Was Mallorcas Taxi-Chef zum Taximangel, Uber und der Sonderspur vom Flughafen sagt

Gabriel Moragues sieht die Schuld für die Probleme nicht bei der Taxibranche. Für die Konkurrenz von Uber findet er deutliche Worte

Gabriel Moragues hält seine Branche für unschuldig am alltäglichen Taximangel.  | FOTO: B. RAMON

Gabriel Moragues hält seine Branche für unschuldig am alltäglichen Taximangel. | FOTO: B. RAMON / Fernando Guijarro

An den Taxihaltestellen warten die Passagiere derzeit wieder lange auf ein Fahrzeug. Verbandspräsident Gabriel Moragues bezieht Stellung zu den Problemen.

Es gibt schon wieder einen Taximangel. Wie ist die Lage aus Ihrer Sicht?

Das ist nicht vergleichbar mit dem vergangenen Jahr. 2022 war das totale Chaos. Es gab weniger öffentliche Verkehrsmittel, und die waren noch nicht kostenlos. Zudem war die Anzahl an Mietwagen geringer. Es stimmt aber, dass es punktuell zu Problemen kommt. Besonders wenn Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlegen. Die öffentlichen Verkehrsmittel können die Urlaubermasse nicht befördern. Das ist nicht die Schuld der Taxifahrer. Es fehlt einfach ein Plan, den wir seit Jahren einfordern.

Der Besucheransturm beschert Ihnen aber reichlich Arbeit …

Alles hat ein Limit. Man muss nicht besonders helle sein, um festzustellen, dass auf einer Insel begrenzt Platz ist. Die Infrastruktur ist jetzt schon absolut unzureichend.

Das Rathaus Palma hat 200 temporäre Lizenzen für den Sommer versprochen, aber im Endeffekt nur 51 verteilt.

Diese Taxifahrer können seit Mitte Juli arbeiten. Das Rathaus hat den Entschluss erst in der letzten Juniwoche gefasst. Jetzt schauen Sie sich an, wie lange es gedauert hat, ehe die Leute die Arbeit aufnehmen konnten. Zudem dürfen sie mit den Saisonlizenzen nur bis Ende September fahren.

Kommt es daher besonders in den Nachtstunden zu einem Taximangel?

Eigentlich nur am Wochenende, wenn die wenigsten öffentlichen Busse unterwegs sind. Bei Konzerten und Großveranstaltungen muss die Nachfrage bedient werden. Dafür sind wir aber nicht zuständig.

Die Taxibranche schiebt die Schuld für den Taximangel auch auf den dichten Verkehr. Ist es da nicht hinderlich, wenn die Sonderspur für Busse und Taxis vom Flughafen zum Zentrum abgeschafft werden soll?

Wir haben in den vergangenen fünf oder sechs Jahren 50 Prozent an Effizienz eingebüßt. Das bedeutet, dass wir mit der gleichen Anzahl an Taxis nur noch die Hälfte an Passagieren befördern. Schuld daran sind die Staus, nicht nur im Zentrum, sondern auch auf der Autobahn nach Palmanova. Ohne die Sonderspuren wäre der Taxibetrieb kaum noch möglich. Davon hängt auch unser Einkommen ab. Ohne die VAO-Spur müssten wir 30 Prozent der Passagiere am Flughafen stehen lassen. Statt sie abzuschaffen, sollte es sie auch noch in die entgegengesetzte Richtung geben.

Wie stehen Sie zum Tempolimit von 80 km/h auf der Ringautobahn?

Da war ich schon immer dagegen. Es bremst den ganzen Verkehr aus. Nachts, wenn kaum Fahrzeuge unterwegs sind, ist diese Maßnahme besonders sinnlos. Auf der linken Fahrspur hält sich sowieso niemand an das Tempolimit.

Viele Taxifahrer steuern nur den Flughafen an, da die Fahrten dort rentabler sind, und vernachlässigen ihre Pflichten im Zentrum.

Es ist wesentlich rentabler, Passagiere im Zentrum einzusammeln, als am Flughafen zu warten. Letzteres ist für den Fahrer aber wesentlich bequemer. Wer quält sich gern eine Stunde durch den dichten Stadtverkehr, wenn er in der gleichen Zeit beim Warten am Flughafen einen Kaffee trinken kann?

Einige Taxifahrer tun das durchaus …

Die Krönung ist, dass das Rathaus vor den Wahlen die Pflichtzeiten, die ein Taxi pro Monat im Zentrum von Palma fahren muss, von zwölf auf sechs Tage gekürzt hat. Das entbehrt jeglicher Logik. Zumal das niemand kontrolliert. Zwischen zwölf und 15 Tage Dienst im Zentrum wären angebracht. Sollte es dann zu einem Taximangel am Flughafen kommen, sind wir gut genug vernetzt, dass die Taxis binnen fünf Minuten dort sein können.

Wie steht es um die neue Taxi-App?

Wir träumen von dem Ibiza-Modell. Dort dürfen Taxis aus anderen Gemeinden einspringen, wenn irgendwo Not am Mann ist. Dafür brauchen wir neben einer App, die den Taxiservice vereint, auch den rechtlichen Rahmen. Wir warten darauf, einen Gesprächstermin bei der neuen Verkehrsministerin Marta Vidal zu bekommen. Wir wollen die App selbst entwickeln und den Behörden vorstellen.

Nachdem es jahrelang Schlägereien zwischen Taxifahrern und VTC-Lizenzinhabern (Mietwagen mit Fahrer) am Flughafen gab, haben beide Parteien endlich ein Abkommen getroffen. Warum hat das so lange gedauert?

Da wir auf ihre Dienste angewiesen sind, wenn wir selbst zu viel Arbeit haben, mussten wir Zugeständnisse bei einigen ihrer illegalen Praktiken machen. Dass sie die Passagiere am Flughafen abgreifen, ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber immerhin bezeichnen sie sich nicht länger als Taxis. Das war eine Provokation für uns.

Uber beschwert sich, dass die Mitarbeiter von Taxifahrern attackiert werden.

Die Uber-Fahrer sammeln Passagiere am Straßenrand ein, die die Hand heben. Das ist illegal. Überall, wo Uber auftaucht, gibt es Ärger. Das ist ihre Marketingstrategie. Ihre Glaubwürdigkeit ist dabei gleich null.

Sind denn die 50 Uber-Fahrzeuge wirklich eine so große Konkurrenz für die 1.600 Taxis?

Es geht um den Samen, den sie streuen. Sie öffnen die Tür für weitere Fahrer. Wenn wir das Problem nicht mit der Wurzel beseitigen, wird es sich ausweiten.

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