Noch vor wenigen Jahren sind sie auf dem Boden vergammelt - jetzt werden die Schoten des Johannisbrotbaums auf Mallorca sogar geklaut. Die Ortspolizei Algaida hat nun vier Personen festgenommen, die mutmaßlich mehr als 400 Kilogramm Johannisbrotbaumschoten vom Acker geklaut haben sollen. Der Grundstücksbesitzer hatte die mutmaßlichen Diebe auf frischer Tat ertappt und die Polizei gerufen.

Die Ortspolizei beschlagnahmte beim Eintreffen zunächst vier Säcke und wenig später in einem von den Beschuldigten angemieteten Lieferwagen noch einmal weitere zehn Säcke. Anscheinend wollten sie die Frucht, deren Preis in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, an eine Kooperative in Inca verkaufen.

Die Diebstähle von Johannisbrotbaumschoten haben sich in jüngster Zeit gehäuft. Die Balearen-Regierung hat deshalb eine Zertifikat-Pflicht eingeführt. Von August bis Mitte November muss beim Verkauf von Johannisbrotbaumschoten ein Dokument vorgelegt werden, aus dem die genaue Herkunft der Produkte hervorgeht und das Einverständnis des Eigentümers der Bäume zum Verkauf. Eine ähnliche Maßnahme war bereits 2020 zeitlich begrenzt eingeführt worden. In diesem Jahr ist das Zertifikat noch detaillierter.

Lieferwagen mit gestohlenen Schoten von Johannisbrotbäumen in Algaida (Mallorca). Ortspolizei Algaida

Kooperativen kaufen die Schoten des Johannisbrotbaums (auf Spanisch "algarrobo") zur Zeit etwa für 1 Euro pro Kilogramm. Das sind noch einmal rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Preis steigt seit Jahren stetig an, weil vor allem das Mehl der harten Johannisbrotbaumkerne als Zusatzstoff in der Lebensmittelindustrie beliebt ist. Das Mehl wird als Verdickungsmittel eingesetzt und stellt dabei eine gesunde Alternative zu anderen teils chemisch hergestellten Zusatzstoffen dar. Für das Kilogramm Kernmehl zahlen die Kooperativen sogar 12 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 7 Euro. Mallorca stellt international ein wichtiges Anbaugebiet führ Johannisbrotbäume dar.

Nicht nur die Kerne, sondern auch die trockenen, klebrigen, süßlichen und nach reifer Banane riechenden Schoten werden zunehmend erfolgreich vermarktet. Insbesondere Feinkost- und Bioläden verkaufen Algarrobo-Produkte als gesunde Alternativen zu Nussnougatcreme, Kaffee, Kakao oder Schokolade.

Über Jahrzehnte galt die Frucht als wertlos. Auf vielen Fincas vergammelten die Schoten auf dem Boden oder fanden allenfalls als Tierfutter Verwendung. Da bei Hungersnöten während und nach dem Spanischen Bürgerkrieg viele Menschen an der Mittelmeerküste gezwungen waren, sich mit dem Verzehr von Johannisbrotbaumschoten über die Runden zu helfen, hatten sie lange das Image einer Arme-Leute-Frucht. /tg