Noch ist der Wurm drin: Dafür, dass die Balearen wie kaum eine andere Region in Spanien davon abhängig sind, dass Wirtschaft und Tourismus bald wieder anspringen, geht der Rhythmus der Impfungen gegen das Coronavirus auf den Inseln außerordentlich schleppend voran. Bis Montag (11.1.) waren gerade einmal 5.123 Dosen verimpft, am Mittwoch (13.1.) sollte dann etwas Schwung in die Sache kommen - tat es aber nur zum Teil. Denn auch am dritten Tag in Folge war von den von der spanischen Zentralregierung versprochenen 5.500 Impfdosen auf den Inseln nichts zu sehen, die eigentlich bereits am Montag (11.1) zur Verfügung stehen sollten. Schuld ist das Tief „Filomena", das Schnee und Eis über weite Teile des spanischen Festlands gelegt hat und den Transport erschwert.

Immerhin kamen am Mittwoch die ersten Behälter mit den Impfstoffen der Firma Moderna auf den Inseln an, die eigentlich erst für Freitag (15.1.) erwartet worden waren. Ebenfalls wurde am Mittwoch damit begonnen, das Gesundheitspersonal auf den Inseln gegen Sars-CoV-2 zu immunisieren. In einer ersten Phase geht es um 7.337 Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte und andere medizinische Angestellte, die „an vorderster Front" mit dem Virus in Berührung kommen, wie der Impfkoordinator der Balearen, Carlos Villafáfila, bei der Vorstellung der Impfkampagne am Dienstag (12.1.) erklärte.

Probleme mit Impfgegnern unter den Angestellten im Gesundheitsbereich gebe es nicht, so Villafáfila, der Meldungen widersprach, dass sich 40 Prozent der Mitarbeiter der Seniorenheime erst einmal nicht impfen lassen wollen. Laut des Geschäftsführers des Landeskrankenhauses Son Espases, Pep Pomar, haben sich bereits mehr als 90 Prozent des Personals der größten Klinik der Inseln zum Impfen angemeldet.

Villafáfila geht davon aus, dass alle Heimbewohner bereits bis Ende Januar ihre zweite Dosis verabreicht bekommen haben. Zugleich räumte er ein, dass das Pharmaunternehmen Pfizer bereits zum dritten Mal den vereinbarten Lieferplan nicht einhalte. Außerdem sagte er, dass auf den Inseln nicht einmal 40 Prozent der inzwischen verfügbaren Impfdosen verimpft worden seien. Damit liegen die Balearen spanienweit auf dem vorletzten Platz, nur Madrid schneidet noch schlechter ab. Villafáfila begründet den niedrigen Prozentsatz damit, dass ein großer Teil der bereits angekommenen Impfdosen für die zweite Impfung der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen aufgehoben wird, die im Falle der Biontech-Pfizer-Impfstoffe drei Wochen nach der ersten Impfung fällig wird. Bereits an diesem Wochenende (16./17.1.) beginnt in den Heimen die zweite Runde der Impfungen.

Kritik an der Impfkampagne kommt von der oppositionellen Volkspartei PP, aber auch vom Juniorpartner der Regierungskoalition. Antoni Noguera, der zuständige Koordinator für Més per Mallorca, forderte, die Impfungen möglichst schnell denjenigen zur Verfügung zu stellen, die in den wichtigen Wirtschaftsbereichen der Insel arbeiten.

Dass die Impfung offensichtlich die einzig effektive Waffe gegen die Pandemie ist, zeigt sich trotz strenger Restriktionen auf den Inseln einmal mehr in den Krankenhäusern. Am Mittwoch (13.1.) wurde der bisherige Höchststand von 115 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen aus dem vergangenen April eingestellt, allein auf Mallorca lagen 101 Menschen mit Corona in einem Intensivbett - Rekordwert. Auf Station mussten die Krankenhäuser der Insel 361 Patienten versorgen.

Und die Zahl dürfte in den kommenden Tagen und Wochen weiter steigen, denn die Zahl der Neuinfektionen ist unvermindert hoch. Von Dienstag auf Mittwoch wurden 674 neue positive PCR- und Schnelltests auf den Inseln gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz liegt mit Stand von Dienstag (12.1.) bei 304,75 Fällen auf 100.000 Einwohner und damit rund 40 über der vor Wochenfrist. Über die vergangenen sieben Tage liegt die Inzidenz laut der Corona-Ampel des Cercle de Mallorca gar bei 327. Sorgen bereiten vor allem die hohen Positivwerte der Tests, die am Mittwoch 14,87 Prozent erreichten. Sprunghaft steigen die Infektionen gerade auf Ibiza an, wo Gesundheitsministerin Patricia Gómez am Dienstag (12.1.) eine

Positivquote von 21 Prozent vermeldete.