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Warum der Preis des Gazpacho das eigentliche Wahlkampfthema in Spanien sein sollte

Was einst zu den billigsten und beliebtesten Gerichten der Mittelmeer-Diät gehörte, wird nun zu einem Gourmetprodukt, wie so viele andere Dinge, mit der die Inflation einige Verbraucher vom Markt verdrängt

Der Aufruf zu Neuwahlen platzt mitten in die Gazpacho-Saison, diesem Wunderwerk der andalusischen Gastronomie, das so einfach zuzubereiten ist, dass es in jeder Ecke Spaniens meisterhaft gelingt, solange die Zutaten von höchster Qualität sind. Bis vor Kurzem demokratisierte es zudem das sommerliche Menü: Es kostete nicht viel, ihn zu servieren, bis man versuchte, uns davon zu überzeugen, dass die Belagerung von Charkow der Hauptgrund für den hohen Preis der Zutaten war, und wir aufhörten, den Gazpacho zu Hause zu machen, weil es billiger war, die Packung im Supermarkt zu kaufen. „Ich habe mich sogar geschämt, Paprika zu verkaufen“, gestand ein Lebensmittelhändler kürzlich gegenüber einer Tageszeitung.

Ein Billiggericht wird zum Gourmetprodukt

Was einst zu den billigsten und beliebtesten Gerichten der Mittelmeer-Diät gehörte, wird nun zu einem Gourmetprodukt, wie so viele andere Dinge, mit der die Inflation einige Verbraucher vom Markt verdrängt. Bei den derzeitigen Preisen kostet ein traditionell zubereiteter Gazpacho für eine Familie durchschnittlich 3,40 Euro. Ein Liter Fertig-Gazpacho macht in den gängigsten Supermärkten zwischen 2,40 und 2,60 Euro. Der Preis liegt bei 3,50 Euro, wenn man die als „frisch“ oder „hausgemacht“ beworbene Variante wählt, und bei 4,50 Euro, wenn es die mit dem gutem Olivenöl sein soll. Der Gazpacho ist in einem Jahr um 12 bis 14 Prozent teurer geworden.

Den Gehaltscheck mit den Deutschen tauschen

Ich habe im Wahlkampf vermisst, dass über den Gazpacho – oder, wenn Sie so wollen, die exorbitanten Preissteigerungen – mehr gesprochen wird. Und ich habe die Hoffnung noch nicht verloren, dass einige Kandidaten bis zum 23. Juli die Debatten auf Themen lenken werden, die wirklich die breite Bevölkerung betreffen. Sie werden sagen, und das ist wahr, dass Spanien der europäische Staat ist, der die Inflation am besten unter Kontrolle hat, aber das ist nur ein halber Trost. Schließlich würden wir unsere Gehaltschecks ohne Wenn und Aber sofort mit denen der Deutschen tauschen.