Joan Simonet ist eigentlich ein gemütlicher Zeitgenosse. Aber der neue Entwurf des balearischen Landwirtschaftsgesetzes lässt den Geschäftsführer des Bauernverbands Asaja aus der Haut fahren. Angesichts des Streits mit den Hoteliers und der Landesregierung um die

Unterbringung von Urlaubern vergleicht er die Situation mit einem ungleichen Duell à la David gegen Goliath. „Wir werden von diesen beiden übermächtigen Gegnern regelrecht zerrieben", sagt Simonet.

Grund der Aufregung sind Bestimmungen in dem derzeit öffentlich ausgelegten Gesetzentwurf, die den Bauern zwar ein Zusatzeinkommen aus der Vermietung an Urlauber gestatten sollen, aber nicht in dem Umfang, wie ihn sich viele Landwirte wünschen. Geplant ist, dass Besitzer von Höfen, die noch bewirtschaftet werden, maximal drei Doppelzimmer an Urlauber vermieten dürfen - ohne diese Gästebetten vorher bei der offiziellen Bettenbörse kaufen zu müssen. Nach Vorstellung der Landesregierung soll es maximal drei Fremdenzimmer im Wohnhaus des Landwirts geben. Denkbar ist auch, ein Frühstück anzubieten und dann als Bed&Breakfast zu fungieren - ein bislang auf Mallorca unbekanntes Konzept.

Was den Landwirten nicht weit genug geht, ist für die mallorquinischen Hoteliers ein Affront gegen die eigene Zunft. Der Branchen-verband FEHM kritisiert, dass mit den geplanten agroestancias eine neue, den Landhotels (agroturismos) ähnliche Kategorie geschaffen werden soll, für die allerdings deutlich weniger Auflagen erfüllt werden müssten. Die Folge seien ungleiche Bedingungen und eine drohende Minderung der Qualität, so die Argumente der Hoteliers. Wer an Urlauber vermiete, müsse auch alle Auflagen der Tourismus-politik erfüllen.

Die Einwände gehen dem Bauernsprecher gehörig gegen den Strich. „Wir machen doch den Hoteliers mit diesem Angebot nicht einmal die Spur einer Konkurrenz", verteidigt Simonet seinen Plan. Dieser sieht vor, dass zumindest fünf bis sieben Zimmer mit insgesamt 10 bis 14 Gästebetten angeboten werden können. So sei das auch in anderen spanischen Regionen wie dem Baskenland oder Katalonien geregelt, nur so könnten die Landwirte rentabel arbeiten. In keinem Fall sei eine zusätzliche Bebauung vonnöten, argumentiert Simonet.

Bislang bekommen die Landwirte praktisch nichts vom Tourismuskuchen ab. Die derzeit 190 agroturismos auf Mallorca sind zwar auf dem Land angesiedelt, in ihnen geht es aber in erster Linie um Ruhe und Entspannung und nicht darum, frische Kuhmilch zu trinken oder die Eier von den auf dem Hof pickenden Hühnern zum Frühstück zu bekommen. Auch wenn beim Verband der Landhotels darauf verwiesen wird, dass vier Fünftel der Betriebe keine Luxushotels und in Familienbesitz seien. Lange Zeit hatten Mallorcas Bauern auch gehofft, dass die Hotels verstärkt ihre Produkte einkaufen und so Betrieben beim Überleben helfen. Doch die Zutaten fürs Buffet werden von Ausnahmen abgesehen vom spanischen Festland auf die Insel importiert.

Es gibt aber auch unter Mallorcas Landwirten Zweifel an der Initiative. Es sei ein Irrglaube, dass man mit „billigen Apartments auf den Höfen" die Probleme lösen könne, meint Landwirt Joan Gaià. Mallorcas Bauern bräuchten in der Tat neue Geschäftsmodelle, sollten aber vor allem auf konkurrenzfähige, qualitativ hochwertige Produkte setzen.