"Seit 24 Jahren in prekärer Situation": Das verfallene Theater Defensora in Sóller ist eingestürzt

Der Kollaps am Dienstag (5.9.) ist das tragische, vorläufige Ende eines Gebäudes, das im 20. Jahrhundert seine Blütezeit erlebt hatte

Das Theater Defensora nach dem Einsturz.

Das Theater Defensora nach dem Einsturz. / J. Mora

Joan Mora

Die Geschichte des Theaters Defensora in Sóller hat ein neues, trauriges Kapitel hervorgebracht: Am Dienstagmorgen (5.9.) um kurz nach neun Uhr ist das Dach des Gebäudes eingestürzt. Die Ursachen für den Einsturz sind noch nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass die Struktur des Gebäudes durch die starken Regenfälle und den starken Wind, die in den letzten Wochen über Sóller hinweggefegt sind, geschwächt wurde. Der Ort verliert damit einen wichtigen Teil seiner Geschichte und Kultur: Das Theater wurde im 19. Jahrhundert erbaut und erlebte im 20. Jahrhundert seine Blütezeit.

Die Polizei, die Guardia Civil und später die Feuerwehr trafen nach dem Einsturz vor Ort ein und sperrten den Bereich ab. Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung überwachten die Beseitigung von Trümmerteilen, die auf die Straße zu stürzen drohten. Bürgermeister Miquel Nadal und Vertreter der Lokalpolitik in Sóller besuchten den 'Ground Zero', zu dem die Defensora Sollerense im Laufe des Vormittags geworden war.

Der Einsturz des Theaters hat außerdem den Einsturz eines angrenzenden Hauses verursacht. Die Trümmer haben das Dach des Hauses und die Decken im Inneren zum Einsturz gebracht. Verletzt wurde bei beiden Vorfällen niemand.

Jahrelange Kontroversen wegen Restaurierung

Der Einsturz des Theaters war der Todesstoß für ein verfallenes Gebäude, das die MZ zuletzt im Jahr 2018 besucht hatte – im Zuge einer Ausstellung mit Performance der Sprachkünstlerin und visuellen Poetin Ginka Steinwachs. Schon damals bezeichneten wir das Theater als einen „kaputten, morschen, einfach wundervollen, verwunschenen Ort für so ein Unterfangen.“ Die Bühne durfte man nicht mehr betreten, das wäre laut Ginka Steinwachs lebensgefährlich gewesen. Jenes Projekt sollte die letzte Ausstellung vor der geplanten Restaurierung sein.

Das Rathaus hatte seine Sanierung im Jahr 2000 mit der Erneuerung des Daches begonnen, und nach jahrelangen Kontroversen wurde 2018 erneut mit der Umgestaltung begonnen. In zwei verschiedenen Phasen wurden die Arbeiten bis vor wenigen Monaten mit einer Investition der Regierung in Höhe von 600.000 Euro durchgeführt. In mehr als 20 Jahren flossen fast zwei Millionen Euro in das Gebäude. Doch die Arbeiten wurden im April aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen der Gemeindeverwaltung und der ausführenden Firma wegen gestiegener Materialkosten unterbrochen und kamen zum Stillstand.

Schutt auf der Straße nach dem Einsturz des Theaters.

Schutt auf der Straße nach dem Einsturz des Theaters. / J. Mora

Gebäude soll wieder aufgebaut werden

Bürgermeister Miquel Nadal versicherte, das Gebäude wieder aufbauen zu wollen. Als Erstes will das Rathaus als die Hauptfassade des Gebäudes mit einem Gerüst sichern, um deren Einsturz zu verhindern. Die Opposition forderte, schnell zu handeln. PSOE-Sprecher Jaume Mateu erklärte, dass "die Restaurierung des Theaters jetzt mehr denn je Realität werden" müsse.

Dass es überhaupt zum Einsturz kam, ist für viele Ortsbewohner ein Armutszeugnis der Politik. So kritisierte Jaume Casasnovas, Vorsitzender des Vereins Defensora Sollerense, der das Gebäude 1998 an das Rathaus abtrat, dass sich das Theater seit 24 Jahren in einer prekären Situation befände. Der renommierte Archäologe Jaume Deya Miro bemängelte, dass solche Themen, die mehr die Einwohner von Sóller als die Urlauber betreffen, schon seit langem keine Priorität mehr hätten. /bro