Wer an der Playa de Palma keine Polizisten als Türsteher einstellte, wurde schikaniert. Das haben zumindest zwei Zeugen in dieser Woche im Mammutprozess rund um den Megapark-Besitzer Bartolomé Cursach ausgesagt. Im Prozess geht es um die Frage, ob die Unternehmensgruppe Cursach jahrelang Polizisten und Beamte mit Geld, Prostituierten und Drogen bestochen hat, um Vorteile für die eigenen Lokale und Nachteile für die Konkurrenz herauszuschlagen. Doch in den vergangenen Prozesstagen ging es weniger um Cursach selbst als um mutmaßlich korrupte Polizisten.

Am Montag (7.11.) sagte eine Zeugin aus, die zusammen mit ihrem Mann eine Diskothek von Bartolomé Cursach in Arenal gepachtet hatte. Sie sprach von Schikanen durch die Polizei. So sei ihnen beispielsweise einmal zwei Monate lang der Betrieb geschlossen worden, weil eine Bierkiste angeblich im Notausgang gestanden habe. An Wochenenden kam die Polizei immer zu den besten Geschäftszeiten", erklärte sie. Auch nach den Überprüfungen und Razzien seien die Beamten fast die gesamte Nacht vor dem Club geblieben. "Niemand kommt rein, wenn er die Polizei davorstehen sieht", klagte die Frau.

Ihr inzwischen verstorbener Mann habe ihr später erzählt, warum das Ehepaar schikaniert wurde, so die Zeugin: "Er sagte mir, das die Polizisten bei ihm als Türsteher arbeiten wollten und er sich geweigert hatte, sie einzustellen", erklärte sie im Prozess. Die Polizisten hätten dreimal so viel Lohn wie ein normaler Türsteher verlangt. In anderen Diskotheken in der Gegend, in der Polizisten als Türsteher arbeiteten, habe es dagegen nie so viele Inspektionen gegeben, so die Zeugin . Der Staatsanwaltschaft hatte sie zwei Namen von Polizisten genannt, die ihren Mann unter Druck gesetzt hatten. Die beiden Männer sitzen inzwischen zusammen mit Cursach auf der Anklagebank.

Zeugin sieht keine Verbindung zwischen Cursach und den Polizisten

Cursach selbst sah die Frau allerdings in keinerlei Verbindung mit den beschuldigten Polizisten. Auf Nachfrage von Cursachs Anwalt präzisierte sie: "Cursach hatte keinerlei Interesse daran, uns dicht zu machen."

Am Dienstag (8.11.) erzählte ein Zeuge dann eine sehr ähnliche Geschichte. Er habe einen Polizisten als Türsteher angestellt, um nicht so oft kontrolliert zu werden und weniger Strafen zahlen zu müssen. Der Mann leitete in den Jahren 2001 bis 2005 eine Diskothek im Carrer Berlín an der Playa de Palma. Im Jahr 2002 seien drei Polizisten zu ihm gekommen und hätten ihm empfohlen, einen aus ihren Reihen einzustellen. "Entweder du stellst einen Türsteher ein oder wir sorgen dafür, dass du schließen musst", hätten sie ihm offen gedroht.

Im Mittelpunkt des Verfahrens: Tolo Cursach, hier mit seiner Frau. Manu Mielniezuk

Der Mann willigte ein. Ein Ortspolizist namens Juan - den Nachnamen will der Zeuge nicht gekannt haben - habe mehrere Monate bei ihm gearbeitet. In dieser Zeit sei Ruhe in seinem Geschäft eingekehrt. Die Verteidigung legte allerdings mehrere Bußgelder vor, die in dieser Zeit gegen sein Lokal verhängt wurden. Der Zeuge konnte diesen Widerspruch nicht erklären.

Mammutprozess mit vielen Wendungen

Der Zeuge identifizierte zwei Polizisten von der Anklagebank. Einer von ihnen war auch unter jenen, die die erste Zeugin der Staatsanwaltschaft genannt hatte. Der andere Polizist, den der Zeuge identifizierte, sei jeden Mittwoch aufgetaucht, um für den "Service" zu kassieren.

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2003 sei es mit diesem "Wachdienst" wegen Umstrukturierungen in der Ortspolizei vorbei gewesen, erzählte der Zeuge. Ab dann habe es wieder regelmäßige Kontrollen gegeben.

Der Mammutprozess, bei dem 230 Zeugen vorgeladen sind, hat schon etliche Wendungen hinter sich. Ein Kronzeuge, der unter Polizeischutz stand, konnte sich beispielsweise an nichts mehr erinnern, ein anderer Zeuge beleidigte die Richterin so lange, bis sie ihn aus dem Raum verwies. Die beiden Clubbesitzer waren die letzten beiden Zeugen der Staatsanwalt, am Dienstag (15.11.) geht es mit den Zeugen der Nebenklage weiter.