Punkrock zu Weihnachten: Die Gruppe mit dem lustigsten Bandnamen von Mallorca gibt ein Konzert in Palma

Ausflug in den Underground: Die Fundación Francisco Frankenstein präsentiert ihr drittes Album „Gente de bien“ – im neuen Raum des Club Mutante

Posen kann er: David Clavo, Frontmann der Band Fundación Francisco Frankenstein.

Posen kann er: David Clavo, Frontmann der Band Fundación Francisco Frankenstein. / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Am 26. Dezember gibt es ein Weihnachtskonzert mit Wumms. Denn die mallorquinische Band Fundación Francisco Frankenstein ist nicht gerade für Besinnlichkeit bekannt, sondern für Punkrock in bester Ramones-Manier– mit rasanten Rhythmen, originellen, ironisch-bissigen Texten und enorm viel Spaß.

Selbst wenn man die oft unter zwei Minuten dauernden, energiegeladenen Songs nicht kennt, die David Clavo, Tere Planas (beide Gesang und Gitarre), Steve Withers (Bass) und Toni Toledo (Schlagzeug) in die Menge abfeuern: Die repetitiven Parts gehen so schnell ins Ohr, dass man oft aus dem Stand mitsingen kann. Sofern man nicht zu laut lachen muss über Zeilen wie: „Yo no te quiero por tu dinero. Ni por la herencia de tu tío que es marqués“ („Ich liebe dich nicht wegen deines Geldes. Auch nicht wegen des Erbes deines adeligen Onkels“) oder „Te ayudaremos a impulsar tu carrera profesional“ („Wir helfen dir, deine Karriere voranzutreiben“).

"Wir machen das mit viel Liebe"

Unterhält man sich mit dem charismatischen Frontmann David Clavo – man könnte mit ihm problemlos bis in die Nacht hinein am Tresen versumpfen – fällt indes ein Satz häufiger als alle anderen: „Lo hacemos con mucho cariño“ („Wir machen das mit viel Liebe“).

Die Band, die im Zuge der Pandemie als Zeitvertreib befreundeter Musiker entstand und nun bereits ihr drittes Album „Gente de bien“ („Gute Menschen“) präsentiert, hat nicht den Anspruch, immer größer und besser zu werden, Arenen zu bespielen oder musikalisch das Rad neu zu erfinden. Aber sie ist ein Ventil, um mit Humor und Respektlosigkeit dem Irrsinn der heutigen Zeit zu trotzen. „Mich inspirieren das Leben allgemein und die Dummheit der menschlichen Spezies. Es tut gut, darüber zu lachen“, sagt Clavo. Gerade in kleineren Clubs springt dieser Funke über.

Bewährter Sound mit stärkerer weiblicher Note

Der Musiker, der statt seines echten lieber sein „geistiges Alter“ nennt (nämlich 14 Jahre), ist seit Langem in verschiedenen kreativen Projekten involviert. „In den letzten Jahren war ich ziemlich aktiv als Manager des ‚Hombre Lobo Internacional‘“, erzählt er. Danach gefragt, ob er nicht selbst unter der Maske dieser so erfolgreichen wie schrägen „One Wolfman Band“ steckte, zwinkert er nur und sagt: „Man muss es wie die Politiker machen und eine Lüge nur lange genug wiederholen ...“

Die Fundación Francisco Frankenstein – eine Verballhornung der zu Ehren des Diktators gegründeten Stiftung Fundación Francisco Franco – setzt hingegen auf dem neuen Album weiter auf ihren bewährten Sound. Mit einer Neuerung: Die weibliche Stimme von Tere Planas bekommt mehr Raum und sorgt für einen erfrischenden Kontrast zum tief grollenden Gesang des Frontmanns. Nach ihrem ersten Gastauftritt beim Song „Yo no te quiero“ ließ sie sich überreden, festes Mitglied zu werden. „Heute ist sie die Präsidentin der Fundación“, sagt Clavo, der con mucho cariño über seine Bandkollegin spricht: „Sie hat eine Menge Präsenz und von allen weiblichen Stimmen auf Mallorca und in der Welt meine Lieblingsstimme – und das sage ich nicht nur, weil ich mit ihr zusammen Musik mache.“

Weihnachtstradition im Club Mutante

Zwar seien sie natürlich keine Hippies, aber die Chemie innerhalb der Band sei mit die beste, die er bislang erlebt hätte, sagt Clavo. Das merke er insbesondere auf Tour, bei Konzerten außerhalb von Mallorca: Die Fundación hatte schon einige Auftritte auf dem spanischen Festland, auch bei Festivals. Das Weihnachtskonzert im Club Mutante findet nun schon das dritte Jahr in Folge statt – man kann also beinahe von einer lieb gewonnenen Tradition sprechen, die auch der Tatsache geschuldet ist, dass Clavo gut mit dem Clubbetreiber David Valle befreundet ist.

Allerdings sind die Räumlichkeiten in diesem Jahr neu. Der Club Mutante, eine der extrem rar gesäten Bastionen für alternative (Live-)Musik auf Mallorca – quasi der Teenage Mutant Ninja Turtle in einem Gehege voller Schildkröten –, ist nach zwei Jahren nahe der Plaça Gomila nun nach Santa Catalina umgezogen. Am 30. November war die Eröffnungsparty.

Programm jenseits von Mainstream

„Wir wussten damals schon, dass der erste Standort ein begrenztes Haltbarkeitsdatum haben würde, weil dort ein Hotel einziehen sollte“, sagt David Valle, der in früheren Jahren schon mit dem Maraca Club in Palma auf ein musikalisches Programm jenseits von Mainstream gesetzt hatte. Nach der Zwischenmiete musste jetzt ein neuer Raum für den Club Mutante gefunden werden. Für Valle kein Grund zur Trauer, denn die Gegend von Gomila sei längst nicht mehr die Feierhochburg, die sie einmal gewesen ist – und ein Umzug näher Richtung Stadtzentrum, wo nachts etwas los ist, definitiv eine Verbesserung.

Die neue Mutation des Clubs bietet einen großzügig geschnittenen Raum, dessen Wände der Künstler Pato Conde verschönerte. Konkurrenz durch andere Discos und Bars im Szeneviertel fürchtet der Clubbetreiber nicht: „Wir wollten uns schon immer von dem abheben, was die anderen machen. Und das können wir auch am besten“, sagt Valle. „Ich verstehe nichts von Reggeaton. Am Ende mache ich immer, was mir selbst gefällt.“

David Valle, Betreiber des Club Mutante.

David Valle, Betreiber des Club Mutante. / Nele Bendgens

Ein treues Publikum hat er, auch wenn es nicht die großen Massen sind oder die jüngsten Hüpfer, deren Musikgeschmack noch reifen muss – mit Ausnahme der einen oder anderen Party mit elektronischer Musik. Die Besucher im Club Mutante seien überwiegend über 30. Fans der Fundación Francisco Frankenstein sind indes bunt gemischt. Und nach der Erfahrung einer früheren CD-Release-Party lässt sich prognostizieren, dass das Konzert eine Sause wird, bei der der Schweiß von der Decke tropft.

Konzert der Fundación Francisco Frankenstein, 26. Dezember, 19 Uhr, Club Mutante, C/. Industria, 8, Eintritt: 12 Euro (VVK), 15 Euro (AK), Karten unter: ticketib.com, Info: Instagram: @clubmutantepalma

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