Meinung

Beleidigte Sozialisten auf Mallorca: Francina Armengol und die Apokalypse

Statt angesichts der Machtübernahme durch die Konservativen den "demokratischen Notstand" auszurufen, sollte die scheidende Ministerpräsidentin lieber der Realität ins Auge sehen, findet "Diario de Mallorca"-Redakteur Miguel Vicens

Ministerpräsidentin Francina Armengol an einem Fenster des Regierungssitzes Consolat de Mar in Palma.  | FOTO: B. RAMON

Ministerpräsidentin Francina Armengol an einem Fenster des Regierungssitzes Consolat de Mar in Palma. | FOTO: B. RAMON / Miquel adrover, guillem Porcel

Die Zeit rast dahin, aber nicht für alle gleich. Seit ihrer Wahlniederlage am 28. Mai sei die Zeit auf den Balearen um 30 Jahre zurückgedreht worden, sagte Francina Armengol im Angesichts des Pakts zwischen PP und Vox, der es Marga Prohens erlaubt, allein zu regieren, und im Gegenzug den Einzug der rechtsextremen Partei in die Inselräte von Mallorca und Menorca ermöglicht.

Nur drei Tage später korrigierte sie sich noch einmal und sprach nun von einem 40-jährigen Rückschritt, wobei sie die Gelegenheit nutzte, einen „demokratischen Notstand“ auszurufen, gerade jetzt, wo die Bürger sich doch gerade an den Urnen geäußert haben.

Auch die Schonfrist der ersten 100 Tage einer Regierung gehört offenbar der Vergangenheit an. Die Exekutive von Prohens ist noch gar nicht gebildet und schon kündigt sich die Apokalypse an, die Abschaffung der Bürgerrechte und der Bruch jeglichen Konsenses.

Schauen wir uns das Wahlergebnis doch noch einmal an

Der Widerstand gegen Veränderungen ist eine ganz natürliche und verständliche menschliche Haltung. Aber die Katastrophe, die die Linke ankündigt, jetzt, wo sie an der Reihe ist, die Macht abzugeben, sich neu zu formieren, ihre Wunden zu heilen und vielleicht eine neue Führung zu suchen, ist so gewaltig, dass sie uns zwingt, noch einmal die Wahlergebnis anzuschauen, um zu prüfen, ob die Bürger für einen Wechsel gestimmt haben oder aber ob der Linkspakt der Macht beraubt wurde.

Die Opposition macht von der ersten Minute an mobil, mit einem Hauch von Arroganz seitens derjenigen, die sich für unentbehrlich halten und sich noch nicht mit der neuen Realität abgefunden haben. Aus verschiedenen Gründen bleiben Ministerpräsidentin Francina Armengol, Vizeministerpräsident Juan Pedro Yllanes, die Abgeordneten Miquel Mir, Rosario Sánchez oder auch Josep Marí der Machtübergabe fern. Das aber ist dann tatsächlich eine Geste, die von institutioneller Verantwortungslosigkeit und Missachtung der Demokratie zeugt.

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