Meinung | inselstimmen

Neuwahlen in Spanien: Sánchez überrumpelt das Land – seine Spezialität

MZ-Kolumnist Matías Vallés analysiert die politische Gemengelage

Pedro Sánchez auf Mallorca.

Pedro Sánchez auf Mallorca. / GUILLEM BOSCH

Pedro Sánchez wird von einem Soap-Opera-Drehbuchautor programmiert, der der Realität immer wieder eine Wendung gibt, um sie ins Unglaubwürdige zu lenken. Der Zuschauer weiß, dass der Protagonist nicht verschwinden kann, weil dann das Drama vorbei ist. Nun aber ist es vorbei. Der einzige Ministerpräsident, der in der Schlange der Arbeitslosen stand, übernimmt die Verantwortung für eine Niederlage, die aufgrund ihres Ausmaßes nur ihm gehört. Mit einem Omen, denn das massive Votum gegen Sánchez in Person seiner Regionalfürsten wird sich rasant verstärken, sobald sich die Gelegenheit bietet, den meistgehassten Bewohner von La Moncloa in der Geschichte der Demokratie abzusetzen.

Zielscheibe der kollektiven Wut

Vielleicht ist es nichts Persönliches, und Sánchez teilt mit seinen Amtskollegen auf der ganzen Welt wie Sanna Marin oder Jacinda Ardern den Status der Zielscheibe des Getöses und der kollektiven Wut, jener Leidenschaften, die die sozialen Netzwerke anheizen. Am Montagvormittag duckt sich der Regierungspräsident zum ersten Mal. Er stammelt seine letzten Worte. Er sagt nicht, dass er sich in die Hände von Rubalcaba begibt, wie sein Vorgänger Zapatero, aber er geht. Sein Schuldeingeständnis entbindet ihn nicht von der Buße, aber diese Geste eines englischen Herrschers, der sofort reagiert, unterscheidet ihn von der Dynastie der Politiker, die immer zögern.

Plötzlich möchte man Sánchez wählen

Am Donnerstag sind es fünf Jahre, die Sánchez in La Moncloa ist. Mit dem blassen Blick eines Schlaflosen hat er beschlossen, wieder einmal sein ganzes Land zu überrumpeln, seine Spezialität. Ayuso hat ihn in der ersten Runde der Regionalwahlen besiegt, jetzt muss er sich mit der Zusammenstellung seiner Artillerie beeilen, denn er verbraucht mehr Munition als die gesamte Ukraine. Yolanda Díaz steckt mitten in der Scheidung mit Podemos, und Feijóo ruht sich noch aus. Plötzlich möchte man Sánchez wählen, weil er sich auf die Seite der Verlierer schlägt, obwohl er wohl nur vergessen werden will.