Lage ist schön, aber leider ein wenig laut. Frühstück war gut, von dem Abendessen waren wir sehr enttäuscht. Die Zimmer sind etwas hellhörig. Im Bad fehlte eine Klobürste.(TripAdvisor Bewertung Jan 2020)

Ein Leben ohne Klobürste stellt manche Menschen aus der westlichen Zivilisation vor schier unlösbare Probleme, ohne weiter ins Detail zu gehen zu wollen. In den Hotels der spanischen Kette Melia gehört das Toiletten-Utensil konsequent nicht zur Standard-Ausrüstung. Aus Hygiene-Gründen, heißt es aus dem Konzern.

Und auf Hygiene wird in diesen Tagen im „Hotel Palma Bellver, affiliated by Melia" besonders geachtet. Seit dem 1. Juni ist das Vier-Sterne-Hotel mit 384 Zimmern an der Hafen-Promenade in Palma de Mallorca das neue Quarantäne-Hotel der Insel (zuvor war es das Palma Bay am Kongresszentrum).

Positiv auf das Virus getestete Urlauber und ihre engen Kontaktpersonen sowie auch Menschen, die anderswo keine Möglichkeit haben, die Quarantäne einzuhalten, werden dort untergebracht. Am Montag wohnten nach Auskunft der Gesundheitsbehörde 12 Deutsche im Palma Bellver. Die Zahlen variieren von Tag zu Tag: Am 3. Juni etwa waren es 27.

Unter den Gästen, die von der Rezeptionistin Patienten genannt werden, befinden sich auch Annika (29) mit ihrer dreijährigen Tochter. Die MZ hat mit der Industriekauffrau aus Düsseldorf telefoniert und ihren Bericht protokolliert:

„Wir waren zu sechst für eine Woche in Cala de Muro. Am Vorabend der Abreise haben wir vier Erwachsene einen Test gemacht. Meiner war als einziger positiv. Daraufhin haben wir unsere Versicherung angerufen, die einen Arzt organisierte, der in unserem Hotel-Appartement einen Speed-PCR Text gemacht hat. Da waren auf einmal fünf von sechs positiv. Sogar mein elf Monate alter Sohn Daniel*. Nur meine drei Jahre alte Tochter Emily* (Namen von der Redaktion geändert) war erst negativ, vier Tage später wurde aber auch sie positiv getestet.

Der Schnelltest im Hotel hat für uns alle insgesamt 900 Euro gekostet. Aber wir haben Gott sei Dank eine Corona-Zusatzversicherung abgeschlossen. Das war die allerbeste Entscheidung, denn die Versicherung übernimmt 80 Prozent aller Kosten und ist für uns in allen Fragen erreichbar. Auch der Reiseveranstalter nimmt unsere Probleme ernst.

Zuerst wurden wir mit der Ambulanz ins alte Corona-Hotel gebracht. Das war ein Messehotel ohne Balkone, und die Fenster konnte man nur auf Kipp stellen. Wie im Gefängnis. Jetzt geht es uns besser. Jetzt haben wir einen Balkon und tollem Ausblick auf die Kathedrale und den Hafen. Nach zehn Tagen wird dabei das Zugucken beim Beschneiden von Palmen zum absoluten Highlight.

Mein Mann, meine Eltern und mein Sohn durften das Hotel mittlerweile negativ getestet verlassen. Sie haben sich direkt im Nebenhotel eingebucht. So können wir uns über die Balkone sehen und unterhalten.

Das Schlimmste ist aber das Essen. Morgens gibt es Kekse, Milch und Kaffee. Die Kekse sammeln wir mittlerweile, aber wir essen sie nicht mehr. Zum Mittag und Abend werden Hühnchenschenkel serviert oder etwas vollkommen Undefinierbares. Das Essen wird vom Krankenhaus angeliefert.

Einmal am Tag kommt eine Putzfrau in kompletter Schutzausrüstung. Der Anblick hat meiner Tochter anfangs gehörig Angst eingejagt, aber mittlerweile hat sie sich dran gewöhnt.

Wir versuchen morgens möglichst lange zu schlafen. Dann spielen wir. Wir joggen, klettern über Möbel, aus dem Bett wird eine Rutsche. Ich habe unser Planschbecken auf dem Balkon aufgebaut, und wir baden zweimal am Tag. Außerdem kennt meine Tochter jetzt alle Handy-Funktionen. Mit Kind vergeht der Tag auch hier schnell. Und wir haben wohl als Familie noch nie soviel Zeit miteinander verbracht. Emily erkläre ich unsere Situation so, dass wir eine Krankheit haben, die wir nicht bemerken, die aber ganz schlimm für alte Menschen ist."

Bis Ende Oktober ist das Hotel Palma Bellver von der Balearen-Regierung angemietet worden, um dort Corona-Patienten unterzubringen. Die Kosten belaufen sich auf 1.38 Millionen Euro.