Das balearische Landwirtschaftsministerium hat am Donnerstag (1.7.) den medizinischen Notstand ausgerufen, weil auf Mallorca bei 19 Tieren die Blauzungenkrankheit festgestellt worden ist. Die Virusinfektion bedroht Schafe, Kühe und Ziegen, ist bisher aber nicht auf den Menschen übertragbar. Vier der befallenen Tiere sind bereits gestorben.

Wie Landwirtschaftsministerin Mae de la Concha bekannt gab, erarbeite man derzeit einen Notfallplan, um zu verhindern, dass sich die Seuche auch auf das Festland oder die anderen Balearen-Inseln ausbreitet. Unter anderem sollen präventiv in der nächsten Zeit keine lebenden Schafe oder Kühe von Mallorca aufs Festland exportiert werden - auch dann nicht, wenn es sich um nichtinfizierte Tiere handelt. Fleisch könne aber weiterhin verkauft werden.

Konkret sind bisher Fälle auf drei Fincas in Pollença, Inca und Campanet festgestellt worden. Testergebnisse von etlichen anderen Höfen stehen noch aus. Da in mehreren Fällen Symptome bei Tieren aufgetreten sind, gehe man aber davon aus, dass auch weitere Betriebe betroffen sind. Man befürchte zudem, dass sich die Seuche in den kommenden Monaten deutlich ausbreiten könnte.

Dennoch mahnte die Ministerin zur Ruhe. Menschen seien auch dann nicht gefährdet, wenn sie Fleisch oder Milchprodukte von an der Blauzungenkrankheit betroffenen Tieren äßen. Zudem werde das Virus nicht direkt von einem aufs andere Nutztier übertragen. Vielmehr sind es Mücken der Gattung Culicoides, die durch ihre Stiche für Ansteckungen sorgen.

Um eine weitere Verbreitung zu verhindern, sollen nun Massenimpfungen bei den rund 230.000 Schafen und Kühen auf Mallorca vorgenommen werden. Für Ziegen sieht die Landesregierung derzeit keine Impfungen vor. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge sind Schafe - insbesondere Lämmer - deutlich anfälliger, sich mit der Blauzungenkranheit anzustecken. 400.000 Impfdosen habe die Landesregierung bereits angefordert, Notschlachtungen seien nicht notwendig.

Die als Überträger geltenden Insekten sind vermutlich vom Balkan aus auf die Insel gekommen und halten sich vor allem in Feuchtgebieten oder an offenen Wasserstellen auf. In den kommenden Wochen sollen die landwirtschaftlichen Betriebe gereinigt werden, um eine weitere Verbreitung des Insekts zu verhindern.

Tiere, die sich mit dem Virus infiziert haben, leiden nach wenigen Tagen häufig unter anhaltendem Fieber, zudem treten oft Ödeme an den Lippen, den Augenlidern und den Ohren auf, und der Maulbereich färbt sich blaurot. Auch Geschwüre in den Schleimhäuten zählen zu den Symptomen der Blauzungenkrankheit. Nicht selten kommt es zu schaumigem Speichel- und Nasenausfluss, sowie Atembeschwerden. Bei trächtigen Tieren kommt es mitunter zu Fehlgeburten oder Missbildungen des Fötus. /somo