Liebhaber zeitgenössischer Kunst kommen wieder auf ihre Kosten: Der Art Palma Brunch steht an. Zur besten Frühstückszeit können Sie sich am Samstag (26.3.) im Zentrum von Palma de Mallorca sowie im CCA Andratx und in der Galeria Maior in Pollença mit frischen Inspirationen versorgen.

Die zehn beteiligten Galerien des Verbandes Art Palma Contemporani servieren eine fein abgestimmte Mischung aus internationaler, nationaler und lokaler Kunst. Neben Einzelausstellungen von namhaften Künstlern wie Kimsooja, Rasmus Nilausen, Joachim Lambrechts oder Vera Mota gibt es auch Gruppenausstellungen zu entdecken: L21 vereint 16 Künstler verschiedener Nationalitäten und Genres, und die Galería Pelaires schafft einen Dialog zwischen Jannis Kounellis und Antoni Tàpies.

Erstmals als Ergänzung zum offiziellen Programm dabei ist dieses Jahr La Bibi Gallery, die im Sant Francesc Hotel eine Schau des ukrainischen Künstlers Aljoscha zeigt und dazu ab dem 6. April mit Michael Staniak das Herrenhaus Can Vivot bespielen wird.

Galería Pelaires

Ein Werk von Jannis Kounellis. B. Sastre

In der Galería Pelaires gibt es drei Ausstellungen zu erkunden: Der Leitfaden von „La infinitud de los soles“ ist die Vision von Kosmos und Materie des Gelehrten Giordano Bruno aus dem 16. Jahrhundert, der von der Existenz unzähliger ferner Sonnen mit jeweils eigenen Planeten überzeugt war. Die bedeutenden Künstler Antoni Tàpies und Jannis Kounellis teilen diesen Enthusiasmus: Die Unendlichkeit des Universums und die ständig im Wandel begriffene Materie sind Themen der Werke, in denen Asche, Staub, Feuer oder Kohle eine Rolle spielen, und die hier in einen Dialog treten.

Der erste Stock ist für Gori Moras Ausstellung „Layering Intimacy“ reserviert: Die Werke thematisieren die Geschichte der queeren Community, Erotik, Trends, Rollenbilder unserer Zeit und die Veränderung der Selbstwahrnehmung durch Technologie. Das dritte Projekt der Galerie ist „Dos figuras en aproximación“ von Rafa Munárriz: zwei zusammenhängende Skulpturen, die mit ihren gebogenen Metallplatten an die Hülle einer menschlichen Figur erinnern.

Galerie Kewenig

Kimsoojas „Meta-Painting“. Kewenig

Frei im Raum hängende, unbemalte Leinwände bilden mit drei Bündeln aus dem gleichen gräulichen Stoff die Installation „Meta-Painting“ im Oratorium von Sant Feliu der Galerie Kewenig (C/. Sant Feliu s/n). Die koreanische Künstlerin Kimsooja arbeitet häufig mit sogenannten „Bottaris“: traditionellen, kunstvoll gefalteten Reisebündeln, die neben dem materiellen Hab und Gut auch Immaterielles wie Gedanken, Empfindungen und Erinnerungen in sich tragen.

Statt aus leuchtend farbigen, luxuriösen Stoffen bestehen sie hier aus dem schlichten naturbelassenen Material, um einen räumlichen Bezug zu den schwebenden „Meta-Paintings“ der bespannten Keilrahmen zu schaffen. Auch sie lenken den Fokus auf das Unsichtbare und Verborgene: Es geht um nicht ausgeführte Malerei, um Malerei, die keine Farbe benötigt, und damit letztlich um die spirituelle Tiefe des Nicht-Tuns, das dennoch ein Ergebnis erzeugt, das wir wahrnehmen können.

Aba Art Lab

Ein Werk mit Pigment auf Leinen von Antoni Pedraza. Aba Art Lab

Die Kunst des Menorquiners Antoni Pedraza schöpft aus den Materialien, Texturen und Farben, dem Licht und Schatten der Balearen. Seine Werke für die Ausstellung „El Bell Record“, in der Galerie Aba Art Lab (Porta Sta. Catalina, 21) verdichten die Essenz der Inseln – Erde, Vegetation, Meer und Himmel – in Pigmenten. Die auf diese Weise reduzierte Materie und die Geste stehen beim Schöpfungsprozess im Vordergrund, sie gehen aber über die Form hinaus. Dem Künstler geht es bei seiner unprätentiösen Bildsprache nicht um das Erschaffen von Schönheit oder um die Vermittlung einer Botschaft, sondern um den Ausdruck von Reinheit, die der Natur innewohnt.

Galería Fran Reus

Ein Bild von Joachim Lambrechts. Galeria Fran Reus

From Bad Bats To Fat Cats“ heißt die Ausstellung von Joachim Lambrechts in der Galería Fran Reus (Passeig de Mallorca, 4). Die gewagten Bilder des belgischen Künstlers strotzen vor Freude und kindlicher Spontaneität, denn er plant die Kompositionen nicht. Als zweite Einzelschau zeigt die Galerie „Cada vegada estam més a prop, però no sé de què“ des mallorquinischen Künstlers Bartomeu Sastre. In den Werken „tarnen“ sich Texte, die mit den Bildern verschmelzen und den Betrachter herausfordern, sie zu entschlüsseln.

Galería Horrach Moyà

"Koleta Kalavera" von Francesc Rosselló. Horrach Moyà

Die Galería Horrach Moyà knüpft beim Art Palma Brunch an bewährte Konzepte an und präsentiert in den Räumen im Carrer Catalunya, 4 nach der Ausstellung „I Miss You (Only On Fridays)“ von Francesc Rosselló die Fortsetzung mit dem Zusatz „Ok, On Saturday Too!“. Der Künstler selbst sagt über seine mitunter schrillen Kreationen: „Wenn ich male, filtere ich all den Mist heraus, der sich in meinem Leben ansammelt, nehme diese lebenswichtigen Abfälle und halte sie fest.“

Am zweiten Standort (Plaça de la Drassana, 15) widmet die Galerie dem Künstler Girbent die Ausstellung „Museum Walls. The Seven Vermeers“: In sieben Fragmenten von nachgebildeten Musemswänden aus aller Welt, an denen Meisterwerke des Malers Vermeer hängen, manifestiert sich dessen Faszination für Museen und abendländische Bildtraditionen.

Galería Xavier Fiol

Ein Werk von Avelino Sala. Xavier Fiol

Titelgebend für die Ausstellung „When the Sleeper Wakes“ in der Galería Xavier Fiol (C/. Sant Jaume, 23A) ist der gleichnamige dystopische Roman von H. G. Wells. Der spanische Künstler Avelino Sala beschäftigt sich in seinen Werken mit dem Kollaps unseres Planeten, und hat aktuelle Geschehnisse wie Krieg in der Ukraine, Klimawandel und Menschen auf der Flucht auf dem Radar. Trotz seines kritischen Anspruchs versucht er, die bedrückenden Themen mit Tiefgang zu behandeln und ihnen zugleich mit poetischem Blick zu begegnen.

Pep Llabrés Art Contemporani

Ein Werk von Carlos Cartaxo.

Ein Werk von Carlos Cartaxo. Pep Llabrés

Der spanische Künstler Carlos Cartaxo sagt über seine Kunst: „Jedes Werk ist eine Reise, in der ich einen meditativen Dialog mit dem Bild führe, für dessen Analyse ich viel Zeit brauche.“ Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist in der Ausstellung „Several Windows“ bei Pep Llabrés (C/. Sant Jaume, 17) zu sehen. Cartaxos dreidimensionale Reliefs charakterisieren sich durch geometrische Elemente, die harmonische Kompositionen bilden. Der Künstler arbeitet mit Polen wie Hell-Dunkel, Ruhe und Bewegung, Oberfläche und Raum. Ein wichtiger Parameter ist die Farbe und ihr Zusammenspiel mit der Umgebung. Zudem will Cartaxo statt nüchternem Minimalismus dem Werk einen subtil prozesshaften Touch geben.

L21 Gallery

Daisy Dodd-Noble bei L21. L21

Ein reich an Kunst gedeckter Tisch findet sich wie üblich in der L21 Gallery (C/. Hermanos García Peñaranda 1A): Im ersten Raum zeigt sie die Gruppenausstellung „Brick Games“, die ausgehend von einer Installation von Richard Woods mit dessen klassischer Ziegelstein-Ikonografie eine Atmosphäre schafft, in der die Werke anderer Künstler, die sich mit dem Spiel, der Wiederholung und digitalen Welten beschäftigen, perfekt zur Geltung kommen.

Raum zwei ist der portugiesischen Künstlerin Vera Mota gewidmet: „From within the Midst of Things“ zeigt mit Zeichnungen und Skulpturen den Facettenreichtum ihrer Kunst, die aus unterschiedlichsten Materialien schöpft. Der dänische Künstler Rasmus Nilausen präsentiert im dritten Raum mit „Watchwords“ neue Malereien, die zu einem wilden Ritt durch Zitate und Anspielungen zur Geschichte der Kunst und Philosophie einladen.

Daisy Dodd-Noble ist in Raum vier erstmals mit einer Einzelausstellung bei L21 vertreten: In „Grounded“ erwarten die Besucher herbstlich angehauchte Bilder und eine Reflexion über Landschaft, deren Erhalt und die Idee von Zugehörigkeit. Im fünften Raum erhält Mira Makai mit „Chambers of Melting Sweets“ ihre erste Solo-Schau. Die ungarische Künstlerin erschafft ein Universum aus grotesken Figuren, die von ihren Lieblingsvideospielen, Mythologie und Pop-Kultur inspiriert sind.

Galería Maior

Ein Werk von María Lara. "Galeria Maior" <info@galeriamaior.com>

Einfache Streifen und parallele Farbbänder, harmonische Farbskalen, kaum wahrnehmbare Feinheiten in der Dicke der horizontalen Linien, die vor dem Auge zu vibrieren scheinen: In den Werken von María Lara (Granada, 1940) schwingt das Erbe der Farbfeldmalerei mit. Die Sensibilität der Künstlerin für Farbe und Komposition verleiht den Bildern eine emotionale Kraft, der nichts Spektakuläres oder Anekdotisches anhaftet. Die Galería Maior in Pollença (Plaça Major, 4) präsentiert mit „Percepciones de Interior“ eine Auswahl von Laras Arbeiten.

CCA Andratx

„Disaster with Snake and Infinite Patters“ von Andrew Jilka ANDREW JILKA

Die Fahrt zum CCA Andratx (Carrer S’Estanyera, 2) wird beim Brunch mit zwei Einzelausstellungen belohnt: Die Werke der Schau „From Above and Below“ des jungen New Yorker Künstlers Andrew Jilka experimentieren mit Wiederholung als Ordnungssystem. Die rhythmischen Kompositionen erzeugen Drama und Spannung und stellen Elemente wie Schlangen, Erdbeben oder mittelalterliche Löwen in neue Kontexte. Der französische Künstler Samuel Boutruche, der seit den 90ern mit Effekten der Simulation spielt, ist mit „Machine Learning“ vertreten. Die Werke zeugen von seinem Interesse für technische Bilder und deren Einflüsse.

La Bibi Gallery

Installation des ukrainischen Künstlers Aljoscha. blankuchi22

La Bibi Gallery hat sich auf „ephemeral exhibitions“ spezialisiert, also flüchtige Ausstellungsprojekte an besonderen Orten. Als assoziierte Galerie holt sie nun im Rahmen des Art Palma Brunch eine Schau ins Sant Francesc Hotel (Plaça de Sant Francesc, 5), die vergangenen September bereits in ähnlicher Form in Madrid zu sehen war: „Vivimos el mejor de los tiempos. Estamos comenzando a construir el paraíso II“ des ukrainischen Künstlers Aljoscha. Die Installation besteht aus mehreren seiner transparenten biofuturistischen Kunststoff-Objekte, die im Raum schweben. Die fremdartigen „Wesen“ sollen dem Betrachter unter anderem Respekt vor der Diversität des Lebens vermitteln.

Eine weitere Ausstellung der Galerie ist zwar ebenfalls Teil des Brunch-Programms, startet aber erst verspätet am 6. April: Dann wird Kunst von Michael Staniak im Herrenhaus Can Vivot (Carrer de Can Savellà) zu sehen sein. Wie im Sant Francesc Hotel bildet das historische Gebäude einen Kontrast zu den zeitgenössischen Werken: Für Staniak ist das Internet mit seinen virtuellen Welten mehr als ein Werkzeug, es wird zum zentralen Objekt der Reflexion.

Das Programm des Art Palma Brunch zum Download finden Sie unter artpalmacontemporani.com

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