Die Bevölkerung von Mallorca ist im Schnitt etwas mehr als 41 Jahre alt - und damit fast drei Jahre jünger als im spanienweiten Vergleich. Genau das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich die Altersstruktur der Immobilien auf den Inseln ansieht. Stattliche 45 Prozent aller Wohngebäude auf den Inseln haben bereits mehr als 39 Jahre auf dem Buckel, stammen von vor 1980 - ein höherer Prozentsatz als im Rest des Landes. Und das ist das Problem: All diese Gebäude besitzen keinerlei Dämmung und sind damit energietechnisch gesehen eine Belastung für ihre Bewohner und die Umwelt. Das zu ändern, dafür kämpft seit Jahren die Architektenkammer der Balearen. Diese Woche hat sie einen wichtigen Etappensieg gefeiert.

So hat die Balearen-Regierung am Dienstag (12.2.) den Entwurf für eine Vorgabe für verpflichtende Gebäude-Inspektionen auf den Inseln öffentlich ausgelegt. Bisher verfügten auf Mallorca nur Palma, Marratxí und Manacor über eigene Regelungen in dieser Hinsicht. „Wir haben sehr viel Druck gemacht", sagt Joan Bauzá, Abteilungsleiter bei der Architektenkammer. Wer künftig die Inspektionen nicht wie vorgeschrieben nach

30 und 50 Jahren vornimmt, soll mit maximal 30.000 Euro zur Kasse gebeten werden können.

Die Architektenkammer erhofft sich davon, dass die Immobilieneigentümer gerade im Bereich der Energieeffizienz nachbessern. Da sieht es laut Joan Bauzá im ganzen Land düster aus. „Im Jahr 1980 ist in Spanien erstmals eine gesetzliche Regelung für die Dämmung von Gebäuden in Kraft getreten, vorher gab es keinerlei Überlegungen in diese Richtung", sagt er MZ. Über Dämmung oder überhaupt Wohnkomfort habe man sich in den Boomjahren des Tourismus und des Wohnungsbaus zwischen 1960 und 1980 keinerlei Gedanken gemacht.

Von dieser Haltung ist man inzwischen weit entfernt, die Energieeffizienz spielt mittlerweile eine wichtige Rolle bei Sanierungen und Renovierungen von Häusern und Wohnungen. „Das ist vor allem den Vorgaben der Europäischen Union zu verdanken", sagt Bauzá. So würden ab dem kommenden Jahr für Neubauten strenge Auflagen gelten, was die Dämmung angeht. Für Bestandsgebäude gelte das zwar nicht, aber die Architekten, die bei Renovierungen zurate gezogen werden, würden den Besitzern immer häufiger eine bessere Dämmung empfehlen.

Allerdings haben sich nicht nur die Eigentümer Versäumnisse vorzuwerfen. Viele Architekten wüssten laut Bauzà nur unzureichend Bescheid, was Sanierungsfälle betrifft. „Jahrzehntelang wurden Architekten praktisch nur für Neubauten ausgebildet. Aber heute ist es viel wichtiger, die Leute für Sanierungen fit zu machen. Die sind oft deutlich komplexer als Neubauten", erklärt Bauzá.

Deshalb hat die Architektenkammer nun zum zweiten Mal nach 2013 ein aufwendiges Fortbildungsprogramm für die Architekten auf den Inseln gestartet. Rund eineinhalb Jahre lang werden sich die etwa 75 Teilnehmer donnerstags vier Stunden lang treffen. Verantwortlich für die Inhalte ist Salvador Juan. Er sagt der MZ: „Mit dabei sind Dozenten aus Madrid und Barcelona." In vier Modulen gehe es zunächst um die Bestandsaufnahme des Gebäudes, also welche Materialien verbaut wurden. Danach soll über mögliche Eingriffe in der Struktur sowie an der Fassade gesprochen werden. In der letzten Phase geht es in der Fortbildung um die Elektroinstallationen wie etwa Klimaanlage oder Aufzüge.

Müssen nur noch die Eigentümer mitspielen. „Bei vielen fehlt das Bewusstsein, dass sie ihre Immobilien pflegen müssen", sagt Juan.