Dr. Manuel Stiff, 60 Jahre, ist Rechtsanwalt und Abogado. Hier veröffentlichen wir seinen Erfahrungsbericht zur Impfkampagne in Deutschland und auf Mallorca:

"Ich lebe in zwei Welten, einerseits Münster in Westfalen und andererseits Palma de Mallorca. Im März hatte der zuständige Landesminister Karl-Josef Laumann in Nordrhein-Westfalen verkündet, dass Menschen mit schwangerem Ehepartner Vorrang beim Impfen haben, genauso wie Angehörige älterer pflegebedürftiger Familienmitglieder. Sie würden nun vorgezogen und unbürokratisch geimpft, hörte ich im Radio.

Ich rief sofort unter der zentralen Hotline an. Rund zehn Mal musste ich wählen, bis jemand mit mir sprach: Ja, das sei so, aber auch noch nicht so wirklich, ich solle es online mit der Terminbuchung versuchen. Allerdings konnte keine Option für schwangere Ehepartner ausgewählt werden, und bei der Eingabe meines Geburtsdatums flog ich aus dem System: „Sie sind noch nicht dran!", hieß es - Ende.

Nach weiteren telefonischen Nachfragen wurde ich einige Tage später an das Gesundheitsamt Münster verwiesen. Dort gelang es mir nach wiederum mehreren Tagen, eine sehr höfliche und hilfsbereite Frau ans Telefon zu bekommen, die mich aber an ihren Kollegen verwies, der nicht erreichbar war.

Letztlich gab sie mir den Tipp: „Schreiben Sie doch mal einen schriftlichen Antrag auf vorgezogene Impfung." Für einen Anwalt nichts leichter als das. Ich fügte die Bescheinigungen über die Schwangerschaft meiner Frau an sowie über drei ältere Damen, deren Pflege ich organisiere, nämlich meine eigene Mutter und zwei kinderlose Tanten.

Es geschah zwei Wochen nichts, bis meine Zeit in Deutschland abgelaufen war. Als ich dann in Spanien zurück war, rief der Herr vom Gesundheitsamt an und bestätigte telefonisch meine Impfberechtigung, ohne einen Termin zu nennen oder mir dabei zu helfen, wo und wie die Impfung denn nun umgesetzt werden könnte.

Da riss mir der Geduldsfaden, und ich rief bei der spanischen Hotline an. Es dauerte auch einen ganzen Tag und mindestens 15 Anrufe, bis ich an einem Freitagabend zwischen 19 und 20 Uhr jemanden erreichte. Die Dame fragte nur nach meinem Geburtsdatum und ob ich Sonntag oder am folgenden Montag geimpft werden wolle.

Ich wählte Montag, und es war dann AstraZeneca. Die Impfung brachte mir eine fiebrige Nacht, einen völlig verrädertenTag und noch zwei weitere erschöpfte Tage ein - aber ich bin geimpft. Fazit: Es lebe die spanische Impforganisation, die ich tatsächlich als viel effektiver und unbürokratischer erlebt habe als die deutsche." /ff

Hintergrund: Auf Mallorca ist die Online-Termin-Vergabe für die Corona-Impfung angelaufen

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