Drei Monate lang hat Pedro Sánchez, der spanische Ministerpräsident, jedes Wochenende im Fernsehen seinen Landsleuten die neuesten Entscheidungen zur Bekämpfung des Coronavirus erläutert, nun war es das vorläufig letzte Mal. Der Sozialist hat am Samstagmittag (20.6.) in einer TV-Ansprache ohne die schon zur Gewohnheit gewordene anschließende Pressekonferenz seine Landsleute dazu aufgefordert, auch über das Ende des Alarmzustandes an diesem Sonntag (21.6.) "wachsam" zu bleiben.

"Das Virus kann zurückkehren und uns in einer zweiten Welle erschüttern. Das müssen wir, koste, was es wolle, verhindern", so Sánchez. Der mit einem rigorosen Lockdown einhergehende Alarmzustand habe "Abertausende" Tote verhindert. Spanien hat über 28.000 Covid-Tote zu beklagen. Ohne die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens hätten es jedoch auch 450.000 Verstorbene sein können, so der Ministerpräsident, der damit eine internationale Studie zitierte.

Auch in der sogenannten "neuen Normalität" gelten noch diverse Einschränkungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Dennoch beginne nun eine "neue Etappe", die Wirtschaft springe wieder an, es könne wieder vorangehen, sagte der Ministerpräsident. Dabei gehe es aber nicht darum, zu dem vorherigen Status Quo zurückzukehren, sondern um eine grundlegende Erneuerung. Das Ziel sei eine "inklusivere" und "nachhaltigere" Wirtschaft. Hierbei sei auch Europa gefragt. "Europa muss Europa retten", so Sánchez.

Der spanische Premier dankte noch einmal allen Bürgern, und insbesondere den Beschäftigten im Gesundheitswesen, für die in den vergangenen Monaten erbrachten Opfer. Als Anerkennung dieser Anstrengungen und in Gedenken an die Verstorbenen soll in Spanien am 16. Juli eine Staatsfeier ausgerichtet werden. Noch wichtiger sei ihm allerdings, so Sánchez, dass man das Land nun "vereint" wieder aufbaue.

Das gelte vor allem auch für die Politik. Natürlich sollte man für seine Ideen streiten, doch dürfe dabei nicht eine gemeinsame Gesprächsgrundlage aufgegeben werden. Sánchez führt in Koalition mit der Linkspartei Unidas Podemos eine Minderheitsregierung an und sieht sich in einer aufgeheizten innenpolitischen Stimmung erbitterten Angriffen der konservativen und rechtsextremen Opposition gegenüber. /ck