Das Jazz Voyeur Festival geht auf Mallorca mit vielen Stars in die neue Ausgabe

Die Veranstalter rechnen nach der Pandemie mit einer starken Ausgabe und hochkarätigen Künstlern aus aller Welt. Neben den US-Stars Stacey Kent und dem Chicago Mass Choir erscheinen auch balearische

Auch beim Jazz Voyeur Festival dabei: Swinging Toxic

Auch beim Jazz Voyeur Festival dabei: Swinging Toxic / Veranstalter

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Man könnte meinen, es sei nicht so einfach, nach der runden 15. Ausgabe ein ebenso glanzvolles Programm für das diesjährige Jazz Voyeur Festival nachzulegen. Doch Roberto Menéndez winkt ab: „Vergangenes Jahr haben wir nach der schwierigen Zeit mit der Pandemie und Post-Pandemie endlich wieder in der Liga mitgespielt, die uns gefällt. Aber ich glaube, dieses Jahr wird sogar noch besser!“, sagt der Festivalleiter mit hörbarer Vorfreude am Telefon.

Wieder ganz auf der Spur

Jazz-Sängerin Stacey Kent / Benoit Peverelli

In jedem Fall habe er eine der besten Ausgaben der vergangenen Jahre auf die Beine gestellt, versichert er – dank hochkarätiger internationaler Jazz-Künstler, die teils zum ersten Mal überhaupt auf Mallorca auftreten. Insgesamt fünf Doppel-Konzerte stehen an, denn zu den Musikern von außerhalb gesellt sich stets eine Gruppe von den Balearen. Deren Auswahl sei allerdings gar nicht so einfach: „Wenn man zwei Konzerte am selben Abend präsentiert, muss man gezielt nach Musikern suchen, die sich sinnvoll ergänzen, damit das Programm stimmig ist und keiner den anderen zu sehr in den Schatten stellt“, erklärt Menéndez. „Es gibt da viele Dynamiken, die es zu beachten gilt. Und man muss das gut machen, damit die Zuschauer mit dem Doppel glücklich sind – das ist eine Herausforderung und mehr Arbeit, als man glaubt.“

Wieder ganz auf der Spur

Matt Bianco, hier bei einem Auftrtitt mit dem New Cool Collective in Wien / Matt Bianco

Jazz trifft Swing von Ibiza

Alle Zeichen sprechen dafür, dass das erste dieser gemischten Doppel glücken wird: Zum Auftaktkonzert am 4. November trifft die 1982 in Großbritannien gegründete Band Matt Bianco auf die ibizenkische Formation Swingin Tonic, die laut dem Festivalleiter in Sachen musikalischem Stil und Ästhetik perfekt zum Hauptact des Abends passt. „Matt Bianco sind Pioniere: Sie waren die ersten britischen Künstler, die Pop und Jazz kombinierten, und später mit lateinamerikanischer Musik vermengten“, sagt Menéndez. Die Band um den Sänger Mark Reilly blickt auf eine lange, erfolgreiche Karriere zurück. Auf Mallorca werden sie zu siebt auf der Bühne stehen und ihre größten Hits spielen. „Sie machen Musik, die sich sowohl zum Tanzen als auch nur zum Zuhören eignet“, so der Festivalleiter. Und er ist sich sicher, dass deren Fans auch von der Swing-Jazz-Mischung mit Soul, Blues und Rock&Roll von Swingin Tonic höchst angetan sein werden.

Konzert-Highlight am Dienstag

Ein Highlight, auf das sich Menéndez persönlich besonders freut, ist das Konzert am 7. November: Erstmals gastiert auf der Insel die gefeierte anglo-amerikanische Jazz-Sängerin Stacey Kent – und das zum Auftakt ihrer Tournee. „Das ist fast ein Wunder, weil sie so gefragt ist“, sagt Menéndez und schwärmt von einem Repertoire, in dem sich Einflüsse von Brasilien bis Frankreich elegant verschmelzen. 2021 machte Kent, die in mehreren Sprachen singt, mit dem während des Lockdowns auf-genommenen Projekts „Songs From Other Places“ von sich reden, einem Studioalbum mit dem Jazz-Pianisten Art Hirahara.

Für die musikalische Unterstützung auf Mallorca konnte der Festivalleiter gewissermaßen eine Exotin gewinnen – eine Künstlerin von der kleinen Baleareninsel Formentera: María José Cardona, die mit dem mallorquinischen Produzenten Miquel Brunet das Duo Imaràntia bildet. „Ich mag es, wie Brunet mit Musik von den Balearen arbeitet. Das Duo hat ein wunderschönes, intimes Album aufgenommen, das den Abend gut abrundet“, sagt Menéndez. Einziger Wermutstropfen: Das Konzert findet an einem undankbaren Tag statt. „Einem Dienstag! Das ist ganz schwierig“, klagt er in gespielter Übertreibung der Verzweiflung. „Aber ich appelliere an alle, die nicht gern unter der Woche ausgehen, sich einen Ruck zu geben. An einem Dienstag auf Mallorca kann man gar nichts Besseres tun!“

Wieder ganz auf der Spur

Der Sänger Zenet bringt dieses Mal die Flamenco-Note ein. / Gregorio Marrero

Von Flamenco bis hin zu Gospel

Im vergangenen Jahr war Carmen Linares zu Gast, diesmal sorgt beim Jazz Voyeur der vielseitige Künstler Zenet für die Prise Flamenco und die spanische Note, die dem Festivalleiter sehr am Herzen liegt. Auch hier sei die Auswahl nie leicht, da sie im Rahmen eines Jazz-festivals Sinn ergeben müsse. Der in Málaga geborene Sänger Zenet (bürgerlich: Antonio Mellado Escalona) liefert nun am 11. November genau die richtige Mischung aus Flamenco, Jazz und Pop. „Außerdem hat er erst ganz selten auf der Insel gespielt, allein deshalb verdient er eine große Bühne mit seiner Band“, sagt Menéndez. Der auf Mallorca ansässige Jazz-Musiker Pedro Rosa sorgt zudem mit seinem Quartett für Stimmung. Besonders schön in diesem Fall: Beide Gruppen kennen sich gut und sind befreundet. Laut dem Festivalleiter eine gute Voraussetzung für mögliche „unvergessliche Überraschungen“ an diesem Abend.

Keine Überraschung, aber ein beliebter Klassiker des Festivals, ist der Auftritt eines Gospelchors. Diesmal beseelt am 14. Dezember – mit Verstärkung durch die Palma Gospel Singers – der Chicago Mass Choir das Publikum in der Vorweihnachtszeit. „Der Chor besteht aus 18 wundervollen Stimmen und lässt das legendäre Werk von B.B. King wieder aufleben“, sagt Menéndez. Der Festivalabschluss am 15. Dezember trumpft dann nicht nur mit dem Inhalt auf – geboten ist eine Hommage an den spanischen Jazzpianisten Tete Montoliu, die vom Ignasi Terraza Trío, Perico Sambeat und Maria del Mar Bonet bestritten wird. Auch der Schauplatz ist, dem Anlass eines glamourösen Finales entsprechend, feierlich: Menéndez steht dafür zum ersten Mal nach langer Pause wieder das Teatre Principal in Palma zur Verfügung.

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