Drei Priester sollen eine Frau auf Mallorca jahrelang sexuell missbraucht haben – keine Entschuldigung von der Kirche

Das Opfer brauchte jahrelange psychologische Betreuung, um über die Fälle sprechen zu können. Die Beschuldigten wurden vorläufig vom Dienst suspendiert

Die Jesuiten-Schule Montesión in Palma

Die Jesuiten-Schule Montesión in Palma / B. Ramon

Andrés Martínez

Schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche: Eine im Jahr 1970 geborene Frau wirft einem Priester und zwei Jesuiten-Patern vor, sie jahrelang sexuell missbraucht zu haben. Der Priester wohnt weiterhin auf der Insel, während die beiden Jesuiten mittlerweile aufs Festland gezogen sind. Die Vorfälle wurden im Jahr 2020 angezeigt, wurden aber erst jetzt bekannt- Die Kirche und die Jesuiten den drei Beschuldigten vorläufig untersagt, Gottesdienste abzuhalten und mit Minderjährigen zu arbeiten.

Erster Missbrauch an Jesuiten-Schule

Die Frau stammt aus einer erzkonservativen mallorquinischen Familie. Schon als Kind wurde sie von ihrem Vater sexuell missbraucht. Dies führte dazu, dass sie schon früh eine psychologische Störung entwickelte. Im Jahr 1985, als sie 15 Jahre alt war, nahm sie an der Jesuiten-Schule Montesión an außerschulischen Aktivitäten teil. Im Chor lernte sie den Jesuiten-Pater F.M.R. kennen, zu dem sie schnell ein Vertrauensverhältnis aufbaute. Sie erzählte ihm von dem Missbrauch durch den Vater.

So reagieren die Jesuiten

Der Leiter der Schule Montesión, Javier Monserrat, bestätigte am Sonntag (2.7.), dass die beiden beschuldigten Mitarbeiter des Ordens für den sexuellen Missbrauch der Frau verantwortlich seien. Monserrat verurteilte, dass die Schutzlosigkeit des Opfers für diese Taten ausgenutzt wurde. Er bat die Frau um Verzeihung, nicht nur für den körperlichen und psychischen Schaden, sondern auch dafür, dass der Orden ihr keinen Schutz gegeben habe. Monserrat erklärte zudem, der Orden werde in allen Belangen mit den Ermittlern und der Justiz zusammenarbeiten.

Anstatt der Jugendlichen zu helfen, begann der Geistliche ebenfalls, sie sexuell zu missbrauchen. Zunächst habe er sie zu Spaziergängen in Portixol und am Dic de l'Oest am Hafen gedrängt. Dort habe er versucht, sie zu küssen und zu streicheln. Alle Versuche, diese Annäherungen zu verhindern, schlugen fehl. Schließlich vergewaltigte er sie eines Tages in seinem Büro. Später nahm er sie zu einer Ferienfreizeit nach Extremadura mit. Dort zwang er sie, in seinem Zimmer zu übernachten, vorgeblich um sie "zu beschützen". "Die Nächte waren der reine Psychoterror", erklärt das Opfer. "Die Tür war abgeschlossen und ich wurde von oben bis unten missbraucht." Ihr Peiniger verlies später die Insel, schickte ihr aber noch bis 2021 Nacktfotos von sich per Whatsapp.

So reagiert das Bistum

Der mallorquinische Bischof Sebastià Taltavull erklärte, der Fall sei im Jahr 2020 dem Vatikan zur Bearbeitung übergeben worden. Dort sei es zu Verzögerungen gekommen, deren Gründe der Bischof aber nicht näher ausführte. Der angezeigte Priester sei von jeglicher öffentlicher Funktion abgezogen worden. Zudem wurde eine psychologische Behandlung und eine "ernste geistliche Aufsicht" angeordnet worden. Im Gegensatz zu den Jesuiten konnte sich der Bischof aber zunächst nicht zu einem Schuldeingeständnis und einer Entschuldigung bei dem Opfer durchringen. Allerdings versprach Taltavull, bei der Aufklärung des Falls mit der Justiz zusammenzuarbeiten.

Auch Nachfolger vergewaltigt sie

Drei Jahre nach den ersten Vorfällen, wurde die Frau erneut Opfer von Missbrauch. Diesmal war es ein Jesuiten-Pater namens L.A.S., der F.M.R an der Schule Montesión ablöste. Auch er nutzte die durch den vorherigen Missbrauch entstandene Unfähigkeit zum Widerstand, um die junge Frau zu missbrauchen und zu vergewaltigen. Angesichts der Sorge, dass die Vergewaltigungen zu einer Schwangerschaft führen könnten, habe er ihr gesagt, dass das ihr Problem wäre, erklärt das Opfer. "Ich werde bestimmt nicht mein Priesteramt aufgeben, sagte er." Auch dieser Täter schickte ihr noch bis 2020 sexuell explizite Fotos und Videos per Whatsapp.

Im Jahr 1994 wurde sie Opfer des Priesters J.C., den sie seit ihrer Kindheit kannte und der ein Freund der Familie war. Dieser habe durch das enge Verhältnis zur Familie gewusst, wie man die junge Frau gefügig macht. "Es nutzte die Verhaltensweisen, mit denen ich erzogen wurde: 'Ich darf dich anfassen, wo ich will. Ansonsten kriegst du eine gescheuert.' Also habe ich geschwiegen und gehorcht", erklärt die Frau.

Jahrelange psychologische Betreuung

Die Frau ist durch den jahrelangen Missbrauch psychisch behindert und arbeitsunfähig. Sie muss rund um die Uhr psychologisch betreut werden. In den vergangenen Jahren hat die Betreuung dazu geführt, dass das Opfer zahlreiche emotionale Blockaden gelöst hat. Erst nach drei Jahren war sie in der Lage, über den Missbrauch zu sprechen. Nur durch die Arbeit der Psychologen konnte sie die Fälle zur Anzeige bringen. /pss

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