Felsstürze und ein Fast-Waldbrand: In der Cala Llamp liegt einiges im Argen

Die Anwohner der Luxus-Siedlung im Südwesten von Mallorca fühlen sich im Stich gelassen

Flammen schießen aus der unterhalb der Straße gelegenen Strominstallation.

Flammen schießen aus der unterhalb der Straße gelegenen Strominstallation. / MARIA PLESSER

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Schrecken und Kummer sind sie gewohnt, die Anwohner im Carrer Pagell in der Cala Llamp im Südwesten von Mallorca. Immer wieder stürzen kleinere und größere Steine vom 310 Meter in die Höhe steil aufragenden Berg Sa Talaia auf die Straße. Im September 2020 krachten während eines Unwetters große Felsbrocken in die Anwesen der Familie Plesser aus Mülheim/Ruhr und deren Nachbarn, ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen. Bis zu 15 Tonnen schwer waren die Felsen, 170.000 Euro Schaden hatten allein die Plessers an ihrem Haus und der an der Straße gelegenen Garage zu beklagen.

Verglichen damit ist das andere Problem in der fast ausschließlich von Deutschen bewohnten Straße in Port d’Andratx beinahe eine Lappalie. Allerdings eine, die nach den Worten von Manfred und Maria Plesser ebenfalls übel enden könnte, wenn die Gemeinde nicht einschreite. Das Ehepaar, das seit 1997 im Carrer Pagell lebt, wurde Ende April Zeuge eines Kabelbrandes nur wenige Meter von seinem Haus entfernt.

Häuser Luxus, Infrastruktur Schrott

Wie so häufig in luxuriösen Urbanisationen in der Gemeinde Andratx korrespondiert auch in der Cala Llamp der Zustand der Infrastruktur in keinster Weise mit den Millionenanwesen, die dort stehen. Beispielsweise seien sie noch immer nicht an die Wasserleitung angeschlossen, berichten die Plessers. Und das, obwohl sie vor Jahren über 40.000 Euro für den Anschluss bezahlt hätten.

Blick auf Cala Llamp.

Blick auf Cala Llamp mit dem Gipfel Sa Talaia. / Foto: Gutiérrez

Der Zustand der Stromkästen könnte kaum besorgniserregender sein. Maria und Manfred Plesser zeigen auf halb geöffnete Installationen und Kabel, zu denen jeder Passant Zugang hat, und die kaum isoliert sind.

Kurzschluss und meterhohe Flammen

An einem dieser stümperhaft angelegten Kabelinstallationen kam es während stärkerer Regenfälle Ende April offenbar zu einem Kurzschluss. „Auf einmal haben wir ein eigenartiges Geräusch gehört“, berichtet Maria Plesser, die gemeinsam mit ihrem Mann im Haus war. Die beiden gingen nach oben an die Straße und sahen, wie aus einem Loch an der Straße meterhohe Flammen schossen. „Das waren sicher an die fünf Meter, die Flammen gingen bis auf die Höhe der Bäume, die am Steilhang stehen“, erzählt Manfred Plesser.

Das Regenwasser befeuerte den Elektrobrand nur noch mehr, andererseits sei es großes Glück gewesen, dass die Vegetation derart durchnässt gewesen sei, so die Plessers. Bei Trockenheit im Sommer hätte das ganz anders ausgehen können, sagen sie. Schließlich ist der gesamte Hügel von Sa Talaia bewaldet.

Unterstützung gibt es keine

Die Ortspolizei sei eine Stunde später gekommen, als die Flammen bereits erloschen waren. Und auch von der Gemeinde kommt wenig Hilfe. Die Bürgermeisterin von Andratx, Estefania Gonzalvo, teilt der MZ lediglich mit, dass die Elektroinstallationen neu seien. Inzwischen wollen die Anwohner von Stromversorger Endesa erfahren haben, dass aufgrund der Felssturzgefahr keine Arbeiter mehr anrücken werden. Eine MZ-Anfrage bei Endesa blieb zunächst unbeantwortet.

Was die Steinschläge angehe, seien die Anwohner dafür verantwortlich, Netze zu errichten, sagt Bürgermeisterin Gonzalvo. Das würden sie ja gerne, sagen die Plessers, und auch selbst zahlen. Doch der Hang sei Privatgrund, da könnten sie nicht einfach Schutznetze anbringen. Und so bleibt dem Ehepaar Plesser derzeit nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Berg friedlich bleibt. Noch einmal würden die beiden nicht an diesen Ort ziehen. So traumhaft der Meerblick auch ist.

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