Eine Wohnung auf Mallorca für einen Preis von unter 270.000 Euro zu finden, ist nicht ganz einfach. Bis zu dieser Summe will die Politik in Zukunft den einheimischen Käufern eine öffentliche Bürgschaft für 20 Prozent des Kaufpreises geben, wie Ministerpräsidentin Francina Armengol in ihrer Rede zur Lage der Inseln Anfang Oktober angekündigt hatte. Da die meisten Banken heutzutage 80 Prozent der Kaufsumme als Kredit geben, brauchen Familien dann dank der Bürgschaft keine nennenswerten Spareinlagen. Wann die Zuschüsse genau fließen sollen, ist bislang nicht klar. Das „Diario de Mallorca“ hat sich vorab die Mühe gemacht, die Immobilienanzeigen auf den beiden größten Portalen des Landes, idealista.es und fotocasa.es, nach Angeboten zu durchforsten.

Das Ergebnis ist einigermaßen ernüchternd: Gerade einmal 18,7 Prozent der Immobilien auf der Insel, die auf den Plattformen zum Verkauf stehen, sollen für weniger als 270.000 Euro ihre Besitzer wechseln. Die Verteilung der rund 4.400 Wohnungen über die Insel ist dabei höchst ungleich. Im Stadtbezirk Palma etwa liegt der Anteil der günstigeren Wohnungen genau im Inselschnitt, also bei knapp 19 Prozent.

Auswahl gibt es in Inca, Sa Pobla und Manacor

Deutlich einfacher wird es für diejenigen, die etwa in Inca, Sa Pobla, Manacor oder Muro eine Immobilie suchen. In Inca erfüllen gar 62 Prozent der Wohnungen die Bedingung, weniger als 270.000 Euro zu kosten. Etwa die Hälfte des Angebots ist es in Sa Pobla und Manacor, in Muro sind es immerhin noch gut 43 Prozent.

Andererseits gibt es Orte auf der Insel, in denen kein einziges oder nur sehr wenige pisos für unter 270.000 Euro zu haben sind. In Deià und Estellencs etwa gibt es keine einzige Wohnung für diesen Preis, in Valldemossa ist es eine, genauso wie in Puigpunyent. Und in der viertgrößten Gemeinde der Insel, Marratxí, sind es gerade einmal 18 Wohnungen, die für die Bürgschaft infrage kämen.

Die meisten Wohnungen sind sehr klein

Das Problem ist aber nicht nur das geringe Angebot an Wohnungen in diesem Preisniveau – viele dieser Wohnungen benötigen nach dem Kauf eine Renovierung, um überhaupt darin leben zu können. Dieses Geld wiederum haben die meisten Menschen gar nicht, die sich für die Bürgschaft der Landesregierung interessieren. Dazu kommt noch, dass viele Immobilien nicht größer als 50 Quadratmeter sind, was Familien mit Kindern nahezu ausschließt.

Natalia Bueno, die Präsidentin der Makler-Vereinigung API, sagt: „Die Wohnungen, die Familien vor allem suchen, bewegen sich preislich zwischen 250.000 und 300.000 Euro, haben drei Schlafzimmer, Terrasse oder Balkon, Aufzug und Stellplatz.“ Nach dem Lockdown seien viele solcher Wohnungen verkauft worden, das Angebot sei daher inzwischen äußerst begrenzt. In Palma gibt es Wohnungen in diesem Preissegment vor allem in weniger begehrten Vierteln.

Bürgschaft erreiche nur "sehr wenige" Menschen

Und auch hier sind die Preise in den vergangenen Monaten zum Teil deutlich gestiegen. Natalia Bueno spricht von Wohnungen in Son Gotleu, die vor drei Jahren für 30.000 Euro auf dem Markt waren und heute 150.000 Euro kosten sollen. „Viele Investoren kaufen inzwischen in diesem Viertel, um die Wohnungen zu renovieren und danach zu vermieten“, sagt Bueno.

Die Maklerin kritisiert außerdem, dass die Bürgschaft nur „sehr wenige“ Menschen erreichen werde, weil das Budget von der Landesregierung auf 15 bis 20 Millionen Euro festgelegt wurde. Das Geld reicht also gerade einmal für 500 Familien. Natalia Bueno erwartet eine regelrechte Flut von Anträgen. Sie findet auch, dass die Einkommensgrenze von 68.500 Euro für Einzelpersonen oder 73.437 Euro für Paare deutlich zu hoch sei. „Die Obergrenze müsste reduziert werden, damit die Bürgschaften nur die Menschen erreichen, die sie wirklich brauchen.“ /jk