Die Nationalpolizei hat vier Bootsführer festgenommen, die im Juli mutmaßlich Migranten geholfen haben sollen, illegal nach Mallorca einzureisen. Dem aktuellen Ermittlungsstand zufolge gehören die Männer einer kriminellen Vereinigung an, die sich an der Not der Nordafrikaner bereichert.

Konkret sollen die Bootsführer die Überfahrt von Algerien organisiert haben, bei der es am 20. Juli 14 Migranten bis an die Küste von Cala Figuera im Südosten von Mallorca schafften, wo sie von Sicherheitskräften aufgegriffen wurden. Zudem sollen sie 35 Menschen über das Mittelmeer gefahren haben, die am 26. und 27. Juli bei Cabrera ankamen. Wie die Nationalpolizei berichtet, gehe man davon aus, dass sie auch an vielen weiteren Überfahrten federführend beteiligt gewesen sind.

Mallorca als Zwischenstation

Dass die Männer nicht nur Passagiere der Migranten-Boote waren, stellte sich nach zahlreichen Befragungen der aufgegriffenen Algerier heraus. Demzufolge sollen die Bootsführer 1.500 bis 2.000 Euro von jedem der Migranten gefordert haben, um sie über das Mittelmeer nach Europa zu bringen. Die lebensgefährliche Fahrt, bei der immer wieder auch Menschen sterben, dauert zwischen 30 und 48 Stunden.

Einer der festgenommenen Bootsführer muss sich nun nicht nur wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung vor Gericht verantworten, sondern auch wegen Bedrohung. So soll er während der Überfahrt die Bootsinsassen mit einem Messer eingeschüchtert und ihnen eingeschärft haben, ihn nicht als Bootsführer zu verraten.

Die Migranten sind nach ihrer Ankunft zunächst in der Obhut des Roten Kreuzes, werden dann aber in der Regel in ein Auffanglager auf dem Festland gebracht, von wo aus sie normalerweise in ihre Heimat zurückgeschickt werden. Da Algerien seine Grenzen aber immer wieder auch für die eigenen Landsleute schließt, kommt es nicht selten vor, dass die Behörden in Europa die Migranten sich selbst überlassen. Wie auch aus den jüngsten Gesprächen mit den Einwanderern hervorging, sind die meisten nicht darauf aus, auf Mallorca oder in Spanien zu bleiben, sondern wollen eigentlich nach Frankreich oder Belgien. /somo