beltrán oder Cala Pi eingelegt werden.

 

Wegstrecke

11,5 km

Nettogehzeit

3,5 Stunden

Höhenunterschied

100 m

Schwierigkeitsgrad

 

**

 

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-19 (Ausfahrt Nr. 22) und der Ma-6020 nach Llucmajor. In der Ortsmitte den Schildern „Es Cap Blanc, Cala Pi und Talaiot“ folgen. Dann am Ortsausgang geradeaus (Beschilderung „Camí d’es Cap Blanc, de Capocorb o Ca’s Busso“). Später ist links ein Schild „Camí Vell de Cala Pi“ zu ignorieren. Bei dem Restaurant Ca’s Busso und dem Talaiot Capocorb Vell folgt man den Schildern „Cala Pi“. In der Urbanisation befinden sich bei dem Wachturm Torre de Cala Pi Parkplätze. Mit dem Bus ist Cala Pi zwischen dem 1. November und 31. Mai nur nach Reservierung am Vortag erreichbar: Tel: 617-36 53 65.

 

Tourencharakter: Leichte Wanderung an der Steilküste auf felsigem Gelände, zum Teil Waldpfade. Zumeist schattenlos. Rückweg auf der Hinroute.

 

Ausrüstung: Leichte Wanderschuhe, Sonnenschutz, Wasser, Proviant.

 

Einkehr: Mehrere Restaurants und Bars in Cala Pi.