Mit geflohener Gefängnisinsassin auf Mallorca verwechselt: Frau verbringt sechs Tage unschuldig hinter Gittern

Den Behörden war klar, dass sie die falsche Person geschnappt haben. Trotzdem gab es keine schnelle Lösung für den Fall

Die Frau kam unschuldig ins Gefängnis.

Die Frau kam unschuldig ins Gefängnis. / Efe

MZ

Es gibt das Klischee, dass sich alle Häftlinge als unschuldig betrachten. Im Falle einer 38-jährigen Rumänin war es nun wirklich so. Die nach Spanien ausgewanderte Frau wurde mit einer auf Mallorca geflohenen Insassin verwechselt und fälschlicherweise festgenommen. Erst nach sechs Tagen im Gefängnis konnte der Irrtum aufgeklärt werden.

Die Anwältin der Frau, die mittlerweile eine Schadensersatz-Klage eingereicht hat, wendete sich nun mit dem Fall an die Presse. Zu der Verwechslung kam es bereits im August. Noch heute würde ihre Mandantin aber unter den Folgen des Albtraums leiden, berichtete sie der spanischen Nachrichtenagentur "Efe".

Mirela Stoian wohnt seit 20 Jahren in Spanien und arbeitet als Köchin in einer Bar in Almuñécar (Granada). Sie selbst suchte eine Polizeiwache der Guardia Civil auf, um eine Anzeige wegen eines gestohlenen Motorrads aufzugeben.

Haftbefehl lag gegen sie vor

Die Beamten nahmen die Frau fest, da gegen eine Mirela Stoian ein Haftbefehl vorlag. Ihre Namensvetterin saß wegen Diebstahls im Gefängnis in Palma de Mallorca und nutzte eine Ausgangserlaubnis für die Flucht. Natürlich machte die 38-Jährige die Polizei sofort darauf aufmerksam, dass sie die falsche Person festnehmen. Das Problem: Auf dem Haftbefehl standen ihre kompletten Daten.

Die Anwältin kontaktierte umgehend einen Kollegen in Palma, der damals die echte Gefängnisinsassin betreute. Dieser bestätigte, dass es sich um eine Verwechslung handelte. Zumal die 38-Jährige ihrer Namensvetterin keineswegs ähnelte, wie auf einem von der Gefängnisaufsicht angefertigten Foto ersichtlich ist.

Dennoch mahlten die Mühlen der Behörden so langsam, dass der Guardia Civil keine Wahl blieb, als die falsche Person einzusperren. Auch der Gefängnisleiter in Granada versuchte erfolglos, die Kollegen in Palma umzustimmen.

Computer wählte falsche Person aus

Wie sich herausstellte, war ein Informatikfehler für die Verwechslung verantwortlich. Bei der Erstellung des Haftbefehls wurden aus nicht bekannten Gründen die Daten der unschuldigen Namensvetterin ausgewählt. Doch erst nach sechs Tagen entschuldigte sich die Justizbehörde von Palma und ordnete die Entlassung der Frau in Granada an. "Ich hatte Glück, dass meine Mutter aus Rumänien anreisen konnte, um auf meine 15-jährige Tochter aufzupassen. Sonst hätte ich wohl noch das Sorgerecht verloren", wird die 38-Jährige zitiert. /rp

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