Wie Weihnachtskugeln am Baum: Es ist Kaki-Zeit auf Mallorca

Die orange-roten Früchte wollen nach dem Pflücken schnell genossen sein. Besuch in einem Obstgarten in Binissalem

Juana María Terrasa unter einem ihrer Kaki-Bäume.

Juana María Terrasa unter einem ihrer Kaki-Bäume. / Nele Bendgens

Die Früchte erinnern irgendwie an altmodische Christbaumkugeln, vor allem dann, wenn der Baum im Winter die Blätter abgeworfen hat und die Kakis in leuchtendem Gelb und Rot an nackten Ästen hängen. Auf der Finca in der Nähe von Binissalem hängen jedoch schon jetzt zwischen dichtem Laub reife Früchte. Drei Kakibäume (Diospyros kaki bot., caqui oder palo santo span., caqui kat.) wachsen hier im zertifizierten Bioanbau.

Früchte in Binissalem

Juana María Terrasa begrüßt die Besucher. Ursprünglich stammt sie aus Uruguay, die rund 9.000 Quadratmeter große Finca erbte sie von der mallorquinischen Familie ihres Mannes. Die 69-Jährige geht trotz des steinigen Untergrunds barfuß und erklärt gleich, dass an ihre Bäume nur verdünnter Essig gegen Schädlinge infrage kommt.

In unmittelbarer Nähe des Hauses wächst einer der Kakibäume, er hat einen dicken Stamm und ist wie die anderen etwa 65 Jahre alt. „Die Bäume brauchen kaum Wasser“, sagt sie. Bevor Terrasa eine Frucht pflückt schaut sie genau hin, ob sie auch reif ist. Das ist eine Kaki dann, wenn die Haut rot und transparent ist und sich die Frucht weich anfühlt. Und dann führt Terrasa auch gleich vor, wie die Frucht direkt vom Baum genossen wird.

Sie lässt den vierblättrigen Fruchtansatz, der an die Aufhänger der Christbaumkugeln erinnert, am Baum und hält danach die knallrote Frucht in gebührendem Abstand zur Kleidung, denn der Fruchtsaft könnte Flecken verursachen, die sich schwer auswaschen lassen. Danach isst sie die Frucht mitsamt der Haut und spuckt die Kerne auf die Erde unter dem Baum. Wir machen es ihr nach und sind überrascht. Das weiche Fruchtfleisch schmeckt süß und gleichzeitig nach Aprikose mit einem Hauch von Vanille. Etwas gesitteter verspeist man die Früchte, indem man sie auf einem Teller auslöffelt. Sind die Kakis noch nicht reif, sorgen Tannine für einen herben, bitteren und pelzigen Nachgeschmack.

In diesem Herbst tragen die Kakibäume der Insel üppige Früchte.

In diesem Herbst tragen die Kakibäume der Insel üppige Früchte. / Bendgens

Der Kakibaum

Mallorquiner geraten ins Schwärmen, wenn von ihren caquis die Rede ist. Botanisch zählt der Baum zur Familie der Ebenholzgewächse (Ebenaceae), er stammt aus China und Japan, wo er auch heute noch in der Naturmedizin und als Delikatesse hochgeschätzt wird. Diversen Quellen ist zu entnehmen, dass der Kakibaum ab dem 17. Jahrhundert im Mittelmeerraum gepflanzt worden ist. Er gedieh prächtig, denn das Klima ist für diese Baumart wie gemacht.

Aus den Samen der Früchte kann ein neuer Baum gezogen werden, der jedoch für die Fruchtbildung veredelt werden muss. Nach vier Jahren trägt der Obstbaum erstmals Früchte, die Bäume können zwischen sechs und zehn Meter hoch wachsen. Wer sich einen Kakibaum in den Garten holt, sollte beachten, dass heruntergefallene Früchte auch auf gepflasterten Wegen und Terrassen Flecken hinterlassen. Da sie viel Laub bilden, lässt Terrasa die Bäume ab und an stutzen, die Ernte fällt in den Folgejahren dann üppiger aus.

Die Sorten

Die Kakifrüchte im Obstgarten bei Binissalem werden im Mallorquinischen tomateres genannt, sind sie einmal geerntet, verderben sie rasch. Sie sind früh im Jahr reif und vertragen weder Lagerung noch lange Transportwege. Bei neueren Züchtungen ist das anders. So kann die Sorte „Rojo Brillante“ wie ein Apfel gegessen werden. Das knackig-feste Fruchtfleisch der Früchte von meist valencianischen Plantagen ist für den Export bestimmt. Wie auch die Kakis, die unter dem Namen „Persimon“ in den Handel kommen und durch spezielle Verfahren haltbar gemacht werden.

Die Apfel-Kaki, „Fuyu“ genannt, ist etwas kleiner. Die Früchte hinterlassen auch im grünen, unreifen Zustand keinen bitteren oder pelzigen Geschmack. Etwas größer ist die „Sharon“, die aus dem israelischen Sharon-Tal stammt. Sie ist von allen Kakisorten am spätesten reif. Es sind die Früchte, die im Dezember wie Christbaumkugeln an den Ästen hängen, wenn der Baum schon keine Blätter mehr hat.

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