Wer in diesen Tagen einen Anruf bekommt, bei dem ein Hausbesuch der balearischen Gesundheitsbehörden für die Corona-Impfung angekündigt wird, sollte stutzig werden. Denn auch wenn die Impfung an diesem ­Wochenende auch auf Mallorca tatsächlich beginnen soll, gibt es derzeit noch keine Hausbesuche - vielmehr sollen zunächst die Be­wohner von Seniorenheimen immunisiert werden. Nachdem Hinweise besorgter Bürger im balearischen Gesundheitsministerium ­eingegangen sind, wird deswegen offiziell ­gewarnt: „Die Behörden tätigen derzeit keine Anrufe, um Termine für Impfungen zu Hause zu vergeben", heißt es im Landesministerium. Man solle solche Anrufe ignorieren und besser Vorsichtsmaßnahmen treffen - es handle sich ganz offensichtlich um Betrug.

Wenn alles mit der logistischen Großoffensive klappt, treffen am Samstag die ersten Dosen des am Montag (21.12.) von der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffs der Firmen Pfizer und Biontech auf den Inseln ein, sodass am Sonntag balearenweit bereits bis zu tausend Bewohner geimpft werden können, wie die Landesregierung ankündigt. Der Zeitplan ist praktisch gleich in den meisten EU-Ländern: Die Impfdosen sind derzeit noch im Werk des US-amerikanischen Biontech-Partners Pfizer im belgischen Puurs gelagert. Dort werden die Ausgangsstoffe, die in den verschiedenen Produktionsstätten von Biontech hergestellt werden, weiterverarbeitet und ­abgefüllt. Bis zum 26. Dezember sollten die Dosen in jedem EU-Mitgliedsland sein.

Insgesamt beläuft sich die erste Lieferung für die Balearen auf 120.000 Impfdosen. Sie ­sollen während der ersten Phase der Impf­kampagne im ersten Quartal des neuen Jahres verabreicht werden. Da jeweils zwei Dosen ­notwendig sind, können so zunächst 60.000 Menschen geimpft werden, wobei die Ressourcen laut Gesundheitsministerin Patricia Gómez für täglich 500 bis 1.000 Personen reichen.

Keine speziellen Impfzentren

Auf den Inseln angekommen, werden die Kisten mit dem Impfstoff an alle öffentlichen Krankenhäuser verteilt. Die Einrichtung spezifischer Impfzentren ist auf Mallorca nicht nötig: Das staatliche Gesundheitssystem in Spanien verfügt schließlich über eine ­flächendeckende Infrastruktur in Form der Gesundheitszentren, insbesondere der PAC (Puntos de Atención Continuada), die im Gegensatz zum Hausarzt in Deutschland wie kleine Krankenhäuser organisiert sind. Die Umwidmung von Sporthallen wie in mehreren Bundesländern in Deutschland steht deswegen auf den Balearen nicht zur Debatte.

Notwendig war aber sehr wohl die Anschaffung von Tiefkühlgeräten im Wert von knapp 54.000 Euro. Die neun großen Geräte mit 828 Liter sowie die sechs kleinen mit 578 Liter Fassungsvermögen wurden Ende vergangener Woche geliefert. Auf Mallorca entfallen zehn Geräte - eines für jedes öffentliche Krankenhaus sowie sechs für die größeren Gesundheitszentren. Je nach Terminvergabe sollen die auf minus 40 Grad gekühlten Impfdosen nach und nach aufgetaut werden, wobei sie dann noch fünf Tage in konventionellen Kühlgeräten aufbewahrt werden können. Bereit liegen zudem rund eine Million Spritzen.

Zu Wochenbeginn wurden unterdessen im Krankenhaus Son Llàtzer - zum Teil per Videokonferenz - knapp 150 Krankenschwestern und -pfleger des öffentlichen Gesundheits­systems für die Verabreichung der Impfung eingearbeitet. Sie werden dafür zuständig sein, die Impfungen in den Seniorenheimen vorzunehmen. Und sie werden auch ihre Kollegen in den Privatkliniken impfen, so die Vorschriften des spanischen Gesundheitsministeriums. ­Damit einher gehe die Ausstellung oder Aktualisierung des Impfpasses, in dem die ver­abreichten Dosen vermerkt werden müssen, kündigte Sozialministerin Fina ­Santiago an. Sie betonte noch einmal, dass die Impfung auf den Inseln nicht obligatorisch, aber dringend empfohlen sei für alle Personen, die einer ­Risikogruppe angehören.

Nach den Bewohnern der Seniorenheime ist dann deren Personal an der Reihe, es folgen die Angestellten im Gesundheitssystem sowie auch Pflegebedürftige, die nicht in Einrichtungen untergebracht sind. In einer zweiten Phase folgen Senioren ab 65 Jahren, Personen mit Vorerkrankungen, sozial benachteiligte Bürger, des Weiteren Personen in essenziellen Berufen, in Gebieten mit hohen Corona-Zahlen sowie auch Schwangere.

Ministerin Gómez warnte die Bevölkerung davor, mit dem Beginn der Impfungen leichtsinnig zu werden. So vergehen zwischen der ersten und der zweiten Dosis drei Wochen, erst im Anschluss greife die Immunität. Ähnlich äußerte sich der spanische Gesundheitsminister Salvador Illa: Man stehe am Anfang vom Ende der Pandemie, noch nicht an deren Ende. /ff

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