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Nationalkatholizismus auf Mallorca? Was der heilige Alonso mit Franco zu tun hat

Ein Kommentar von Miguel Vicens zum Umgang mit historischen Figuren der Stadtgeschichte von Palma

Die umstrittene Darstellung des San Alonso Rodríguez.

Die umstrittene Darstellung des San Alonso Rodríguez. / Més per Palma

Die Regierung der Stadtverwaltung von Palma wurde unlängst beschuldigt, dem „Nationalkatholizismus“ von Franco durch das Aufhängen des Bildes eines Heiligen an der Fassade des Rathauses an dessen Festtag zu huldigen. „Wir fordern die Achtung der Religions- und Gewissensfreiheit und prangern Indoktrination an“, kritisierte in einer Pressemitteilung die Stadträtin und Sprecherin der linksökologischen Regionalpartei Més, Neus Truyol.

Wer ist der Heilige?

Es handelt sich um den Heiligen Alonso Rodríguez, einen Jesuiten, der von den Chronisten der Stadt als eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte von Palma und der Schule von Montesión sowie als der erste Heilige Mallorcas beschrieben wird. Er wurde zum Schutzpatron der Insel, und zu seinem Gedenken errichtete man 1885 am Fuße des Waldes von Bellver eine Kapelle.

Verdacht: Franco-Anhänger

Die Opposition hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, Alonso Rodríguez namentlich zu erwähnen. Nicht einmal, um die Stadtregierung der PP zu verunglimpfen, würde es ein Narr wagen, San Alonso, der 319 Jahre vor dem Militärputsch gegen die Regierung der Zweiten Republik starb, mit dem Franco-Regime (1939–1975) in Verbindung zu bringen. Aber vielleicht ist das zu viel verlangt von Stadträten, die in der vergangenen Legislaturperiode versucht haben, zwei Admirale der Schlacht von Trafalgar und einen des Kubakrieges als angebliche Franco-Anhänger von der Straßenkarte der Stadt zu tilgen. Und die in acht Jahren nicht in der Lage waren, den franquistischen Monolithen von Sa Feixina abzureißen.

Fassade des Rathauses.

Fassade des Rathauses. / Isaac Buj

Balkon als Privatloge

Sparen Sie sich also Ihre Kritik für Fronleichnam, wenn das Regierungsteam des Rathauses von Palma, wie es scheint, seine Türen für die Prozession wieder öffnet, seine Fassade schmückt, seine Fahnen auf Halbmast setzt und den Balkon in eine Privatloge der Behörden verwandelt. Aber lassen Sie bitte die Figuren der Stadtgeschichte in Ruhe, die Sie verachten, ohne sie wirklich zu kennen.

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